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Günzburg: So viele Geburten wie noch nie in der Kreisklinik

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So viele Geburten wie noch nie in der Kreisklinik

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    Die Chefärzte Dr. Birgit Seybold-Kellner (links) und Dr. Volker Heilmann hatten vor einem Jahr die neue Abteilung übernommen. Es sei toll, etwas aufbauen und gestalten zu können und sich erwünscht zu fühlen, sagen sie.
    Die Chefärzte Dr. Birgit Seybold-Kellner (links) und Dr. Volker Heilmann hatten vor einem Jahr die neue Abteilung übernommen. Es sei toll, etwas aufbauen und gestalten zu können und sich erwünscht zu fühlen, sagen sie. Foto: Bernhard Weizenegger

    Vor einem Jahr ist sie ins Leben gerufen worden – und schon erblickten in der neuen Hauptabteilung Gynäkologie und Geburtshilfe so viele Kinder das Licht der Welt wie noch nie in der Günzburger Kreisklinik. Die Schwelle von 600 Geburten ist geknackt. Nur eine Tatsache von vielen, die zeigt, dass die Abteilung, die zuvor eine Belegabteilung war, ein Erfolg ist. Und wie lautet das Fazit der beiden Chefärzte? „Es macht brutal Spaß“, sagt Dr. Birgit Seybold-Kellner ohne zu überlegen und strahlt. Ihr Kollege Dr. Volker Heilmann nickt zustimmend. Auch Dr. Volker Rehbein, Vorstand der

    Die Zahl der Geburten habe man im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20 Prozent steigern können, sagt Heilmann. „Und es werden sicher nicht weniger“, schätzt Seybold-Kellner. Am Freitag, 15. Dezember, kam das 600. Kind zur Welt. Es war „eine sehr schöne Wassergeburt“, erinnert sie sich. Zwölf Prozent haben die Wassergeburten der Chefärztin zufolge im vergangenen Jahr ausgemacht. „Das ist sehr gut.“ Wichtig sei ihr ein respekt- und liebevoller Umgang mit den Gebärenden. Und die Selbstbestimmung, sagt Heilmann. Er nickt, als die Kollegin sagt: „Die Geburt eines Kindes ist etwas umwerfend Großes. Und das erleben wir derzeit zwei- bis dreimal am Tag. Das ist sehr berührend.“ Am meisten berühre sie, wie Frauen im Laufe der Geburt stärker werden. Eine Frau könne aus einer Geburt Kraft schöpfen. „Das ist unser Ziel.“

    Ein Erlebnis ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben. Eine Patientin habe einen Kaiserschnitt gewollt. „Dann kam sie, aber ihr Kind war schneller. Sie war danach ganz gerührt“, sagt Seybold-Kellner. Doch nicht jede Geburt verläuft reibungslos. Mindestens zwölf akute Eileiterschwangerschaften hätten sie im Laufe des Jahres gehabt. Die seien lebensbedrohlich, wenn sie zu bluten anfingen. Seybold-Kellner sagt: „Man braucht das Notfallgen, um in der Geburtshilfe arbeiten zu können.“ Doch es habe ein Jahr lang keine großen unlösbaren Probleme gegeben, sagt Heilmann. Dafür sei er sehr dankbar.

    Das Ärzte-Netz ist top

    Dankbar sind die beiden auch für ihre geteilte Chefstelle, die „Frau-Mann-Doppelspitze“, nennt sie Heilmann und lacht. Sie sehen viele Vorteile, zum Beispiel, dass sich Privat- und Klinikleben gut vereinbaren lassen. Oder dass es „halt zwei Köpfe sind, die immer Ideen haben“. Man sei keine Konkurrenz, sondern eine hervorragende Ergänzung, sagt Seybold-Kellner. „Wir sind total entgegengesetzt von unseren Schwerpunkten und können verschiedene Aspekte zusammenbringen.“ Heilmann ist vor allem onkologisch und operativ tätig, Seybold-Kellner in der Geburtshilfe und der Komplementärmedizin. Als komplementäre Methoden nennt sie unter anderem Aromatherapien mit ätherischen Ölen, Homöopathie, Akupunktur oder Kräutertees.

    Klinikvorstand Rehbein ist „äußerst zufrieden“ mit seinen Chefärzten und damit, dass sich das Team „sehr schnell gefunden hat und das Ganze mit Leben füllen konnte“. Es herrsche ein sehr gutes Betriebsklima. Das starke Team und die Vernetzung mit allen Beteiligten heben auch Heilmann und Seybold-Kellner hervor. Denn „die Klinik ist nur so gut, wie das Umfeld ist“, sagt Heilmann. Das Netz aus niedergelassenen Ärzten sei top. Man habe mit „den Kollegen draußen ein sehr kollegiales Verhältnis“. In ihrem Sinn wolle man die Geburtshilfe weiterführen, fügt Seybold-Kellner anerkennend hinzu, denn „sie haben eine sehr niedrige Kaiserschnittrate gehabt für eine Belegabteilung.“ Auch freuen sie sich über den Rückhalt der Klinikleitung, die notwendige Mittel und Ressourcen zur Verfügung stelle.

    Mindestens 700 Geburten sind das Ziel

    Und die sollen laut Rehbein in Zukunft weiter ausgebaut werden. Man werde auf jeden Fall die Kreißsaalräumlichkeiten vergrößern. Nächstes Jahr wolle man in die Umbau-Planungen gehen und Gespräche mit dem Staatsministerium führen. Denn man werde die Geburten sicher steigern müssen, um wirtschaftlich solide agieren zu können, erklärt Rehbein. Er spricht von „mindestens 700 Geburten“.

    Die Schließung anderer Geburtshilfen wie in Langenau könne man derzeit auffangen „und müssen wir auch“, sagt Rehbein. Die Geburtshilfe der beiden Kreiskliniken in Günzburg und Krumbach in der Kreisstadt zu zentralisieren sei dagegen kein Thema. „Wir sind in einem konstruktiven Dialog mit den dortigen Belegärzten und wollen in beiden Standorten weiter Geburtshilfe anbieten.“ Seybold-Kellner sieht die Entwicklung hin zur Zentralisierung in großen Kliniken allgemein kritisch: „Das geht ganz klar zu Lasten der Frauen.“ Es sei eine Frage der Intensität der Betreuung.

    Die Belastung durch die neue Hebammen-Regel ist noch unabsehbar

    Zu einem Betreuungsproblem wird auch die neue Regel, dass Hebammen nur noch zwei gebärende Frauen gleichzeitig abrechnen dürfen. Heilmann sagt: „Es kann doch nicht das Ziel sein, Frauen wegzuschicken, die bei uns gebären wollen, nur um Vorschriften zu beachten.“ Seine Kollegin nennt folgendes Beispiel: Eine Hebamme führt bei einer Frau eine Kontrolle durch, bei einer weiteren eine Blutentnahme und eine dritte muss sie abweisen – obwohl die Betreuung in diesem Fall nicht fahrlässig sei. Es müsse die Freiheit geben, den vor Ort Arbeitenden die Entscheidung zu überlassen, ob man eine weitere Fachkraft dazu hole. Heilmann sagt: „Wie viel Belastung kommt da auf uns zu?“ Das sei nicht absehbar, da die Regel nicht genau definiert sei und man die Intention nicht kenne.

    Bisher gewährleistet das Personal der Geburtshilfeabteilung eine Bereitschaft rund um die Uhr – obwohl bisher nur 6,8 Stellen von möglichen 10,8 ausgenutzt werden, wie Heilmann erklärt. Zwei Assistenzarztstellen seien noch zu besetzen. „Aber es muss auch passen“, sagt Seybold-Kellner, sowohl menschlich als auch medizinisch. Es sei nicht einfach, gutes Personal zu finden. „Wir haben hier das Herz am rechten Fleck, Empathie ist wichtig.“ Und der oder die Neue müsse auf jeden Fall in das tolle Team passen, betont sie.

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