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Buchmesse 2013: Mit Tante Emma in die Zukunft

Buchmesse 2013

Mit Tante Emma in die Zukunft

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    ... aber besser kann man sie lesen, wenn der Text richtig herum steht. Impression von der Frankfurter Buchmesse.
    ... aber besser kann man sie lesen, wenn der Text richtig herum steht. Impression von der Frankfurter Buchmesse. Foto: Arne Dedert/ dpa

    „Es gibt eigentlich kaum etwas Neues zu erzählen.“ Das ist nun kein sonderlich bemerkenswerter Satz. Wenn er zum Beginn der Frankfurter Buchmesse fällt, aber doch. Einer Messe, bei der es ja im Grund um gar nichts anderes geht als um das Erzählen. Und bei der sich die Besucher ihren Weg förmlich durch Erzähltes aus allen Ländern bahnen, nämlich durch Tausende von Büchern, mit denen die Gänge gesäumt sind. Und da soll es nichts Neues zu erzählen geben?

    Nichts Neues im Spagat zwischen digitaler und analoger Welt

    Nein. Natürlich nicht. Was Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, mit diesem Satz gestern meinte, war dies: Aus der Branche, die sich nunmehr seit längerem im Spagat zwischen digitaler und analoger Welt übt, gibt es in diesem Jahr weder Schreckens- noch wunderbare Freudenbotschaften zu verkünden. Ganz nach dem Motto: Es gibt keine Neuigkeiten, das aber ist doch auch schon eine Neuigkeit!

    Bleibt die Frage: Ist das nun gut oder schlecht? Wie sieht es denn nun um den stationären Buchhandel aus, der in den letzten zehn Jahren kontinuierlich an Umsatz verloren hat. Einst wurden rund 60 Prozent aller Bücher über die Buchhändler verkauft, nun sind es schon weniger als fünfzig Prozent – wohingegen sich der Internet-Buchhandel stetig vom Kuchen neue Bissen schnappt. Also, gibt es denn da nichts Neues?

    Stationärer Buchhandel legt leicht zu

    Halt! Gibt es schon. Eine Zahl, die für Honnefelder ein Zeichen ist. Bemerkenswert, weil kein Minus vor ihr steht. 0,9 Prozent beträgt das Umsatzplus des stationären Buchhandels im Vergleich zum Vorjahr. Honnefelder würde sich freuen, wenn sich da eine Tendenz ablesen ließe. Nämlich dass der Kunde plötzlich wieder schätzt, was er übers bequeme Bestellen im Internet womöglich beinahe vergessen hätte: Wie schön es ist, beim Buchhändler seiner Wahl sich fachkundig beraten zu lassen – und die neue Entdeckung, in die man hineingeschmökert hat, auch gleich mitzunehmen.

    „Ein neues Selbstbewusstsein“ bei den Buchhändlern hat Honnefelder ausgemacht. Und die Besinnung auf alte Stärken. Stichwort: Tante-Emma-Laden. „Alle sprechen von Big Data, aber auch Tante Emma wusste früher alles über ihre Kunden.“ Der Gegensatz jedoch: Im kleinen Laden gebe es auch einen ordnenden Geist, der aus all diesen Daten Verkaufsstrategien entwickelt.

    Das Geld würde den Geist dominieren

    Mit Tante Emma also in die ungewisse Zukunft, in der sie es mit Riesen wie Amazon aufnehmen muss? Dazu müsste der Politik ihr schon beistehen: „Wenn die Buchpreisbindung fällt, wäre das Ende der stationären Buchhandlungen eingeläutet“, sagt Honnefelder, wie übrigens auch schon in den Jahren zuvor. „Dann würde das Geld den Geist dominieren.“ Auch Juergen Boos, Direktor der Buchmesse, warnt vor einer Allmacht der digitalen Riesen. „Apple,

    Klatsch und Tratsch auf der Buchmesse

    Und ansonsten? Nichts Neues in Frankfurt? Natürlich doch. Durch die Hallen wehe „Pioniergeist“, sagt Boos – dazu am Tag der Eröffnung auch Klatsch und Tratsch. Hat da doch tatsächlich der Literaturkritiker Dennis Scheck den eben mit dem Deutschen Buchpreis bedachten Roman „Das Ungeheuer“ von Térezia Mora als selbstquälerisch und weinerlich bezeichnet!

    Aber muss man die Kritik des brasilianischen Bestsellerautors Paulo Coelho, es seien gar nicht die guten brasilianischen Literaten in Frankfurt vertreten, eigentlich ernst nehmen? Jedenfalls, er kommt jetzt nicht. Dafür viele andere. Etwa 300 000 Besucher werden bis Sonntag erwartet. Wie immer gibt es eben doch viel Neues zu erzählen!

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