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Landsberg
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Konzert: Gib mir den Blues

Konzert

Gib mir den Blues

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    Völlig aus der Art des Landsberger Orgelsommers geschlagen zeigte sich das Konzert des römischen Organisten Marco Lo Muscio am Samstagvormittag in Mariä Himmelfahrt. Die ältesten Komponisten auf dem Programm waren Eduardo Torres, Jahrgang 1872, gefolgt von György Ligeti, der fünf Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs in Ungarn zur Welt kam, und schließlich Noel Goemanne, der im Jahr 1926 geboren wurde. Die restlichen sechs Komponisten stammten vom Jahrgang 1944 aufwärts, wie etwa der dieses Jahr verstorbene Popmusiker Keith Emmerson, ehedem Kopf der Gruppe „Emmerson, Lake and Palmer“, die sich 1998 aufgelöst hatte.

    Der 45-jährige Lo Muscio hatte sich also fast ausschließlich zeitgenössische Tonsetzer für seinen Auftritt in Landsberg ausgesucht. Das muss auch mal sein, und das Publikum darf nicht erwarten, dass es nur rückwärts in der Musikgeschichte geht, denn man kann mit einer großen Orgel sehr wohl moderne Rhythmen und Melodien spielen kann. Das Landsberger Publikum kannte die Handschrift und die Virtuosität von Lo Muscio, hat er doch bereits vor zwei Jahren den 29. Landsberger Orgelsommer mit einem traditionellen Programm eröffnet und konzertierte schon 2012 in der Lechstadt.

    Eine reizvolle Fantasie über den Ohrwurm „Greensleeves“ aus der Feder von Carson Cooman (*1982) eröffnete den Reigen der 14 Stücke, die Lo Muscio in der Stadtpfarrkirche vortrug. Das sind etwas über drei Minuten auf eine Position gerechnet bei einer Dreiviertelstunde Konzert. Die Zeit ist mehr als nur ein formales Kriterium für eine Komposition, denn es stellt sich die prinzipielle Frage, ob man einen musikalischen Gedanken in dieser Kürze ausführen kann.

    Mit dem „Festtag“ von Goemanne ging’s weiter. Interessant bei dieser Komposition die Bedeutung des Basses. Denn das Motiv wird in den tiefen Lagen präsentiert. Spannend vor allem das Präludium Nr. 3 aus den „Three St. George Preludes“ von Thomas Aberg (* 1952). Besonders gut gefielen die Eigenkompositionen von Lo Muscio (Jahrgang 1971) selbst, vor allem die „Drei Ostinato Präludien“.

    Die „Passacaglia Ungherese“ von György Ligeti, dem Komponisten, der die berühmten „Atmospheres“ für Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltall“ geschrieben hatte, gelang Lo Muscio sehr gut. Eine Passacaglia dient dem Tanzvergnügen, denn der Ausdruck bedeutet soviel wie sich tänzerisch einen Weg bahnen. Ligeti hatte das Stück ursprünglich für Cembalo geschrieben, aber die Version für Orgel hörte sich auch nicht schlecht an.

    Was aber wirklich gut geklungen hat am Samstag, war der „Blues for the Common Man“ von Marco Lo Muscio. Da haben die langsamen Rhythmen die etwa 150 Zuhörer wirklich von den Bänken gerissen. Das war mal etwas ganz anderes als die streng geordneten Präludien und Fugen von Bach oder die schlackenlosen Choräle von Max Reger. Das ging ins Blut, das rührte die Emotion und zum Abschluss brachte Lo Muscio natürlich ein Stück in memoriam Keith Emmerson. Mit starker Emotion interpretierte Lo Muscio die „Fanfare for the Common Man“ von Aaron Copland in der Bearbeitung von Keith Emmerson. – Stürmischer Beifall und Bravorufe, die der sympathische Römer im Gang zwischen den Kirchenbänken mit Verbeugungen und strahlendem Lächeln entgegennahm.

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