Auf ihrer Internetseite ist die Welt der Großmetzgerei Sieber noch in Ordnung. Vor weiß-blauem Hintergrund bewirbt das Unternehmen aus dem oberbayerischen Geretsried Schinken, Leberkäs oder die Bayerische Bierkugel. Die Waren der 1825 gegründeten Firma landen normalerweise in Supermärkten, Großküchen oder Firmenkantinen in ganz Deutschland.
Rückruf: Sieber nimmt Wurst und anderes Fleisch aus dem Handel
Nach diesem Wochenende wird aber so schnell wohl niemand mehr eine Sieber-Wurst auf den Tisch bekommen. Denn das Unternehmen ruft seine komplette Produktpalette zurück: Über 200 Sorten Würste, Aufschnitt und auch vegetarische Ersatzprodukte sind seit Freitag vorsorglich aus dem Handel genommen worden, nachdem das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen die Rückrufaktion und einen Auslieferungsstopp angeordnet hat. Das Unternehmen räumt auf seiner Internetseite ein, dass in „einigen Einzelfällen in Schinken- und Wurstprodukten unseres Unternehmens Listerien gefunden wurden“.
Das Bayerische Verbraucherschutzministerium bestätigt den Fund der stäbchenförmigen Bakterien in einigen Wurstprodukten der Firma. Listerien können gesunden Menschen zwar kaum gefährlich werden. Bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem wie Schwangeren sowie bei Kindern oder älteren Menschen kann die Infektion aber zu Fieber, Durchfall und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen.
Listerien in Wurst und Fleisch gefunden
Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin geht davon aus, dass in den vergangenen vier Jahren zwischen 70 und 80 Menschen in Süddeutschland erkrankt sind, nachdem sie das "Original Bayerische Wammerl" von Sieber gegessen haben. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) spricht zudem davon, dass acht der erkrankten Menschen gestorben sind. Vier Todesfälle seien „hauptursächlich“ auf die Infektion mit Listerien zurückzuführen. Insgesamt wurden dem RKI seit 2012 in ganz Deutschland jährlich zwischen 430 und 662 Listeriose-Erkrankungen gemeldet.
Die Forscher haben jahrelang an dem Fall recherchiert, Patienten befragt und Proben genommen. Ausgangspunkt der Untersuchungen war eine Häufung von Listeriose-Fällen in Süddeutschland seit dem Jahr 2012, erläutert Katrin Grimme, Sprecherin des LGL. Die Forscher ließen sich daraufhin von den Patienten detailliert berichten, was sie in den vergangenen Wochen gegessen haben. Irgendwann stellte sich heraus, dass alle Schweinefleisch verzehrt hatten.
Rückruf bei Sieber wegen Listerien
Daraufhin grenzten die Forscher ihre Suche ein. In diesem März gab es dann einen Treffer: Das „Original Bayerische Wammerl“ der Metzgerei Sieber wies Bakterien desselben Musters auf, das die untersuchten Personen krank gemacht hatte. Bereits damals rief Sieber das Produkt zurück. Die Wissenschaftler entnahmen danach weitere Proben und fanden vergangene Woche auch in fünf anderen Waren der Firma die schädlichen Bakterien.
Wie lange die Sieber-Produkte aus dem Handel verbannt werden, steht nach Angaben des LGL noch nicht fest. Verbraucher sollten der Behörde zufolge alle Waren der Firma wegwerfen. Das Unternehmen hat außerdem eine Notfallnummer eingerichtet: Unter 08171/98210 können Kunden die Firma erreichen. Auf der Seite www.sieber-wurst.de hat sie zudem alle zurückgerufenen Waren veröffentlicht.