Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Rugby: Kein Sport für Schläger

Rugby

Kein Sport für Schläger

    • |
    • |
    Gleich geht’s los im großen Gedränge um den ovalen Ball, im Knäuel geht’s richtig zur Sache. Doch Fairness wird im Rugby groß geschrieben, davon konnten sich auch die Zuschauer in Ottmaring beim Derby zwischen Augsburg (schwarz-weiß) und Freimann überzeugen.
    Gleich geht’s los im großen Gedränge um den ovalen Ball, im Knäuel geht’s richtig zur Sache. Doch Fairness wird im Rugby groß geschrieben, davon konnten sich auch die Zuschauer in Ottmaring beim Derby zwischen Augsburg (schwarz-weiß) und Freimann überzeugen.

    Der herbe Geruch von feuchter Erde strömt aus den aufgewühlten Rasensoden und vermischt sich mit einem Hauch von Schweiß und Adrenalin. Erhitzte Körper prallen dumpf aufeinander, schier endlose Sekunden dauert das Kräftemessen, bis unter dem Knäuel aus ineinander verschlungenen Gliedmaßen der ovale Ball zum Vorschein kommt – die Jagd nach Punkten hat begonnen.

    Ein ungewohnter Anblick bot sich den rund 200 Zuschauern auf dem Sportgelände des SV Ottmaring. Ungewohnt vor allem deswegen, weil hier sonst Fußball gespielt wird. Diesmal aber wurde das satte Grün zum Austragungsort für ein bayerisches Rugby-Derby: Der Rugby Football Club Augsburg trat im Freundschaftsspiel gegen den SV Studentenstadt Freimann an. Jürgen Ankner, 3. Abteilungsleiter des SVO und Initiator der Begegnung hoffte, die 60-Jahr-Feier mit einem „sportlichen Schmankerl“ abschließen zu können. Rugby fristet in Deutschland ein Schattendasein – ganz im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern. Die Rugby-WM ist das drittgrößte Sportereignis der Welt. „Man kennt es aus dem Fernsehen und weiß grob, wie es abläuft, aber live habe ich noch nie eines gesehen“, so der generelle Tenor der Zuschauer. Wenige Minuten später wird Karl Winter, eigentlich leidenschaftlicher Fußballer, noch hinzufügen: „Fast juckt es mich, das selbst mal auszuprobieren.“

    „Haben die wenigstens Polster drunter?“ kommt die besorgte Zwischenfrage des zehnjährigen Lukas, als ein Spieler der Augsburger Mannschaft im vollen Lauf zu Fall gebracht wird. Anders als beim American Football, bei dem die Spieler eine umfangreiche Schutzkleidung tragen, ist beim Rugby lediglich der Zahnschutz obligatorisch. Dennoch kann Rugby grundsätzlich nicht als verletzungsintensiver Sport bezeichnet werden, sofern jeder Spieler weiß, welche Härte erlaubt ist und welche nicht. „Unfassbar, der ist voll auf dem Rücken gelandet! Was meinst du, wie weh das getan hat, aber das interessiert den gar nicht, der steht einfach wieder auf!?“ Unverhohlene Begeisterung bei den jugendlichen Zuschauern, aufrichtiges Interesse bei den Älteren. „Und wie kommt der aus dem Gewühle jetzt wieder raus?“ – Verwirrung in den Zuschauerreihen. Zwar wirkt Rugby auf den ersten Blick chaotisch, tatsächlich ist dieser Sport aber geprägt von Taktik und Disziplin. Den Schiedsrichter beschimpfen? Im Rugby undenkbar.

    Doch wie kommt man dazu, ausgerechnet in einer Fußballnation wie Deutschland Rugby zu spielen? Die Antworten auf diese Frage sind so vielfältig und unterschiedlich wie das Team der Augsburger – in einer Saison stammten die Spieler aus elf unterschiedlichen Nationen. Aber alle Aussagen haben etwas zu tun mit Integration, sportlich wie persönlich, mit Fairness und Zusammenhalt. „Rugby ist keineswegs eine Sportart für Schläger“, erklärt der Vorsitzende des Rugbyverbandes Bayern, Michael Neuner. „Sicher geht es auf dem Feld hart zu, doch anschließend gibt man sich die Hand und geht respektvoll miteinander um.“ Und so sitzen auch nach diesem Spiel – das die Augsburger übrigens mit 17:14 gewannen – beide Teams freundschaftlich an einem Tisch und stoßen darauf an, mit dieser Veranstaltung ein paar Vorurteile aus dem Weg geräumt und vielleicht sogar den ein oder anderen zukünftigen Spieler gewonnen zu haben.

    Bilder vom Spiel finden Sie hier

    Weitere Infos gibt es hier

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden