Nach seinem City-„Freischütz“ an der Staatsoper München inszenierte Dmitri Tcherniakov nun auch zum Auftakt der Bayreuther Festspiele den „Fliegenden Holländer“ im urbanen Raum. Das eher triste Kiez einer nordischen Backstein-Kleinstadt der Jetztzeit ist hier Szene, wo Sentas Vater – so zeigt es die bebilderte Ouvertüre – durchaus geneigt ist, die Dienste eines Straßenmädchens anzunehmen. Aber das bleibt nur die Vorspeise zu einer Psycho-Krimi-Tragödie rund um den Teenager Senta (großartig in Spiel und Gesang: Asmik Grgorian), bei dem auch wieder Passanten aus dem Hinterhalt erschossen werden – wie im Münchner „Freischütz“.
Die Bayreuther Festspiele starten mit 2 Stunden 20 Energie und Hochdruck
Insgesamt wird dick aufgetragen und in Teilen deutlich umgedeutet, mündend in ein überraschendes Finale: Mary rettet Senta, indem sie den Holländer mit einer Doppelrohr-Flinte abknallt, derweil das Fischerstädtchen in Flammen aufgeht. Frau erlöst Frau. Und Oksana Lyniv, erste Premierendirigentin in Bayreuth, setzt nahezu 2 Stunden 20 auf kräftigen Zugriff, Energie, Hochdruck. Dass sie das Stück musikdramatisch nicht zum Lodern bringt, kann wahrlich nicht behauptet werden. Ein gutes Debüt. Mit der detaillierten Darstellung der Sänger-Leistungen muss an dieser Stelle vorerst gepasst werden. Warum, das erfahren Sie am Montag in der ausführlichen Kritik.