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Ritterturnier: Die Hütte brennt in Kaltenberg

Ritterturnier

Die Hütte brennt in Kaltenberg

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    Die Hütte brennt in Kaltenberg
    Die Hütte brennt in Kaltenberg

    Wenn es im Juli schneit, die Leute dennoch bester Stimmung sind, an Feuern sitzen, sich Geschichten erzählen, tapferen Rittern beim edlen oder manchmal auch hinterfotzigen Wettstreit zusehen, dann kann es nur Zeit sein für das Kaltenberger Ritterturnier, das seit 34 Jahren den Mittelalterfans auf Schloss Kaltenberg ein Rückzugsrefugium für die eigenen Träume bietet. Die Gauklernacht fing sie gleich am ersten Tag ein, das

    Gastroangebot deutlich erweitert

    Gastgeber dieser Zeitreise ist Haus- und Schlossherr Luitpold Prinz von Bayern, stets unterwegs auf dem risikoreich gewählten Grat zwischen Neuheiten und Altbewährtem. Er kennt die Phase vor den Spielen, wenn die Fragen unbeantwortet im Raum stehen, ob sich die sorgsam ausgeklügelten und ausgewählten Neuerungen auch tatsächlich als Attraktionen für die Besucher herausstellen oder man sie besser im darauffolgenden Jahr wieder durch andere ersetzt. Der Mittelaltermarkt ist mittlerweile ein zunehmend attraktiver für Anbieter und Akteure. Umso mehr ist es dem Wittelsbacherprinzen wichtig, Qualität zu bieten und auch einzufordern, von den Mittelalter-Treibenden ebenso wie auch von sich selbst.

    Spannend war daher für den Hausherrn selbst die Frage, ob und wie zum Beispiel Walhall, der Nachfolger des über Jahre hinweg beliebt gewordenen Königsschlosses, angenommen würde. Die über 14 Meter hohe Halle beeindruckt die Gäste der Gauklernacht, die in diesem Jahr den Kick-Off, die Premiere, für das mittelalterliche Treiben bestritt.

    Josua Labs und Ehefrau Betti aus der Nähe von Aachen, beide in wallende schwarze Gewänder mit zahlreichen Stickereien gekleidet, stehen auf dem Platz vor der großen Rabenbühne und lassen die Barbarenhalle auf sich wirken. Laabs, im wirklichen Leben in einer Großbäckerei beschäftigt, ist beeindruckt: „Ich hab im Internet davon gelesen und war schon gespannt.“ Beide waren sie Fans des Königsschlosses, das hat „seit Jugendzeiten irgendwie dazugehört“. Ein wenig Trauer sei schon noch vorhanden, gerade in der Gauklernacht, wenn abends die Schlosssilhouette dezent beleuchtet den Platz dominierte. An Walhall gefiel ihnen sofort die zur Seite offene massive Balkenbauweise. „Da bekommen wir jetzt das ganze Treiben weiterhin mit“, sprachen es kaum aus, da waren sie plötzlich entschwunden. Zwei der stark nachgefragten Plätze an einem der Tische waren gerade frei geworden.

    Überhaupt hatten Prinz Luitpold und seine Mitstreiter das Gastroangebot deutlich erweitert. Am Abend der Gauklernacht ein durchaus vertretbare Entscheidung, wenn auch das Verhältnis zwischen Gastronomie und lebendigen Schau- und Präsentationsstätten durchaus ausgereizt schien. Markus Wiegand, Pressesprecher des Kaltenberger Ritterturniers: „Das hing natürlich auch mit dem guten Wetter des Wochenendes zusammen, dass sehr viel im Außenbereich angeboten und genutzt werden konnte.“ Dennoch mussten gerade die rund 11000 Besucher am Premierenabend viel Geduld mitbringen und sich in lange Warteschlangen einreihen, um an Bärlauchsemmeln, Rahmflecken und König Ludwig Bier zu kommen. Geduld oder besser Planung, Vorbereitung und eine gute Taktik waren durchaus hilfreich, um möglichst viele der angebotenen Vorführungen auf den Bühnen des Schlossgeländes auch von einem guten Platz mitverfolgen zu können. Teilweise fanden sich dort schon lange vor dem nächsten Schauspiel die ersten Zuschauer ein, beziehungsweise blieben dort gleich sitzen.

    Andere wiederum nutzten die Zeit, um sich die Angebote der Fieranten, der Handwerker und Händler genauer und etwas ungestörter zu betrachten. Vor allem diejenigen Besucher, die Jahr für Jahr nach Kaltenberg kommen, werden sich freuen, wie sich der Markt und das gesamte Gelände und damit auch das Fest stets fortentwickeln. Wunderschöne Lagerstätten, liebevoll mit möglichst originalgetreuer Ausstattung hergerichtet, laden die Besucher ein, gerne auch auf ein Zwiegespräch über Motivation und Historie des persönlichen Engagements für eine Zeit, die ja eigentlich nur aus dem gesicherten Bewusstsein der Gegenwart in der Retrospektive eine romantisch verklärende Anmutung zulässt.

    Ritter mischen sich unter die Gäste

    Übrigens: Die Ritter und die am nächsten Tag dann ihre Premiere in der Kaltenberger Schlossarena im Kampf um den magischen Ring feierten, genossen diesen „arbeitsfreien“ Abend wie eigentlich jedes Jahr, indem sie sich unter die Gäste mischten. In der Alten Fasshalle, ab sofort ebenfalls das, was sie eigentlich darstellt, eine „Festhalle zur Verköstigung hochedler Gäste und des einfachen Volkes“, saßen sie mit an der Tafel und genossen, weitestgehend unerkannt, ihren Job von der einmal etwas weniger anstrengenden Seite. Marion Levavasseur zum Beispiel, im Turnier die Königin des Nordens Asmunda, macht nicht nur in wallenden Gewändern oder Reithosen eine gute Figur sondern auch im deutlich kürzeren schwarzen Kleid. Natürlich zogen sich die Kaskadeure der Stunttruppe Cavalcade dann rechtzeitig zurück, denn am nächsten Tag hießt es wieder „rauf aufs Pferd“ beziehungsweise rein in die Rüstung.

    Schließlich legt sich Marion in „Der Magische Ring“ mit keinem geringeren als dem Schwarzen Ritter an, und der kommuniziert nun mal lieber durch das Schwert als durch viele Worte. Pyrtechnisch kommen die Zuschauer auch in diesem Jahr auf ihre Kosten. Zündete Prinz Luitpold noch in der Gauklernacht ein prächtiges, auf den Punkt stimmiges Musikfeuerwerk, lässt er in der Arenashow eine Hütte abbrennen, einen Drachen Feuerspucken, wenngleich dem anfangs noch Zielwasser und Timing fehlten.

    Aber Prinz Luitpold kann auch kalt. Ja, es hat tatsächlich geschneit auf Schloss Kaltenberg, schließlich spielt die Geschichte ja im hohen Norden. Aber keine Angst. Es bleibt angenehm warm. Auch das Wetter hat der Chef des Kaltenberger Ritterturniers in diesem Jahr, dem Vierunddreißigsten, offensichtlich voll im Griff.

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