Oberstleutnant Christoph Scheibling, Chefdirigent des Musikkorps der Bundeswehr und damit eines der renommiertesten Blasorchester Deutschlands, brachte es auf den Punkt: „Es war eine großartige Mammutleistung, einen solchen Kongress auf die Beine zu stellen, und man kann nur alles Gute für die Zukunft wünschen.“ Jürgen K. Groh, Vizepräsident der Deutschen Sektion des Internationalen Verbandes der Sinfonischen Blasorchester, ergänzte: „Wir alle hoffen auf eine Neuauflage in zwei Jahren!“
Vier Tage lang hatte der erste Internationale Blasmusikkongress IBK im Edwin-Scharff-Haus alles vereint, was in der Blasmusikszene des deutschen Sprachraumes Rang und Namen hat. So waren die prominentesten Komponisten Europas gekommen, um das Fachpublikum über ihre neuesten Werke zu informieren. Die großen Musikverlage und die bekanntesten Instrumentenhersteller präsentierten ihre Neuheiten in einer umfangreichen Ausstellung, wo sich sowohl Dirigenten als auch Aktive aus der Blasmusik aller Stilarten informierten, neue Partituren zeigen ließen und von der Piccoloflöte bis zur Basstuba alles ausprobierten, was man für qualifizierte Blasmusik braucht.
Manche Konzertprogramme der kommenden Monate werden wohl mit Kompositionen gestaltet werden, die auf dem Kongress erstmals öffentlich gezeigt wurden. Wenn man die Besucher der Ausstellung beobachtete, erlebte man Probierszenen und Verkaufsgespräche, deren „Ergebnis“ in Form eines mit Messerabatt erworbenen Instruments bald auf der Bühne zu sehen und zu hören sein wird. Der Fortbildung in allem, was sich um die Blasmusik dreht, dienten Vorträge, Workshops und sogenannte „Reading Sessions“, also Demokonzerte. Die von siebzig Dozenten gebotenen Veranstaltungen füllten sämtliche Tagungsräume des Edwin-Scharff-Hauses und des benachbarten Hotels vier Tage lang mit Leben, wobei oft noch zusätzliche Stühle herbei geschafft werden mussten, weil der Publikumsandrang so groß war.
Höhepunkte des IBK aber waren sieben Konzerte mit einigen der unbestritten besten Blasorchester Europas im zumeist sehr gut besetzten Großen Saal. Ein besonderes Erlebnis dabei war der Auftritt des Voestalpine-Werksorchesters aus dem österreichischen Linz: Der heutige Technologiekonzern mit 50000 Beschäftigten war in der NS-Zeit als Rüstungsbetrieb gegründet worden. Damals waren Tausende Zwangsarbeiter unter schwierigsten Bedingungen beschäftigt. Heute hat der Konzern seine Geschichte in Form einer Gedenkstätte und eines Museums aufgearbeitet. Dazu erhielt der Komponist Thomas Doss, ebenfalls aus Linz stammend, einen Kompositionsauftrag, dessen Ergebnis in Neu-Ulm zur deutschen Erstaufführung kam: „The Iron Ring“ ist dem Andenken an die Zwangsarbeiter gewidmet und seine Interpretation durch das sinfonische Blasorchester des Werks, in dem diese arbeiten mussten, stellte eine besondere Form der Vergangenheitsbewältigung dar. Doss dirigierte seine Komposition selbst und erhielt hohe Anerkennung für sein Werk, das sicherlich seinen Weg über die Konzertbühnen Europas machen wird.
Zum Abschluss trat am Sonntagmittag das Musikkorps der Bundeswehr auf, bei dem sowohl ein Hornquartett mit international bekannten Solisten als auch der Trompetensolist Christoph Moschberger, der zuvor schon als Dozent aufgetreten war, Beifallsstürme ernteten. Die insgesamt hervorragende Resonanz auf das Programm des erstmals veranstalteten Kongresses veranlasste schließlich auch Organisatorin Miriam Tressel dazu, ihrer Hoffnung auf eine Neuauflage in zwei Jahren Ausdruck zu verleihen.