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Was heißt Kässpätzle auf Lateinisch?
![Das Bild zeigt, wie viel Spaß das Latein-Kabarett in der Kollegsaula den beiden Hauptakteuren bereitet hat. Links Fernseh-Kabarettist Björn Puscha, rechts Schulleiter Manfred Schöpplein.
Das Bild zeigt, wie viel Spaß das Latein-Kabarett in der Kollegsaula den beiden Hauptakteuren bereitet hat. Links Fernseh-Kabarettist Björn Puscha, rechts Schulleiter Manfred Schöpplein.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Schüler und Eltern erleben kabarettistischen Sprachunterricht
Freunden des Kabaretts dürfte die 14-tägig jeweils freitags um 23.15 Uhr vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlte TV-Sendung „Vereinsheim Schwabing“ ein Begriff sein. Ein Highlight unter den dort auftretenden, meist jungen Talenten ist Björn Puscha, ein angehender Lateinlehrer, der in der genannten Kneipe als Schankkellner arbeitet und regelmäßig von Hannes Ringlstetter, dem Moderator der Sendung, knifflige Übersetzungsaufgaben bekommt. Der „lateinisch sprechende Schankkellner“ gibt dann spontan und höchst amüsant seine Kenntnisse in der Sprache der Römer zum Besten.
Genau dieses Vergnügen bekamen gut 100 Gäste in der Kollegsaula geboten, also gewissermaßen im ehemaligen „Schulbrüder Vereinsheim“. Da der Standardmoderator Hannes Ringlstetter nicht zur Verfügung stand, übernahm Schulleiter Manfred Schöpplein dessen Part, was den Vorteil hatte, dass die „heitere Lateinstunde“ noch viel intensiver ausfiel, denn jener ist ja voll ausgebildeter Lateinlehrer, sodass beide sich gegenseitig frotzeln und zu immer neuen Wortgebilden und Sätzen anstacheln konnten.
Auch Lateinlehrer Karl Gritsch trug einen wichtigen Teil zum Gelingen des Abends bei, als er stilecht in Toga gekleidet gleich zu Beginn als ein vom Mittelstufenunterricht in Latein völlig gefrusteter Lehrer mit Selbstmordutensilien (Strick mit Schlaufe für den Hals und schwerem Stein) über die Bühne schlurfte – auf dem Weg in die Iller. Mit Latein habe das keinen Wert mehr, das sei tot.
Nur mit Mühe kann der am Schreibtisch sitzende Schulleiter den Lebensmüden aufhalten. Dann naht Hilfe: Björn Puscha erscheint mit Fanfarenbegleitung, um der lateinischen Sprache Leben einzuhauchen. Auf seinem T-Shirt steht „Latin Lover“, was primär sprachlich zu verstehen ist.
Im Frage-und-Antwort-Duett mit dem Schulleiter entwickelt sich eine Lateinstunde, die alles enthält, was klassisches Latein ausmacht (Zitate aus Standardwerken), aber auch dokumentiert, wie vielschichtig der Gebrauch von Latein im Alltag sein kann. Puscha findet immer eine Übersetzung, wobei er immer wieder die vielen jungen Schüler einbezieht, die mit Eltern erschienen sind. Er fragt sie nach Begriffen, die bei Harry Potter vorkommen, nach der Automarke Audi (Firmengründer „Horch“), nach Nivea Creme (schneeweiß) und vielem mehr. Auch aus dem jungen Publikum kamen Übersetzungswünsche wie „He Alter, wo ist dein Dingsbums“? ( O senex, ubi est res tua?) oder „ I will Kässpätzle mit geschmälzte Zwiebele“ (desidero paniculos minimos caseos cum cipolis).
Als der Schulleiter als Lernzielkontrolle noch mal nach dem eingangs genannten lateinischen Begriff für „Schöpplein“ fragt, kommt prompt von einer Mutter die Antwort „Imperator“.
Am Ende appellierte der künftige Lateinlehrer an die Schüler, dass sie sich neben der Sprache auch noch mit der antiken Gedankenwelt auseinandersetzen sollten, womit sie vielen aktuellen Problemen besser gewachsen seien und weniger Zukunftsängste hätten.
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