Lechhansl. Unter diesem Namen ist Johann Baptist Baader noch heute im Landkreis bekannt. Vor 300 Jahren wurde der Kirchenmaler in Lechmühlen geboren. Seine Werke finden sich in der näheren Umgebung. Er hat Deckenfresken, Altarbilder und Kreuzwege geschaffen, aber auch Porträts auf Leinwand gemalt und Möbelstücke gefasst. Heuer, im Jubiläumsjahr, soll mit einer Reihe von Veranstaltungen und Projekten an ihn erinnert werden. Der Arbeitskreis Kultur Seestall, die Kreisheimatpflege und der Historische Verein Landsberg haben sich damit viel Arbeit gemacht. Sie wollen, dass der Künstler wiederentdeckt wird.
Bei einem Pressegespräch im Landratsamt wurde jetzt der Veranstaltungskalender des Jubiläumsjahres vorgestellt. Die Idee dazu hatte der Seestaller Arbeitskreis. Schnell habe das Projekt an Eigendynamik gewonnen. Davon zeigte sich Kreisheimatpflegerin Heide Weißhaar-Kiem begeistert. Jetzt gelte es an Johann Baptist Baader zu erinnern und das Interesse an ihm nun zu wecken. Fast alle Werke seien von Julian Leitenstorfer fotografiert worden. Nun sind sie digital erfasst. Die Fäden laufen bei der Grafikerin Ingrid Bräuer aus Seestall zusammen.
Heide Weißhaar-Kiem hofft, dass sich nun Fachleute näher mit dem Werk des Lechhansl auseinandersetzen. Eine Aufarbeitung seiner Leinwandmalerei fehle zum Beispiel noch gänzlich. An eine Biografie des Künstlers wagt sich Dr. Albert Thurner heran. Der Bürgermeister von Vilgertshofen begegnet dem Künstler täglich. Denn in seinem Wohnhaus sind noch drei Fresken von Johann Baptist Baader erhalten geblieben. Wie Thurner bei dem Pressegespräch sagte, suche er in den Archiven unter anderem nach dem Geburtshaus des Kirchenmalers in Lechmühlen. Zwei Gebäude stünden dabei zur Auswahl.
Neben der kleinen Kapelle in Lechmühlen soll ab Ende Mai eine Gedenktafel an den wohl bekanntesten Sohn des Fuchstaler Ortsteils erinnern. Wie Heide Weißhaar-Kiem sagte, werde die Gedenktafel auf zwei großen Mühlsteinen befestigt. Der Termin der Einweihung des Denkmals findet sich ebenso im Veranstaltungskalender, wie die Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr mit dem Festvortrag von Weißhaar-Kiem mit dem Thema „Johann Baptist Baader – Zu Leben und Werk“ am kommenden Sonntag im Festsaal des Historischen Rathauses in Landsberg. An diesem Tag werden auch die Landsberger Geschichtsblätter präsentiert, die dem Kirchenmaler einen Sonderteil widmen.
Für Anfang Mai ist eine zweite Auftaktveranstaltung geplant. Diesmal in der Gemeinschaftshalle Seestall. An diesem Tag präsentiert der Arbeitskreis die Broschüre „Johann Baptist Baader – Wiederentdeckung eines Künstlers“ und einen eigenen Internetauftritt. Ein Vortrag von Dr. Walter Reitler mit dem Thema „Der zweifelhafte Ruf des Johann Baptist Baader“ rundet die Abendveranstaltung ab. Die Organisatoren haben sich viel einfallen lassen. Unter anderem ein Barockkonzert am Abend des Karfreitag am Heiligen Grab in Stadl, einem der beeindruckendsten Werke des Künstlers. Weitere Vorträge und Exkursionen sollen das Interesse der Bürger am Lechhansl neu wecken.
Wer war dieser Mann? Welche Werke hat er hinterlassen? Der Geburtstag von Johann Baptist Baader ist nicht bekannt. Jedoch der Tag seiner Taufe, der 23. Januar 1717. In Lechmühlen wurde er „den achtbaren Müllerseheleuten Egidius und Eupherosine Baader, als ältestes von fünf Kindern“ geboren, heißt es im Taufregister. Seine Ausbildungs- und Gesellenzeit absolvierte er bei Johann Georg Bergmüller, dem katholischen Direktor der Augsburger Kunstakademie. Baaders erste Werke als selbstständiger Maler entstanden zwischen 1749 und 1752 in Leeder, Stadl und Osterzell.
Seine Malkunst entwickelte Baader wohl auf einer Studienreise nach Italien weiter. Fünf Jahre soll er sich dort aufgehalten haben. Einwandfrei belegt ist das nicht. Heide Weißhaar-Kiem will daher heuer noch die Studentenverzeichnisse in Rom durchsuchen. Auf alle Fälle entwickelte er seinen eigenen Stil. Er wählte volkstümliche Motive, malte Heilige und deren Legenden und stellte manche Martyriumsszene drastischer dar, als Kirchenmaler zuvor. Populär sind seine oft versteckten Selbstbildnisse – unter anderem in Wessobrunn, Türkenfeld oder Issing. Seine Kunst zeichne sich durch großes handwerkliches Können, vor allem aber durch Originalität, schalkhafte Details und liebevolle Darstellungen aus.
Johann Baptist Baader erhielt eine Vielzahl von Aufträgen von Pfarreien und Klöstern in der näheren und weiteren Umgebung. In seinem Wohnhaus in Lechmühlen hatte ein Atelier eingerichtet und schuf zwischen 1753 und 1780 jedes Jahr ein Deckenfresko. Wie Weißhaar-Kiem vermutet, muss er auch Personal angestellt haben. Anders seien die Aufträge nicht zu bewältigen gewesen. Dass andere Kirchenmaler am Werk waren, könne eventuell eine Erklärung für die wechselvolle Qualität der Arbeiten sein.
Wichtigster Auftraggeber Baaders war das Augustinerchorherrenstift Polling bei Weilheim. Zum Ende seiner Schaffenszeit übernahm er die Freskierung der Stiftskirche und der Stiftsbibliothek. Eine ehrenvolle Herausforderung, wie sie gewöhnlich nur Meistern von Rang angetragen wurde, wie die Kreisheimatpflegerin im Veranstaltungskalender schreibt. Am 25. August 1780 starb Baader ledig und kinderlos an Brustwassersucht in Schlehdorf bei Bad Tölz, wo er die neu erbaute Stiftskirche ausschmückte.
Den Bewohnern am Lechrain und im Pfaffenwinkel blieb Baader als einer der Ihren, als Lechhansl, in Erinnerung. Allerdings führten die Erzählungen über ihn auch zu mancher Verzerrung. So beschrieb in Peter Dörfler in seinem Roman „Die Wessobrunner“ als trinkfreudig und lasterhaft. Das hält Heide Weißhaar-Kiem allerdings für ein Gerücht. Schließlich habe das Kloster Polling nur seriöse Künstler beauftragt.
Kalender Die Broschüre „Johann Baptist Baader – Wiederentdeckung eines Künstlers“ mit dem Veranstaltungskalender liegt unter anderem im Reisebüro Vivell am Hauptplatz sowie in den Rathäusern der Landkreisgemeinden und in der Touristinfo aus.
Geschichtsblätter In der Touristinfo gibt es auch die kostenlosen Eintrittskarten für die Präsentation der Geschichtsblätter am Sonntag, 22. Januar, um 18 Uhr im Festsaal des Rathauses.