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Kaltenberg: Der Kirchenzug wird zwei Kilometer lang sein

Kaltenberg

Der Kirchenzug wird zwei Kilometer lang sein

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    Zuerst feiern 6500 Mitglieder bayerischer Trachten-, Schützen-, Musik- und Traditionsvereine 500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot auf Schloss Kaltenberg, dann ist die Öffentlichkeit von Prinz Luitpold eingeladen.
    Zuerst feiern 6500 Mitglieder bayerischer Trachten-, Schützen-, Musik- und Traditionsvereine 500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot auf Schloss Kaltenberg, dann ist die Öffentlichkeit von Prinz Luitpold eingeladen. Foto: Thorsten Jordan

    500 Jahre ist es her, dass das älteste Lebensmittel- und Verbraucherschutzgesetz der Welt, das bayerische Reinheitsgebot, von zwei Herzögen aus dem Hause Wittelsbach erlassen wurde. Bisher ist das bayerische Adelshaus eng mit bayerischer Braukunst verbunden und so lädt Luitpold Prinz von Bayern am 23. und am 24. April zu einem großen Fest nach schloss Kaltenberg ein, um das Jubiläum würdig zu feiern.

    Prinz Luitpold ist bekannt dafür, ein Mensch zu sein, der die Fähigkeit hat, in Bildern zu denken. Das hat er viele Jahrzehnte bei der Weiterentwicklung des Kaltenberger Ritterturniers unter Beweis gestellt und das Mittelalterspektakel zu einem der führenden Turniere international gemacht. Wer sonst sollte also in der Lage dazu sein, ein Dankes- und Freudenfest für alle Bayerischen Vereine zu veranstalten, die bayerische Kultur und Tradition pflegen. Die Bilder, die Prinz Luitpold im Kopf hat, zeigen viele Menschen, die mit ihren Talenten, seien sie musikalischer oder anderer Art, ein Freudenfest aus Anlass des 500-jährigen Jubiläums des Bayerischen Reinheitsgebotes auf Schloss Kaltenberg mitgestalten.

    Anfang des Jahres hatte der Prinz dazu aufgerufen. In einem persönlichen Anschreiben lud er bayerische Trachten-, Musik-, Traditions- und Schützenvereine aus ganz Bayern nach Schloss Kaltenberg ein. Die Rückantworten, so berichtet der Prinz, seien überwältigend gewesen. Mehr als 6500 Teilnehmer wollen kommen, deutlich mehr als erwartet. Daher entstand die Idee, aus ursprünglich einem Festsamstag, dem 23. April, ein Festwochenende werden zu lassen. Am eigentlichen Jubiläumstag, dem 500ten, seit das Haus Wittelsbach das Reinheitsgebot erlassen hat, soll ein Festdienst in der großen Arena auf Schloss Kaltenberg abgehalten werden. Markus Wiegand, Pressesprecher auf Schloss Kaltenberg: „Der Prinz von Bayern möchte mit dem Festtag vor allem dem Herrgott danken, dass es das Bier in Verbindung mit dem bayerischen Reinheitsgebot gibt.“ Dieses Gesetz wurde von Prinz Luitpolds Familie, den Wittelsbacher Herzögen Wilhelm IV. und dessen Bruder Ludwig X. am Georgitag, 23. April 1516, erlassen.

    Nun, 500 Jahre später werden sich nun 290 Vereine und 190 Fahnenabordnungen auf dem Parkplatz vor dem Schlossgelände aufstellen. Dann formiert sich ein Kirchenzug, der in Richtung Schlossgelände und dort in die große Arena einziehen wird. Markus Wiegand: „Das wird ein tolles Bild ergeben. Der Zug hat immerhin eine Länge von rund zwei Kilometern.“ Anschließend werden sich die Musiker der Vereine zu einem 1300 Mann und Frau starken Orchester zusammenschließen und unter der Leitung von Daniel Klingl (Blasorchester Geltendorf) die Schubert-Messe spielen.

    Nach der Begrüßung durch den Hausherrn Luitpold Prinz von Bayern verwandelt sich das Schlossgelände in eine große Festzone. Geplant sind Essen, trinken, Tanz und Musik. Für Letzteres werden die eingeladenen Vereine selbst sorgen, die Gastronomie ist in über drei Jahrzehnten Ritterturnier für solche Menschenmengen gut gerüstet.

    Gegen 15 Uhr haben dann 100 Böllerschützen im Auslauf der Arena ihren großen Auftritt beim Formationsschießen, Goaßlschnalzer präsentieren ihre Tradition und um 18 Uhr wird gemeinsam die Bayernhymne gesungen.

    Das wird der Festtag für die geladenen Vereine sein. Am Sonntag, 24. April, wird dann mit der Öffentlichkeit gefeiert. Das Gelände wird laut Markus Wiegand ab 10 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei für jedermann. „Viele der Akteure vom Vortag werden noch da sein und wieder für das Musikprogramm auf unseren Bühnen sorgen.“ Es wird ein großes Festzelt aufgestellt sein, Walhall ist ohnehin in Betrieb wie auch die übrigen gastronomischen Stationen, vom Ritterturnier her hinlänglich bekannt. Es ist für Markttreiben gesorgt, ein Backtruck wird laufend für Nachschub mit frischen Backwaren sorgen und – die Maß Bier, auch eine Anordnung von Prinz Luitpold, wird pro Jubiläumsjahr einen Cent kosten, also 500 Cent oder fünf Euro.

    Prinz Luitpold ist nicht nur aufgrund der engen geschichtlichen Verbundenheit mit dem Thema ein glühender Verfechter des bayerischen Reinheitsgebotes. Er hat absolut kein Verständnis für Stimmen, die das Gebot für überholt halten und es abschaffen möchten. Die Vorwürfe: Es blockiere die Kreativität der Brauer und verhindere neue Produkte. Wenn ein Brauer sein Handwerk beherrsche, so erklärt der Prinz, lassen sich hunderte verschiedene Biere brauen. Es gäbe schließlich genügend unterschiedliche Bierhefen und Hopfenarten, außerdem hunderte Sorten Braugerste. Und in ein Bier gehöre nun mal ausschließlich Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Nichts anderes. Prinz Luitpold: „Für einen echten Brauer ist das Reinheitsgebot keine Fessel, sondern der Auftrag, sauber zu arbeiten.“ Wer aber meine, er brauche mehr Zutaten, könne diese natürlich gerne in seine Getränke tun und verkaufen – nur eben nicht unter dem Namen „Bier“.

    Er ist daher überzeugt, dass die derzeitigen Angriffe auf das Reinheitsgebot nicht etwa darauf abzielen, die Bierkultur zu bereichern, sondern sich die Beliebtheit des Gerstensafts für eigene, neue Getränke zunutze zu machen. Das Reinheitsgebot aber sei kein Selbstzweck, sondern die Grundlage für die Erfolgsgeschichte des Bieres. Prinz Luitpold: „Nur so konnte es zu einem Volksgetränk werden, das in allen Gesellschaftsschichten zuhause ist“ – ein prägender Bestandteil des bayerischen Kulturlebens.

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