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Landkreis Günzburg: Letzter Schultag in Rettenbach - für immer

Landkreis Günzburg

Letzter Schultag in Rettenbach - für immer

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    Die Tage der Rettenbacher Schule sind gezählt. Bald kommen die Kinder ein letztes Mal zum Unterricht. Danach soll aus dem Gebäude ein Mehrgenerationenhaus werden.
    Die Tage der Rettenbacher Schule sind gezählt. Bald kommen die Kinder ein letztes Mal zum Unterricht. Danach soll aus dem Gebäude ein Mehrgenerationenhaus werden. Foto: Bernhard Weizenegger

    Morgen bekommen die letzten 87 Buben und Mädchen echte Rettenbacher Zeugnisse. Die Außenstelle der Grundschule Offingen schließt am Freitag, weil dem Gemeinderat die aufwendige Sanierung des Gebäudes zu teuer und zu unsicher war (wir berichteten). Deshalb findet der Unterricht demnächst nur noch in der Zentrale statt.

    Für die Schüler gehe es im September unproblematisch weiter, erklärt Rektor Norbert Drexl. „Wir haben dafür gesorgt, dass alle in richtigen Klassenzimmern unterrichtet werden können.“ Dazu habe man sich intensiv Gedanken gemacht – in den Sommerferien werden bisher als Gruppenräume genutzte Zimmer wieder in Klassenzimmer umfunktioniert, die Mittagsbetreuung weicht zum Teil aus.

    In ihren neuen Räumen werden die Schüler und ihre vier Lehrerinnen viele Dinge aus ihren alten, liebevoll gestalteten Klassenzimmern wiederfinden – fast alles zieht nach Offingen um, sogar die Küche aus dem Lehrerzimmer kommt mit. So viel Platz wie in Rettenbach werden sie aber nicht mehr haben. In dem alten Gebäude gab es Räume mit gut 80 Quadratmetern, in denen sich die Kinder bisher ausbreiten konnten. Auch um den kleinen Garten vor dem Haus müssen sich in Zukunft andere kümmern.

    Den Drittklässlern aus Rettenbach ist das Schulhaus in Offingen nicht neu, sie gingen dort in die erste und zweite Klasse. Für die Kinder der zweiten Klasse wäre auch planmäßig der Wechsel angestanden. Denn bisher fand der Unterricht für zwei Jahrgangsstufen in Offingen statt, die anderen beiden waren in Rettenbach untergebracht. Deswegen sind unter den Rettenbacher Schülern auch zahlreiche Kinder aus Offingen, 60 von ihnen wohnen in der Marktgemeinde. Der Schulrat des Landkreises Günzburg, Thomas Schulze sieht ebenso wie Drexl mit dem Umzug der Klassen die Möglichkeit, dass die Schulfamilie enger zusammenwachsen kann. Außerdem sei die Organisation etwa von Stundenplänen ohne die vielen Buszeiten einfacher umzusetzen.

    Eine Renovierung wäre nötig gewesen

    Drexl weist jedoch auch darauf hin, dass er den Standort in Rettenbach gerne behalten hätte. Er müsse aber auch dafür garantieren, dass die Schüler in dem Gebäude sicher untergebracht seien. Dafür wäre die Renovierung durch die Gemeinde, der das Haus gehört, nötig gewesen. Rettenbachs Bürgermeisterin Sandra Dietrich-Kast hätte den Schulbetrieb ebenfalls gerne aufrecht erhalten. Für die gesamte Sanierung wäre ein sechsstelligen Betrag fällig gewesen, neben dem Brandschutz hätten unter anderem die Fenster erneuert werden müssen. „Vor den Bürgern kann ich es nicht rechtfertigen, wenn wir jetzt die Schule sanieren und sie in fünf Jahren geschlossen wird.“ Diese Zusage zum Standort Rettenbach habe ihr von Seiten der

    Drexl erklärt, dass auch er nicht in die Zukunft blicken und die Entwicklung der Schülerzahlen voraussagen könne. Von Seiten der Behörde sei es ebenfalls nicht möglich, eine Standortsicherheit für eine Außenstelle zu geben, sagt Schulze. „Wir als Schulamt betrachten die Grundschule Offingen mit der Außenstelle Rettenbach als Einheit.“

    Gebäude soll weiterhin für Öffentlichkeit nutzbar sein

    Seit der Entscheidung, das Schulhaus nicht für diesen Zweck zu sanieren, beschäftigt sich die Gemeinde Rettenbach damit, wie es mit dem Gebäude weitergeht. „Es soll weiterhin der Öffentlichkeit dienen“, sagt Dietrich-Kast. Deshalb entstand zusammen mit Markus Müller von der Seniorenfachstelle des Landratsamtes die Idee, ein Mehrgenerationenhaus zu schaffen. Bei einer Befragung der Einwohner habe die Gemeinde unter anderem festgestellt, dass es an kleinen Wohnungen für Senioren, aber auch für junge Erwachsene fehlt. Deshalb ist für die Älteren barrierefreier Wohnraum geplant, die Jüngeren sollen die Möglichkeit bekommen, am Ort eine bezahlbare Wohnung zu finden. Ziel des Projekts mit dem Namen „Resel“ – Rettenbach ermöglich selbstbestimmtes eigenständiges Leben – ist es, dass die Generationen zusammen leben und sich im Alltag unterstützen.

    Die ersten Planungen dafür laufen bereits, derzeit ist Dietrich-Kast auf der Suche nach einem Investor für das Haus mit einer Nutzfläche von über 1000 Quadratmetern. Dabei ist ihr wichtig, dass die Gemeinde das Gebäudekonzept nicht aus der Hand gibt. Schließlich soll es zu den Projekten passen, die schon für die Ortsentwicklung entstanden sind – wie der Ausbau der Kinderbetreuung, der Dorfladen oder die Initiative „Jung hilft Alt“.

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