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Jagd: Ausnahme: Biber dürfen getötet werden

Jagd

Ausnahme: Biber dürfen getötet werden

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    Bauhofchef Klaus Chamerke erklärt Bürgermeister Edgar Ilg, wie die Lebendfalle funktioniert.
    Bauhofchef Klaus Chamerke erklärt Bürgermeister Edgar Ilg, wie die Lebendfalle funktioniert. Foto: Bernhard Weizenegger

    Zwei Biberfamilien toben sich derzeit in der Gemeinde Dürrlauingen aus. Im Ortsteil Mindelaltheim unterhöhlen sie Felder. Teile eines Fahrradweges und eine Wasserleitung sind bereits eingebrochen. Jetzt wurde die Jagd auf die Biber eröffnet.

    "Das sind schon schlaue Tiere", muss Dürrlauingens Bürgermeister Edgar Ilg eingestehen. Zwischen einem Feld im Mindelaltheimer Ried und einem kleinen Kiessee laufen die sechs Biber hin und her - und zwar unter der Erde. Sie haben sich ein richtiges Tunnelsystem gegraben. "Der Biber unterhöhlt alles", sagt Ilg. Zwei Mal ist der Boden bereits eingebrochen. Der Riss war so tief, dass eine Wasserleitung zu sehen war, die dort verläuft, beschreibt Ilg. Teile des Fahrradweges mussten gesperrt werden, weil dort Löcher klafften.

    Das Sicherheitsrisiko ist zu hoch, deshalb hat die Gemeinde vom Landratsamt die Erlaubnis erhalten, die Biber einzufangen. Das ist eine Ausnahmeregelung, denn eigentlich stehen die Tiere unter besonderem Schutz und dürfen nicht getötet werden, erklärt Bürgermeister Ilg.

    Die Kommune hat zunächst versucht, die Tiere mit Blinklichter und Elektrozäune aus dem Gebiet zu vertreiben. "Aber das hat nichts gebracht. Die Biber haben sich einfach einen anderen Weg gesucht", sagt Ilg. Jetzt hat die Gemeinde eine Lebendfalle aufgestellt, um den Bibern Herr zu werden. Mit einem Köder sollen die Tiere in eine große Blechbox gelockt werden. Sobald ein Tier auf eine bestimmte Stelle am Boden tritt, schnappt die Falle zu und die Wände der Box klappen hoch. Ein Jäger wird sich dann um das gefangene Tier kümmern und es erschießen.

    Der Bürgermeister hofft, dass die Tiere bald ins Netz gehen. Seit September ist die Jagd eröffnet. Bislang war sie allerdings ohne Erfolg. "Diese Biber sind einfach nicht dumm", sagt Ilg immer wieder.

    Wie schlau sie sind, wird auf einem nahegelegenen Feld deutlich. Dort sucht eine zweite Biberfamilie nach Nahrung und Baumaterial. Die Tiere haben ein Rohr verstopft, das zur Flurentwässerung gedacht ist. Doch die Biber haben es umfunktioniert und den Kanal zugebaut. Zum Ärger der Landwirte: Das Wasser staute sich. Die Felder waren auf einer Fläche von mehr als 100 Quadratmetern überflutet. Fast bis ganz oben war das Rohr, das einen Durchmesser von circa einem Meter hat, verbaut, berichtet Klaus Chamerke. Der Dürrlauinger Bauhofchef hat das Rohr schon mehrmals gesäubert. "Wir haben den Staubau immer wieder vernichtet."

    Mit wenig Erfolg. Nach wenigen Tagen haben die Biber die Barriere wieder aufgebaut. Und so wird es auch noch eine Weile weiter gehen. Denn die Tiere üben keine direkte Gefahr aus. Sie dürfen also nicht gefangen und getötet werden.

    Alois Brunhuber, ein Biberbeauftragter im Landkreis, schätzt, dass derzeit etwa 1000 Biber in der Region leben. "Man muss mit allem rechnen", antwortet er auf die Frage, welche Schäden die Tiere anrichten können. Sie fällen Bäume, um Dämme zu bauen und sich einen Winterfuttervorrat anzulegen; sie fressen Feldfrüchte wie Weizen, Gerste, Mais und Zuckerrüben. Gefährlich wird es auch für die Landwirte. Sie könnten mit ihren schweren Maschinen einbrechen, wenn die Biber unter den Feldern ihre Tunnel graben.

    Den Tieren Herr zu werden, ist nicht einfach. "Der Biber hat einen besonderen Naturschutzstatus und darf nicht getötet werden", erklärt Brunhuber. Nur wenn akute Gefahr bestehe, dürfe das Tier gefangen und getötet werden. Angela Effenberger

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