Insgesamt würden ab Montag mehr als 1,7 Millionen Dokumente aus den Jahren 1973 bis 1976 ins Internet gestellt, teilte Wikileaks-Gründer Julian Assange mit. Die Unterlagen wurden der Enthüllungs-Plattform diesmal allerdings nicht geheim durch einen Informanten zugespielt, sondern stammen aus US-Archiven, wo sie eingesehen werden können.
Julien Assange wirkte aus seinem Asyl mit
Die Depeschen zeigten "das enorme Ausmaß und die enorme Bandbreite" des US-Einflusses in der Welt, sagte Assange der britischen Nachrichtenagentur Press Association. Er selbst habe von seinem Asyl in der Botschaft Ecuadors in London bei der Zusammenstellung der Dokumente mitgewirkt.
Chronologie: Julian Assange und Wikileaks
Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, Julian Assange, hat mit der Veröffentlichung von Geheimdokumenten vor allem den Zorn der US-Regierung auf sich gezogen. Seine Festnahme in England erfolgte nach Vergewaltigungsvorwürfen aus Schweden.
Juli 2010: Wikileaks veröffentlicht im «Afghanischen Kriegstagebuch» mehr als 70 000 Dokumente über den Krieg der Alliierten am Hindukusch.
August 2010: Die Stockholmer Staatsanwaltschaft erlässt Haftbefehl wegen Verdachts der Vergewaltigung. Assange spricht von einer Verleumdungskampagne. Nach wenigen Stunden hebt die Behörde den Befehl wieder auf, ermittelt aber weiter.
Oktober 2010: Im «Tagebuch des Irak-Krieges» veröffentlicht Wikileaks fast 400 000 Geheimdokumente.
November 2010: Schwedens Justiz stellt erneut einen Haftbefehl aus. Es gilt als sicher, dass Assange in England ist. Ein EU-weiter Haftbefehl scheitert zunächst an einem Formfehler. Schweden bessert nach. Mit der Veröffentlichung von mehr als 250 000 vertraulichen Informationen aus US-Botschaften sorgt Wikileaks erneut für Aufsehen.
Dezember 2010: Die britische Polizei verhaftet Assange. Nach einer Woche Untersuchungshaft wird er gegen eine Kaution von umgerechnet 288 000 Euro entlassen, muss aber eine elektronische Fußfessel tragen. Das Tauziehen um die Auslieferung beginnt.
Februar 2011: Der Belmarsh Magistrates Court im Süden Londons gibt dem Auslieferungsbegehren nach Schweden statt. Assange strengt ein Berufungsverfahren vor dem obersten Zivilgericht, dem High Court, an.
November 2011: Assange verliert vor dem High Court, legt aber Einspruch gegen die Entscheidung ein.
Dezember 2012: Der High Court entscheidet in zweiter Instanz, der Fall Assange dürfe dem Obersten Gerichtshof, dem Supreme Court, vorgelegt werden.
Februar 2012: Die Verhandlung vor dem Supreme Court endet nach zwei Tagen ohne Bekanntgabe des Urteils.
Mai 2012: Der Supreme Court verkündet, dass Assange an Schweden ausgeliefert werden kann. Die Assange-Anwälte können binnen 14 Tagen beantragen, das Verfahren neu aufzurollen, was sie auch tun.
Juni 2012: Assange scheitert vor dem Supreme Court mit seinem Einspruch gegen die Auslieferung. Er kann jetzt noch vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte nach Straßburg ziehen. Wenige Tage später flieht er in die Botschaft von Ecuador in London und beantragt politisches Asyl. Die britischen Behörden drohen mit einer Festnahme, falls Assange die Botschaft verlassen sollte. Ecuador sagt die Prüfung des Asylantrages zu.
Juli 2012: Assange nimmt sich den als «Tyrannenjäger» bekannt gewordenen spanischen Juristen Baltasar Garzón zum Anwalt. Garzón hatte unter anderem 1998 den chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet angeklagt. August 2012: Die schwedische Staatsanwaltschaft lehnt ein Angebot ab, Julian Assange in der Botschaft Ecuadors zu vernehmen. Er müsse in Schweden verhört werden. Ecuadors Präsident Rafael Correa dementiert britische Medienberichte über eine Asyl-Entscheidung zugunsten Assanges. Es gebe noch keine Entscheidung.
Assange sitzt seit nunmehr neun Monaten in der ecuadorianischen Botschaft in London fest. Die britischen Behörden wollen den Australier nach Schweden ausliefern, wo er zu Vorwürfen wegen sexueller Vergehen vernommen werden soll. Assange befürchtet jedoch nach eigenen Angaben, von Schweden an die USA ausgeliefert zu werden, wo ihm ein Prozess wegen Spionage und Geheimnisverrat drohen könnte.
Geheime Informationen stammten von einem US-Soldaten
Wikileaks hatte durch die Veröffentlichung geheimer Informationen zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan sowie von rund 250.000 vertraulichen US-Diplomatendepeschen den Zorn der US-Regierung auf sich gezogen. Die Dokumente waren den Betreibern der Enthüllungs-Website von einem US-Soldaten zugespielt worden, der sich deshalb derzeit in seiner Heimat vor einem Militärgericht verantworten muss. Er hatte die geheimen Daten während seiner Stationierung im Irak vor drei Jahren von Militärrechnern heruntergeladen. AZ/afp