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Gundremmingen: Neues Gutachten: Atomkraftwerk soll erdbebensicher sein

Gundremmingen

Neues Gutachten: Atomkraftwerk soll erdbebensicher sein

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    Das Atomkraftwerk Gundremmingen bleibt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Landkreis Günzburg und die Region.
    Das Atomkraftwerk Gundremmingen bleibt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Landkreis Günzburg und die Region. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Ob das Atomkraftwerk (AKW) Gundremmingen im Landkreis Günzburg für den Fall eines Erdbebens gerüstet ist, zieht die Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl (Grüne) in Zweifel und hat sich die Einsicht in alte Akten zu diesem Thema erstritten. Darauf wird sie allerdings wohl noch einige Zeit warten müssen, denn das beklagte Bundesumweltministerium hat Berufung gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Köln beantragt. Kotting-Uhl findet das „enttäuschend". Denn es gehe hier schließlich um Transparenz und die Belange der Öffentlichkeit. Sie rechnet mit einer Entscheidung des Gerichts erst in mehreren Monaten und frühestens im Laufe des Jahres.

    Derweil erklärt Michael Trobitz, Technischer Geschäftsführer des Kraftwerks, die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit komme in einem neuen Gutachten zu dem Schluss, dass das vierte Nachkühlsystem der beiden Blöcke „als einem Sicherheitssystem gleichwertig anzusehen“ sei. Das war bislang angezweifelt worden. „Unser Kraftwerk erfüllt die Anforderungen auch mit Blick auf den Schutz vor Erdbeben“, betont er. „Ich hoffe, dass damit die leidige und überflüssige Diskussion ein Ende hat.“ Nicht bekannt ist Trobitz eine neue Studie des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zu Sicherheitsmängeln in deutschen Atommeilern, wonach gerade auch ein Test zur Erdbebensicherheit im Gundremminger Kraftwerk laufe.

    Er äußert sich auch zu anderen Aspekten der Sicherheit im Akw. Nachdem am 25. März vergangenen Jahres durch einen menschlichen Fehler die Druckluftversorgung von Block C unterbrochen worden war und er sich automatisch abschaltete, sei dieser Vorfall aufgearbeitet und das interne Schulungsprogramm erweitert worden. Noch untersucht wird, warum ein Wasserkanal beschädigt war und sich infolge dessen am 5. November der Kopf eines Brennelements beim Umsetzen im Lagerbecken von Block C löste.

    Umgesetzt wurde nach seinen Worten Ende vergangenen Jahres eine zusätzliche Anforderung des Bundesamts für Strahlenschutz: eine weitere Wand an den Längsseiten des Standortzwischenlagers. Dort sind momentan 44 von 192 genehmigten Stellplätzen für Castor-Behälter belegt.

    Vorbereitung auf die letzte große Revision

    Derweil wird die letzte der alle zwei Jahre nötigen großen Revisionen von Block B vorbereitet, der Ende 2017 abgeschaltet werden soll – Block C folgt Ende 2021. Sie beginnt am 7. April und dauert voraussichtlich bis Mitte Mai. Außerdem werden weitere Unterlagen für den Antrag zum Abbau von Block B erstellt, damit direkt nach dem Ende der Stromproduktion mit dem Rückbau begonnen werden kann. Voraussichtlich bis Mitte des Jahres sollen die Unterlagen eingereicht werden.

    Die Leistung im Kraftwerk ist im Jahr 2015 zwar gesteigert worden, doch die Großhandelspreise für den Strom seien auf einem so niedrigen Niveau, „dass wir unsere Anlage kaum noch wirtschaftlich betreiben können“, sagt Trobitz. Die Kaufmännische Geschäftsführerin Gabriele Strehlau erklärt sogar: „Wir kommen langsam an die Grenze, noch alles bezahlen zu können.“ Das werde sich aber nicht auf die Finanzierung des Rückbaus auswirken. Dafür seien Rücklagen vorhanden und sie hätten nichts mit der Wirtschaftlichkeit der laufenden Produktion zu tun. Die Entwicklung des Strompreises bereitet dem Energiekonzern RWE aber „ganz erhebliche Bauchschmerzen“, wie Pressesprecher Lothar Lambertz sagt.

    Die Zahl der Mitarbeiter sinkt

    Mit dem Abschalttermin von Block B Ende 2017 im Blick, sind beim Atomkraftwerk zum 31. Dezember vergangenen Jahres noch 674 Mitarbeiter der Kraftwerksgesellschaft und anderer Teile des RWE-Konzerns beschäftigt gewesen. Das sind 25 weniger als im Vorjahr, erklärt Strehlau beim Jahrespressegespräch. Bei den Partnerfirmen arbeiten noch knapp 250, ein Minus von 50. Strehlau betont, dass beide Blöcke nach wie vor „mit großem Aufwand in Schuss“ gehalten würden, aber in wirtschaftlich schwierigen Zeiten geprüft werde, was Partnerfirmen übernehmen und was selbst gemacht werden könne.

    Von 2017 auf 2018 werde es die stärkste Veränderung geben, wenn der Leistungsbetrieb von Block B endet. Von 581 wird die Zahl der Vollzeitplanstellen auf 533 bei der Kraftwerksgesellschaft sinken, bis 2021 soll sie bei 526 stabil bleiben. Das Angebot an ältere Mitarbeiter, das Unternehmen vorzeitig zu verlassen, sei gut angenommen worden. Dadurch gebe es auch eine Perspektive für junge Beschäftigte.

    Anlagen sollen in „Top-Zustand“ gehalten werden

    Das Auftragsvolumen an die Partnerfirmen wurde im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 auf 146 Millionen Euro reduziert. Auch gibt es weniger Unternehmen, die beauftragt werden, aber es seien immer noch knapp 1000. So erhielten 255 Partner allein in Bayerisch-Schwaben Aufträge mit einem Volumen von knapp 30 Millionen Euro pro Jahr. Knapp 1000 zusätzliche Mitarbeiter von externen Firmen werden wieder ab dem 7. April im Kraftwerk arbeiten, wenn die letzte der alle zwei Jahre anstehenden großen Revisionen in Block B beginnt.

    In Block C beginnt die Revision am 26. Juli und dauert bis Mitte August. Vom 28. Dezember bis Anfang Januar 2017 ist eine weitere Wartung geplant. Bei den Revisionen werden auch wieder Brennelemente gewechselt. So soll der Brennstoff bis zum Ende der Laufzeit des Kraftwerks optimal genutzt werden können. Bis die Anlagen abgeschaltet werden, würden sie in einem „Top-Zustand“ gehalten, versichert der Technische Geschäftsführer Michael Trobitz.

    Lesen Sie hier unsere große Serie zur Abschaltung des Atomkraftwerks Gundremmingen.

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