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Berlinale: Wer bekommt die begehrten Bären?

Berlinale

Wer bekommt die begehrten Bären?

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    Am Samsatg geht's um die Bären. Wer hat eine Chance auf einen der Preise?
    Am Samsatg geht's um die Bären. Wer hat eine Chance auf einen der Preise? Foto: Lukas Schulze (dpa)

    Nur dreizehn Minuten haben gefehlt, und die Weltgeschichte hätte einen anderen Verlauf genommen. Als die Bombe am 8. November 1939 zündete, hatte Adolf Hitler die Veranstaltung im Münchner Bürgerbräukeller früher als geplant verlassen. Im Gegensatz zu den Verschwörern des 20. Juli rückte das Attentat Georg Elsers erst in den neunziger Jahren in den Blick der offiziellen Gedenkkultur. Der schwäbische Tischlergeselle war ein Einzeltäter, der aber schon vor Beginn des Zweiten Weltkrieges die verheerenden Folgen des nationalsozialistischen Größenwahns vorhersah.

    Oliver Hirschbiegel hat sich nun in seinem Film „Elser“ der Biografie des Attentäters angenommen. Das Endergebnis, das jetzt im Berlinale-Wettbewerb außer Konkurrenz seine Welturaufführung feierte, beginnt mit der Detonation der Bombe und mit der Verhaftung Elsers in Konstanz – um dann mithilfe einer Rückblendendramaturgie aus den Verhörräumen der Gestapo heraus die Herkunft und allmähliche Politisierung des Widerständlers zu erforschen. Wirklich großes Kino entsteht innerhalb dieser konventionellen Erzählform nicht, aber der Film zeigt, wie sich ohne ideologische Zuhilfenahme politisches Gewissen und moralische Tatkraft konstituieren können.

    Im Berlinale-Palast werden die goldenen und silbernen Bären verteilt

    An diesem Samstagabend werden im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz die goldenen und silbernen Bären verteilt. Der Jury unter Leitung des US-Filmemachers Daren Aronofsky dürfte in diesem Jahr die Entscheidung nicht leicht fallen. Während Veteranen wie Werner Herzog mit „Queen of the Desert“ und Peter Greenaway mit „Eisenstein in Guanajuato“ nicht gerade Meisterwerke lieferten, kamen die interessantesten Filme aus den Randzonen des ganz und gar nicht durchglobalisierten Weltkinos.

    Neben „Taxi“ des Iraners Jafar Panahi gehören vor allem die südamerikanischen Beiträge zu den diesjährigen Favoriten. In Filmen wie dem Bergbauerndrama „Ixcanul“, der bitterbösen Katholizismus-Abrechnung „El Club“ und der kongenialen Dokumentation „El Botón de Nácar“ verbindet sich das, wonach die Berlinale unter Dieter Kosslick in den letzten Jahren oft vergeblich gesucht hatte: soziale und politische Relevanz mit künstlerischem Anspruch.

    Berlinale: Film "Victoria" hat gute Chancen auf einen Bären

    Kein Weg sollte auch an Sebastian Schippers cineastischem Rausch „Victoria“ vorbeiführen. Hier kann man sich zudem einen Silbernen Bären für Hauptdarstellerin Laia Costa vorstellen – ein Preis, der traditionell gern an das Gastgeberland vergeben wird. Als bester Darsteller dürfte auch der fabelhafte Tom Courtenay, der in „45 Years“ die Fragilität des Alters ungeheuer glaubwürdig spielt, in die engere Wahl kommen. An keinem anderen Film aber haben sich die Geister derart geschieden wie an Terence Malicks „Knight of Cups“. Von den einen als reifes Meisterwerk gefeiert, von den anderen als prätentiöser Overkill verdammt, darf man sehr gespannt sein, wie die Jury mit dem Fall Malick verfährt.

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