Auf Kommunen, Vereine, Veranstalter und Kirchen könnten demnächst hohe Kosten zukommen – sonst herrscht dort vermutlich bald Funkstörung. Schuld daran ist die Versteigerung von Funkfrequenzen vor einem Jahr an Mobilfunkanbieter, die damit Löcher in ihren Handy- und Internet-Netzen vor allem im ländlichen Raum stopfen wollen. Das Problem: Die versteigerten Funkfrequenzen zwischen 790 und 862 Megaherz, „digitale Dividende“ genannt, werden bislang auch für drahtlose Mikrofone genutzt, zum Beispiel in Veranstaltungshäusern wie dem Forum am Hofgarten in Günzburg, aber auch von der Wallfahrtskirche Maria Vesperbild in Ziemetshausen oder von Sportvereinen.
Im Günzburger Forum sind derzeit fünf Funkstrecken in Betrieb – die Anlage der Marke „Sennheiser“ ist praktisch dauernd im Einsatz. Auch hier muss auf absehbare Zeit umgerüstet werden. Techniker Roland Jaitner und sein Kollege Wilhelm Schmid kennen das Problem. „Wir haben in den vergangenen Monaten bereits immer wieder Störungen festgestellt, die so nicht von der Anlage kommen können. Wir glauben, dass die Mobilfunkanbieter schon Tests auf den Frequenzen laufen lassen, die den Funkverkehr stören“, sagt Jaitner.
Bis zum Jahr 2015 hatte die Bundesnetzagentur die Nutzung der Frequenzbereiche zwischen 790 und 862 MHz für Funkmikrofone zugeteilt. Bis dahin können die Mikros mit der bisherigen Technik noch betrieben werden – Störungen, wie die in Günzburg beobachteten, müssen die Betreiber aber in Kauf nehmen. Auch im Leipheimer Zehntstadel funken fünf Mikrofone auf den fraglichen Frequenzen, sagt Techniker Thomas Gagstatter. Die Funkanlage ist hochwertig – „bedingt durch die Vorgaben, die viele Künstler an unsere Technik stellen.“
Tausende Euro Kosten
In beiden große Veranstaltungshallen dürfte der Austausch der Funkanlagen nach Angaben von Experten mehrere Tausend Euro kosten. Richtig teuer wird der Austausch für professionelle Licht- und Tontechnikfirmen, die zwischen 30 und 40 Funkstrecken benutzen. Aber auch für Kirchengemeinden, die Funkmikrofone zum Beispiel kommenden Donnerstag bei Fronleichnamsprozessionen benutzen, oder für Vereine, die beispielsweise beim Aerobic-Unterricht mit Funk-Headset arbeiten, dürften die Kosten verhältnismäßig hoch sein.
Die beiden heimischen Abgeordneten Dr. Georg Nüßlein und Alfred Sauter haben sich deshalb an das Bundesfinanzministerium gewandt: Sie fordern einen raschen finanziellen Ausgleich für die Anwender von drahtlosen Mikrofonanlagen. „Für die anfallenden Kosten der Umrüstung beziehungsweise den Neuerwerb hatte der Bund, der mit der Frequenzversteigerung über vier Milliarden Euro eingenommen hatte, zugesagt, die Veranstalter „angemessen“ zu entschädigen“, so die beiden CSU-Politiker in einer Pressemitteilung. „Bis heute konnten sich jedoch Bund und Länder noch nicht über die Höhe der Entschädigung für die Umstellungskosten der Veranstalter einigen.“