Nach einer jahrelangen Kontroverse um die Zukunft des Opernhauses am Istanbuler Taksim-Platz hat Präsident Recep Tayyip Erdogan am Montag Pläne für einen Neubau vorgestellt. „So Gott will, wird es eine Ehre und ein Symbol für Istanbul und unser Land werden, wenn es im ersten Quartal 2019 fertiggestellt und eröffnet ist“, sagte Erdogan bei der Präsentation der Pläne in Istanbul. Der Neubau wird an der Stelle des alten Opernhauses, des Atatürk-Kulturzentrums (AKM), entstehen, das seit 2008 leer steht. Errichtet wird er von Murat Tabanioglu, dem Sohn des AKM-Architekten Hayati Tabanioglu. Das AKM war nach jahrzehntelanger Bauzeit 1969 eröffnet worden, doch ein Jahr später ausgebrannt. Erst 1978 nahm es den Betrieb wieder auf, bevor es 2008 zur Renovierung geschlossen wurde.
Die Front des Neubaus orientiert sich an der modernistischen Glasfassade des alten Opernhauses. Der Architekt Tabanioglu äußerte am Montag die Hoffnung, dass das künftige Kulturzentrum nicht nur den Eliten, sondern allen Bürgern offen stehen werde. Neben einem Opernsaal mit 2500 Plätzen wird das Gebäude auch eine Bibliothek, Ausstellungsräume und andere kulturelle Einrichtungen enthalten. Das Gebäude befindet sich direkt neben dem Gezi-Park, der im Sommer 2013 das Zentrum landesweiter Proteste war, nachdem Erdogan angekündigt hatte, den kleinen Park zu bebauen. Auch der Umgang mit dem AKM sorgt seit Jahren für Kontroversen und war Gegenstand mehrerer Gerichtsverfahren.
Das Opernhaus gilt als Symbol der modernen Republik, die Mustafa Kemal Atatürk 1923 gegründet hatte. Säkulare Oppositionelle verdächtigen die islamisch-konservative Regierung Erdogans seit Jahren, das Opernhaus beseitigen zu wollen. Erdogan warf diesen Kritikern am Montag vor, sich dem Neubau „weniger aus kultureller Sensibilität, als aus ideologischen Obsessionen“ zu widersetzen. „Das neue AKM wird jenen am meisten nutzen, die es seit Jahren sabotiert haben“, sagte der Präsident. Er äußerte die Hoffnung, dass das moderne Opernhaus den Taksim-Platz beleben werde, und kündigte an, dass er vollständig zur Fußgängerzone werde. Der Platz war in den vergangenen Jahren bereits weitgehend verkehrsberuhigt worden. (afp)