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Brecht lässt ihn kalt: Neu am Augsburger Theater: Ulrich Rechenbach

Brecht lässt ihn kalt

Neu am Augsburger Theater: Ulrich Rechenbach

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    Ulrich Rechenbach. Bild: Christian Paul
    Ulrich Rechenbach. Bild: Christian Paul

    Seine ersten Lorbeeren am Augsburger Theater erntete der neue Schauspieler Ulrich Rechenbach mit einem Song des US-Rapstars Eminem: Bei "Lose Yourself" hielt es selbst ältere Damen nicht mehr in den Plüschsesseln. Das war bei "Hereinspaziert, hereinspaziert", der großen Veranstaltung zur Spielzeiteröffnung.

    Am nächsten Sonntag, 10. Oktober, ist die erste "richtige Premiere", und der 28-jährige Schauspieler stellt sich dem Augsburger Publikum in dem Stück "Kein Schiff wird kommen" auf dem Pferseer Dierig-Gelände vor.

    Rechenbachs Lampenfieber wächst angesichts der nahenden Premiere. Leicht wird sie nicht, denn "Kein Schiff wird kommen" ist keine lockere Schlagerrevue, wie der Titel auf den ersten Blick vermuten lassen würde, sondern ziemlich schwerer Bühnenstoff. Das Stück von Nis-Momme Stockmann handelt von einem Autoren, der sich zwischen schriftstellerischer Freiheit und den Forderungen des Literatur- und Theaterbetriebs aufreibt und zu den Eltern flüchtet.

    "Das ist deine Einstandsrolle, da kannst du zeigen, was Du draufhast." Mit diesen Worten begrüßte ihn Schauspieldirektor Markus Trabusch. Die beiden kennen sich seit Jahren, immerhin studierte Rechenbach am Mozarteum in Salzburg, wo Trabusch Dozent war.

    Und jetzt die Fuggerstadt. Augsburg erinnert den Schauspieler mit seinen vielen Gedenktafeln stark an Salzburg. Das gilt auch für seine schnucklige Wohnung in der Altstadt. "Die hat zwei Balkone, das finde ich grandios." Dagegen lässt ihn die Tatsache, dass hier das Geburtshaus von Bert Brecht steht, eher kalt. "Ich will in die Puppenkiste", so Rechenbach.

    Viele bayerische Höhepunkte hat der Thüringer längst hinter sich gebracht: Auf dem Oktoberfest war er mit seiner Freundin, auch dem Plärrer hat er einen Besuch abgestattet. "Der hat mir viel besser gefallen." Fürs Nachtleben in der neuen Heimat hat er allerdings keine Zeit, denn die Proben fordern ihn voll und ganz. Noch immer hat er den Satz einer Dozentin an der Schauspielschule im Ohr, die sagte: "Sie müssen sich überlegen, warum das, was Sie machen, 300 oder 400 Menschen interessieren soll."

    Der Schauspieler, der bereits Engagements in Potsdam und am Theater Thüringen hatte, ist überzeugt, dass das zu schaffen ist, und zwar sowohl in einer Neben-, aber auch in Hauptrollen, wie die eines Autors mit Zweifeln, den er ab Sonntag darstellt. Den ersten Ritterschlag seiner Zunft hat er bereits bekommen. So war er als bester Nachwuchsschauspieler beim Filmfest München für seine Rolle in "Autistic Disco" nominiert.

    Sogar mit der Bild-Zeitung hat er bereits Bekanntschaft gemacht, und zwar bei der Uraufführung der islamkritischen "Satanischen Verse" von Salman Rushdie in Potsdam. Am Premierentag lautete die Schlagzeile "Die mutigsten Schauspieler der Welt", einen Tag danach hieß es "Die schlechtesten Schauspieler der Welt". Reichenbach, der das Stück langweilig fand, nahm es gelassen und studierte die nächste Rolle ein. Lilo Murr

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