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Fußball: Zoff beim Stadtpokal: Rassistische Beleidigungen

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Zoff beim Stadtpokal: Rassistische Beleidigungen

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    Eigentlich ging das Hallenfußballturnier um den Pokal der Städte Ulm und Neu-Ulm am vergangenen Wochenende in der Kuhberghalle größtenteils recht friedlich über die Bühne. Eigentlich. Aber im Vorrundenspiel der Gruppe D am Samstag zwischen dem VfB Ulm und dem SV Eggingen kam es zu einem Zwischenfall, der möglicherweise noch Kreise ziehen wird. Ein Foul löste eine Kettenreaktion aus, die in letzter Konsequenz unter anderem in unrühmliche, rassistische Beleidigungen gegenüber dem 21-jährigen dunkelhäutigen Spieler des VfB Ulm Awet Kidane mündete.

    Ein absolut glaubwürdiger Augenzeuge, der sich in unmittelbarer Nähe des Geschehens befand, schilderte den Fall unserer Zeitung gegenüber ganz ausführlich. Demnach soll es kurz vor Ende der Partie SV Eggingen gegen VfB Ulm beim Stand von 3:2 für Letzteren (Endstand 3:3) zu einem Foul an einem VfB-Spieler gekommen sein. Dieser sei am Boden liegen geblieben, wohl um Zeit zu schinden. Darauf habe ein Egginger ihn angeschrien: „Steh auf und hab dich nicht so, du Kanake!“ Nun habe es Zoff gegeben, und Awet Kidane sei herbeigeeilt, wohl um erst einmal zu schlichten. Er sei von Egginger Seite mit den Worten angeherrscht worden: „Verpiss dich, du schwarze Sau!“ Kidane, so wurde es von mehreren Seiten bestätigt, wurde seinerseits aggressiv und bekam in dem Trubel von einem Egginger eine Backpfeife, was der Schiedsrichter aber offenbar nicht sah. Es kam nun zur Rudelbildung, und Kidane stieß mit dem Kopf nach einem Egginger, was der Unparteiische sofort bemerkte und mit der Roten Karte ahndete. Die VfB-Spieler habe er lautstark aufgefordert, sie sollten mal ihre „Scheißschwarzen“ wegbringen. Das alles geschah unter einem in der Kuhberghalle aufgehängten Banner, auf dem gegen Gewalt und Rassismus im Fußball aufgerufen wird. Der bei der Partie anwesende Vorsitzende des Fußballbezirks Donau/Iller, Manfred Merkle, bestätigt, dass es einen Vorfall gegeben, er ihn aber aus dem Regieraum nicht wirklich mitbekommen habe. „Die Ordner haben dann berichtet, dass es was gegeben und auch der Schiedsrichter etwas gesagt habe, aber bis jetzt ist dem Bezirkssportgericht nichts gemeldet worden“, sagte Merkle gestern. „Wenn etwas angezeigt wird, wird es auch verfolgt. Das kann vor allem der VfB Ulm tun oder auch der betroffene Spieler. Ich kann gar nichts unternehmen, wenn ich etwas nur vom Hörensagen weiß. Wenn es wirklich solche Beleidigungen gegeben hat, dann haben sie auf dem Sportplatz nichts verloren.“

    Den Vorfall bestätigt hat gestern der Co-Trainer des VfB Ulm, Domenico Madeo. Er betreute seine Mannschaft beim Stadtpokal und sagt: „Sicher hat Awet Kidane mit dem Kopf gestoßen und dafür ja auch die Rote Karte gesehen. Aber was sonst war, zum Beispiel die Backpfeife, die er bekam, und die Äußerungen gegen ihn hat der Schiedsrichter nicht bemerkt. Ich habe zwar die Beleidigungen selbst nicht mitbekommen, weil ich an der Bande und nicht auf dem Spielfeld war, aber unsere beiden dunkelhäutigen Spieler werden auch in den Ligaspielen immer wieder rassistisch beleidigt. Das geht unter die Gürtellinie, und unsere Abteilungsleitung wird auf die Vorfälle reagieren. Wir haben die Schnauze voll.“

    Zwar versichert der Cheforganisator des Stadtpokals, Franz Häußler, er habe vom Regieraum aus auch nichts Konkretes mitbekommen, aber er sagt: „Das war wohl halb so schlimm. Da ist einer vom VfB ein wenig ausgeflippt. Da gibt es Emotionen, die schnell hochkochen, dann aber auch schnell wieder vorbei sind. Es hat schon schlimmere Stadtpokalturniere gegeben.“

    Direkt involviert ins Geschehen am Samstag war Philipp Renz. Er ist Fußball-Abteilungsleiter des SV Eggingen und hat gegen den VfB Ulm selbst mitgespielt. Er war sogar in den Vorfall involviert, wie er zugibt. Aber er beteuert: „Es sind nachher ein paar Worte gefallen, aber da war nichts Rassistisches dabei.“ Der Augenzeuge hat etwas anderes erlebt und war entsetzt.

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