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Gundremmingen: Kernkraftwerk: Erneut Defekt an Brennelement entdeckt

Gundremmingen

Kernkraftwerk: Erneut Defekt an Brennelement entdeckt

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    Ein Brennelement-Defekt ist im Kernkraftwerk Gundremmingen festgestellt worden. Block B der Anlage wird deshalb diese Woche für einen Austausch herunter gefahren. (Archivbild)
    Ein Brennelement-Defekt ist im Kernkraftwerk Gundremmingen festgestellt worden. Block B der Anlage wird deshalb diese Woche für einen Austausch herunter gefahren. (Archivbild) Foto: Bernahrd Weizenegger

    Der Defekt sei bei einer kontinuierlichen Betriebsüberwachung des Reaktorkerns von Block B festgestellt worden,heißt es in einer Mitteilung des Kraftwerkbetreibers. Der Block soll daher am 19. September vorsorglich heruntergefahren werden, um das betroffene Brennelement zu lokalisieren und auszutauschen. Die Anlage sei dafür technisch ausgelegt. "Spezielle Rückhaltesysteme sorgen auch in diesem Fall für einen sicheren Betrieb.“

    Einem Bericht der Kraftwerksgegner "Gemeinsam gegen das Zwischenlager", wonach es auch im Block C Hinweise auf ein defektes Brennelement gebe, widersprach Pressesprecher Tobias Schmidt im Gespräch mit unserer Redaktion jedoch. "Dafür gibt es keinen Anhaltspunkt."

    AKW-Betreiber: Keine Gefahr für die Umwelt

    Jeder der zwei Blöcke im Kernkraftwerk Gundremmingen besteht aus 784 Brennelementen. In diesen sind jeweils rund 90 Brennstäbe gebündelt. Diese Rohre enthalten Urantabletten. Gibt es ein Leck an einem Brennstab, strömt radioaktives Gas in das Reaktorwasser.

    Das ist das Atomkraftwerk Gundremmingen

    Die Anlage Gundremmingen zwischen Günzburg und Dillingen, die in dieser Form seit 1984 besteht, ist der leistungsstärkste Kernkraftwerksstandort in Deutschland. Die zwei Reaktoren erzeugen pro Jahr mehr als 20 Milliarden Kilowattstunden Strom. Dies entspricht rund einem Drittel des gesamten Verbrauchs in Bayern.

    Die Betreibergesellschaft der Anlage gehört zu 75 Prozent RWE und zu 25 Prozent Eon. Nach dem Atomausstiegsbeschluss der Bundesregierung 2011 sollen Block B im Jahr 2017 und Block C 2021 abgeschaltet werden.

    Das Zwischenlager in Gundremmingen ging im August 2006 in Betrieb. Die Halle liegt rund 150 Meter vom Reaktorgebäude entfernt und ist 104 Meter lang, 38 Meter breit und 18 Meter hoch. Die Wände aus Stahlbeton sind 85 Zentimeter dick. Die Halle verfügt über eine Kapazität von 192 Castoren. Ein Castor wiederum enthält 52 Brennelemente. Damit ist das schwäbische Zwischenlager das größte in Deutschland.

    Wie alle anderen Zwischenlager ist auch dieses für eine Betriebszeit von maximal 40 Jahren ausgerichtet. Das heißt, in Gundremmingen endet die Genehmigung 2046. Spätestens dann, so die ursprüngliche Planung, sollte ein Endlager in Deutschland zur Verfügung stehen.

    Die Kritiker befürchteten schon bei der Genehmigung des Zwischenlagers, dass es de facto zu einem Endlager werden könnte. Außerdem argumentierten sie, dass in jedem der Castoren mehr Radioaktivität enthalten sei, als bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 freigesetzt wurde.

    Gegen den Bau der Zwischenlager wurde bundesweit prozessiert. Im Fall von Gundremmingen reichten fünf Anwohner aus umliegenden Gemeinden Klage beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München ein. Der VGH wies die Klage mit seinem Urteil vom 2. Januar 2006 ab.

    Laut Kraftwerksbetreiber habe der Vorfall jedoch keine "sicherheitstechnisch relevanten Auswirkungen auf die Anlage, das Personal oder die Umwelt“. Alle genehmigten Grenzwerte würden sicher eingehalten, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Aufsichtsbehörde sei über den Sachverhalt informiert, eine Meldepflicht bestehe nach derzeitiger Kenntnislage nicht.

    Raimund Kamm vom Forum "Gemeinsam gegen das Zwischenlager" spricht dennoch von einem Gesundheitsrisiko. So würden in den kommenden Tagen im AKW Gundremmingen vermehrt radioaktive Emissionen über den Kamin abgegeben. "Diese liegen zwar unter dem gesetzlichen Grenzwert. Das heißt aber nicht, dass sie gesundheitlich unbedenklich sind."

    Zuletzt mehrere technische Zwischenfälle in Gundremmingen

    In den vergangenen Monaten war es zu mehreren technischen Zwischenfällen in dem Atomkraftwerk gekommen. Im Frühjahr mussten bereits ein defektes Brennelement ausgetauscht werden. Zudem wurde im Juli unter anderem ein Leck im Kühlsystem entdeckt.

    Anfang September gab es im Kernkraftwerk Gundremmingen ein meldepflichtiges Ereignis: Eine Armatur in einem Stickstoffversorgungs-Strang schloss nicht ordnungsgemäß. Ursache sei ein defekter Schalter am Antrieb gewesen, hieß es.

    Gegner warnen vor Leistungserhöhung in Gundremmingen

    Kamm betont, der jüngste Vorfall sei ein neuer Beleg dafür, wie gefährlich eine Leistungserhöhung im Kernkraftwerk Gundremmingen sei. "Früher gab es alle fünf Jahre einmal einen Defekt, heute jährlich mehrere."

    Wie berichtet, möchten die Betreiber die Leistung in den 30 Jahre alten Reaktoren um knapp zwei Prozent bzw. rund 20 Megawatt steigern. Atomkraft-Gegner hatten dem bayerischen Landtag daraufhin eine Petition mit mehr als 6700 Unterschriften überreicht.

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