Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Donauwörth: Giftige Raupen gefährden den Donau-Ries-Kreis

Donauwörth

Giftige Raupen gefährden den Donau-Ries-Kreis

    • |
    An den Ästen hängen Gespinste mit den Hüllen, die bereits geschlüpfte Spinner hinterlassen haben. Vorsicht: Die Härchen sind noch immer giftig.
    An den Ästen hängen Gespinste mit den Hüllen, die bereits geschlüpfte Spinner hinterlassen haben. Vorsicht: Die Härchen sind noch immer giftig. Foto: Werner Diemer

    Wie alt die mächtige Eiche auf freier Flur direkt neben der Kreisstraße zwischen Mauren und Schaffhausen ist, weiß niemand. Fachleute schätzen, dass sie zwischen 150 und 300 Jahre auf dem Buckel hat. Während ringsum alles wächst und gedeiht, gibt der Baum, der als Naturdenkmal besonders geschützt ist, ein gespenstisches Bild ab. Nur noch an einigen wenigen Ästen hängt Laub. Wer näher hinschaut, entdeckt zahlreiche Gespinste, in denen grünliche Raupen noch krabbeln oder sich verpuppt haben. Dann sind nur noch bräunliche Hüllen übrig. Menschen sollten sich sowohl von diesen als auch von den lebenden Tieren fernhalten: Besonders die feinen Härchen des Eichenprozessionsspinners sind hochgiftig und können allergische Reaktionen bis hin zum Kollaps auslösen.

    Alle Kommunen im Kreis Donau-Ries sind betroffen

    Der Spinner hat sich – wie bereits gemeldet – nun endgültig im gesamten Landkreis Donau-Ries ausgebreitet. Den erreichten die Insekten vor ein paar Jahren von Norden her. 2014 wurden die ersten Raupen an Eichen – nur auf diesen siedeln sie sich an – südlich der Donau gesichtet. Inzwischen seien alle Kommunen im Kreis betroffen, wenn auch im Lechgebiet bislang nur vereinzelt, berichtet Paul Buß.

    Der Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege hatte vor allem in den vergangenen drei Wochen regelmäßig mit den Eichenprozessionsspinnern zu tun. Zahlreiche besorgte Bürger riefen bei der Behörde an – meistens, weil die gefräßigen Raupen, die im Mai/Juni die Blätter der befallenen Eichen fressen, im oder direkt am heimischen Garten auftauchten. Man helfe den Betroffenen gerne mit Ratschlägen, so Buß. Es müsse dann im Einzelfall entschieden werden, was zu tun ist.

    Neemöl als biologische Waffe gegen den Spinner

    Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Stadt Donauwörth hat heuer laut Franz Gruber, Leiter der Stadtgärtnerei, gefährdete Bäume auf öffentlichen Flächen erstmals vorbeugend mit einer biologischen Waffe behandelt: dem Neemöl, das aus dem Samen des Niembaums gewonnen wird. Die Aktion sei "sehr erfolgreich" gewesen, so Gruber: "Wir haben heuer nur ganz vereinzelt einen schwachen Befall." Einzig im Umfeld des Parkstadt-Kindergartens habe von einer Eiche ein Gespinstnest abgesaugt werden müssen.

    Gängige Methode ist neben dem – allerdings teuren – Absaugen durch Spezialfirmen der Einsatz von Insektiziden. Die wirkten zwar, wenn sie rechtzeitig verwendet würden, töteten aber auch andere Insekten auf den Eichen, schildert Paul Buß: "Man muss deshalb immer abwägen, ob man was macht oder nicht." Dass unter Umständen ganze Siedlungen unter den giftigen Härchen leiden, die hochgewirbelt oder vom Wind verweht werden können, habe sich in einem Dorf im Ries gezeigt. Dort mussten nach Informationen von Buß einige Bewohner wegen allergischer Reaktionen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Mächtig Probleme gebe es in diesem Jahr im benachbarten Landkreis Dillingen.

    "Weg bringen wir ihn nicht mehr"

    "Wir müssen lernen, mit dem Eichenprozessionsspinner zu leben", folgert der Kreisfachberater aus der Situation, denn: "Weg bringen wir ihn nicht mehr." Deshalb würden Eichen, die direkt an Schulen oder Kindergärten stehen, in aller Regel vorbeugend gespritzt.

    Die Eichen selbst könnten durch den Spinner, der sich um diese Jahreszeit in einen (ungiftigen) Schmetterling verwandelt, eigentlich nicht kaputt machen. Meist bekämen die Eichen mit dem sogenannten Junitrieb wieder Blätter. Freilich stressten die Insekten die Bäume, so Buß. Seien diese geschwächt und kämen weitere Faktoren hinzu, könne es kritisch werden. Eine als Naturdenkmal eingestufte Eiche zwischen Maihingen und Utzwingen im Ries sei auf diese Weise eingegangen. Wie der knorrige Baumriese nahe Mauren die Raupen-Attacke übersteht, müsse sich zeigen.

    Ratschläge zum Thema Eichenprozessionsspinner gibt es im Landratsamt (Abteilung Gartenkultur und Landespflege), Telefon 0906/74-224 oder -255, und beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, 09081/2106-0.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden