Mit Menschen, die an ihrem Lebensende an Demenz leiden, haben die Hospizbegleiter des St. Afra Hospizes in ihren ehrenamtlichen Einsätzen genauso zu tun wie mit gebrechlichen Senioren, aber auch mit Schwerstkranken und Sterbenden, die noch lange kein hohes Alter erreicht haben. „Früher wurde im Krankenhaus gestorben, heute können viele dank einer sehr guten medizinischen Begleitung im gewohnten Umfeld ihr Leben beenden“, erklärt Christine Neukäufer.
Die leitende Koordinatorin des ambulanten Hospizes staunt manchmal selbst, wie schnell sich das St. Afra Hospiz entwickelt hat. Sie war fast von Anfang an dabei. Ab 2002 übernahm sie die ehrenamtliche Leitung in Aichach, seit 2012 hat sie Gesamtleitung des St. Afra Hospizes.
„Wie könnte man die Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden auf den Weg bringen?“, lautete 1995 die Ausgangsfrage, die auch durch einen Umbruch in der Gesundheitsreform angestoßen wurde. Es gab ein Treffen von Seelsorgern und Geschäftsführern der Caritas-Sozialstationen. Unterstützung leistete Schwester Anneliese Mader vom Augsburger St. Vinzenz Hospiz. „Macht’s doch selbst“, lautete der Vorschlag der Ordensfrau.
100 Hospizbegleiter im Einsatz
Das geschah – und 20 Jahre später sind 100 Hospizbegleiter im Einsatz. „Sie arbeiten ehrenamtlich, aber professionell, denn sie werden von uns gut aus- und weitergebildet“, betont Christine Neukäufer. Jährlich 280 Kontakte mit Schwerkranken und Sterbenden im Landkreis verzeichnet das Hospiz.
Zusammen mit dem Team der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (siehe Info) werden 500 Menschen auf ihrem letzten Lebensweg unterstützt – das ist in etwa die Hälfte aller Sterbenden im Landkreis. Dank der Entwicklung in der Palliativmedizin können auch immer mehr junge Menschen mit aggressiven Erkrankungen wie Tumorpatienten, ALS- oder MS-Kranke begleitet werden.
Immer neue Herausforderungen
Seit fünf Jahren gibt es im St. Afra Hospiz zusätzlich zum psychosozialen Dienst der ehrenamtlichen Hospizhelfer eine spezialisierte Palliativversorgung (SAPV). Das Team arbeitet unter der pflegerischen Leitung von Dr. Monika Emmerling. „Wir arbeiten sehr eng zusammen“, freut sich Neukäufer. Das ist wichtig, denn die Hospizarbeit muss sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Dazu gehören Akutbegleitungen auf Intensivstationen, die Begleitung von Menschen mit Behinderungen oder auch immer öfter von Menschen mit Migrationshintergrund.
Die Anfänge waren bescheidener: Zunächst wurden die Hospizeinsätze über die drei Sozialstationen im Landkreis ehrenamtlich von Pflegekräften koordiniert. In Friedberg war es Manuela Müller, in Aichach Centa Plöckl, in Mering Inge Göschl. Die beiden Letzteren sind noch heute dabei. Eine Verbesserung der Versorgung kam mit dem Hospiz- und Palliativgesetz. Es ermöglichte durch Fördergelder und die Finanzierung der Krankenkassen eine Professionalisierung der Hospizarbeit. Das St. Afra Hospiz ist in den Caritasverband Aichach-Friedberg eingegliedert. Dessen Geschäftsführer Andreas Reimann absolvierte selber die Palliativ-Care- Ausbildung für Sozialpädagogen, die Koordinatorenausbildung und einen Hospizhelferkurs.
Wellküren treten in Mering fürs Hospiz auf
Der erste Kurs für Hospizbegleiter fand 1997 statt. Inzwischen wurde der 15. Kurs beendet und neue Hospizhelfer können im Rahmen des Festgottesdienstes am Sonntag, 22. Oktober, um 10.30 Uhr in der Aichacher Stadtpfarrkirche ausgesendet werden. Ständige Weiterbildungen helfen ihnen Hospizbegleitern für ihren Einsatz. Finanziert wird viel durch Spenden. Dazu trägt auch das von der Meringer Hospizgruppe initiierte Benefizkonzert der Wellküren bei, das am Sonntag, 15. Oktober, um 19.30 Uhr im Papst-Johannes-Haus Mering veranstaltet wird.