Kinokritik

"Stonewall" ist ein Herzensprojekt von Roland Emmerich

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    Ray (Jonny Beauchamp) und Danny (Jeremy Irvine, r).
    Ray (Jonny Beauchamp) und Danny (Jeremy Irvine, r). Foto: Philippe Bosse/Warner Bros. (dpa)

    In den letzten Jahren treibt Roland Emmerich neben den großen Studioproduktionen auch unabhängig finanzierte Herzensprojekte voran. „Anonymus“ machte den Anfang. Nun folgt „Stonewall“, der von den Unruhen auf der New Yorker Christopher Street im Sommer 1969 erzählt, die als Gründungsereignis der schwul-lesbischen Bürgerrechtsbewegung gelten.

    Emmerich nähert sich dem emanzipatorischen Mythos aus der Erzählperspektive eines jungen Danny (Jeremy Irvine), der aus dem spießigen Mittleren Westen im Greenwich Village der wilden 60er landet. Auf der Christopher Street trifft sich die Schwulen- und Transvestiten-Szene. Auch wenn hier keiner aus seiner sexuellen Orientierung einen Hehl macht, ist die Diskriminierung allgegenwärtig. Als im „Stonewall Inn“ erneut eine Razzia durchgeführt wird, setzen sich die Besucher zur Wehr.

    "Stonewall" zeigt vielschichtiges Bild des schwul-lesbischen Lebens im New York der späten 60er

    Roland Emmerich musste für „Stonewall“ in den USA herbe Kritik einstecken. Mit der fiktiven Figur des weißen Provinzbuben habe er die Ereignisse auf der Christopher Street, die vornehmlich von Latinas, Afroamerikanern und Transvestiten in Gang gesetzt worden seien, für den Mainstream „weißgewaschen“. Die Härte der Kritik verwundert. Natürlich wird dieser Danny als Identifikationsfigur für ein nicht ausschließlich homosexuelles Publikum ins Rennen geschickt. Aber mit diesem Erzählkniff hört die Anbiederung auch schon auf. „Stonewall“ ist sichtlich bemüht, ein vielschichtiges Bild des schwul-lesbischen Lebens im New York der späten 60er zu zeigen. Der Film vermittelt einen klaren Eindruck, wie sich systematische Diskriminierung unmittelbar auch auf die soziale und ökonomische Situation der Betroffenen auswirkt.

    in Augsburg,

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