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Änderungen bei Facebook: Was hinter den neuen Bedingungen und Richtlinien bei Facebook steckt

Änderungen bei Facebook

Was hinter den neuen Bedingungen und Richtlinien bei Facebook steckt

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    Facebook will seine Werbung künftig auch in Deutschland stärker personalisieren. Dafür sollen unter anderem Informationen über besuchte Seiten und genutzte Apps ausgewertet werden.
    Facebook will seine Werbung künftig auch in Deutschland stärker personalisieren. Dafür sollen unter anderem Informationen über besuchte Seiten und genutzte Apps ausgewertet werden. Foto: Arno Burgi (dpa)

    Ändert Facebook seine Richtlinien, werden Datenschützer in der Regel hellhörig. Denn gerade in Sachen Datenschutz gilt das Unternehmen nicht eben als Musterschüler. Nun steht zum 30. Januar die nächste Überarbeitung an. Facebook hatte die Änderungen bereits im November angekündigt, die Einführung nach Kritik allerdings um einen Monat verschoben. Die Nutzer wurden in den vergangenen Wochen über eine Benachrichtigung im Sozialen Netzwerk über die "aktualisierten Bedingungen sowie Datenrichtlinie und Cookies-Richtlinie" informiert. Hintergrund sind mehrere neue Funktionen, die Facebook in naher Zukunft einführen will - und die nicht ganz ohne sind.

    Wer genau wissen will, was das US-Unternehmen zum neuen Jahr alles ändert, muss sich etwas Zeit nehmen. Der Katalog an Neuerungen wird gleichermaßen detailliert wie umfangreich beschrieben. Man kann allerdings davon ausgehen, dass die wenigsten Facebook-Nutzer sich die Mühe machen und sich durch die zahlreichen Infoseiten mit ihren Links und Querverweisen klicken. Eine Zustimmung zu den neuen Richtlinien ist ohnehin nicht notwendig; sie erfolgt automatisch dadurch, dass der Dienst auch nach Januar weiter genutzt wird. Ein Widerspruch ist nicht möglich, Nutzer können sich nur komplett abmelden.

    Datenschützer und Politiker kritisieren Änderungen bei Facebook

    Grundsätzlich fällt auf, wie ausgenommen positiv die Änderungen für den Nutzer klingen. "Wir möchten dazu beitragen, dass Du verstehst, wie Facebook funktioniert und wie Du Deine Informationen kontrollieren kannst", heißt es etwa. Auch vom "Schutz der persönlichen Informationen" und "wirksamen Privatsphäre-Kontrollmechanismen" ist die Rede.

    Das ist Facebook

    Facebook ist nach wie vor das wichtigste soziale Netzwerk der Welt. Zahlen und Fakten:

    Facebook gibt es seit Februar 2004.

    Das weltweit beliebteste soziale Netzwerk zählt mehr als 2 Milliarden Mitglieder (Stand Ende 2017).

    Gegründet wurde das Unternehmen vom Amerikaner Mark Zuckerberg. Über ihn und seine Idee erschien 2010 der Film "The Social Network".

    Auf ihren persönlichen Profilseiten können die Facebook-Nutzer Nachrichten, Bilder oder Links verbreiten.

    Die Nutzung ist kostenlos. Einnahmen werden nur über das (personalisierte) Werbegeschäft erwirtschaftet.

    Seit Februar 2014 gehört auch der beliebte Messenger Whatsapp zu Facebook.

    Datenschützer sehen Facebook wegen seiner gewaltigen Datensammlung kritisch.

    Also alles super für den User? Beim Verbraucherzentrale Bundesverband warnt man davor, sich vom Tonfall täuschen zu lassen. "Letztendlich bedeuten die Änderungen, dass Facebook künftig noch mehr Daten sammelt und verknüpft und ein noch größeres Profil von jedem seiner Nutzer erstellt", erklärt Internet-Experte Dennis Romberg. Er spricht von "Augenwischerei": "Dem Nutzer wird erklärt, er kann seine Privatsphäre kontrollieren. Aber egal mit wem er welche Informationen teilt - Facebook kennt sie immer und wertet sie aus."

    Was sich bei Facebook ändert, was dahinter steckt

    Was also steckt hinter den neuen Bedingungen und Richtlinien bei Facebook? Zum einen geht es darum, die Einnahmen zu steigern - und zwar mit noch stärker personalisierter Werbung. Zum anderen ermöglichen die Änderungen die Einführung gänzlich neuer Funktionen, wie etwa einer Kaufen"-Schaltfläche. Das Netzwerk gibt damit einen tiefen Einblick, wie es sich weiterentwickeln will. "Facebook soll immer mehr das herkömmliche Internet ersetzen. Die Nutzer sollen dort alles finden, ohne dass sie das Netzwerk verlassen müssen", sagt Romberg.

    Nach Inkrafttreten der Änderung verfügt Facebook über noch mehr Wissen über seine Nutzer. Bisher wurden schon Informationen, die auf Facebook geteilt werden (Seiten, die "geliked" wurden), Profilinformationen (Alter, Geschlecht, Standort, Geräte) und Informationen, die Werbetreibende und Marketingpartner von Facebook bereits über die Person haben (E-Mail-Adressen), ausgewertet. Hinzu kommen künftig Daten über Aktivitäten auf Websites und bei Apps außerhalb des Sozialen Netzwerks.

    Laut Facebook enthalten die Angaben keine Informationen, die es erlauben, jemanden persönlich zu identifizieren. Name oder E-Mail-Adresse würden nicht ohne Zustimmung weitergegeben. Auch eine Verknüpfung mit den Daten des Messengers WhatsApp soll nicht stattfinden. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar kritisierte jedoch, die geplanten Änderungen würden einen Datenaustausch zumindest ermöglichen.

    Die wichtigsten Änderungen bei Facebook im Überblick

    Ortungsdienst: Facebook wird in Zukunft Standortinformationen eines Nutzers mit denen seiner Freunde und mit Werbeanzeigen verbinden - vorausgesetzt, der Ortungsdienst ist aktiviert. Wie das aussehen soll, verrät das Soziale Netzwerk gleich selbst: "Wenn du beispielsweise in Zukunft teilen möchtest, wo du bist, siehst du möglicherweise Speisekarten von Restaurants in der Nähe oder Statusmeldungen von Freunden in der Umgebung."

    Personalisierte Werbung: Facebook will die Werbung noch stärker personalisieren und so letztlich zu noch mehr werberelevanten Informationen kommen. Dazu führt das Netzwerk eine neue Funktion ein. Über ein Symbol oben rechts an einer Annonce kann sich ein Nutzer anzeigen lassen, warum diese Anzeige für ihn ausgewählt und welchen Zielgruppen er zugeordnet wurde. In den "Einstellungen für Werbeanzeigen" können User zudem künftig Interessen hinzufügen oder entfernen. Laut Unternehmen soll das sicherstellen, dass nur "interessante und relevante Werbeanzeigen" in der Timeline erscheinen. Die Werbung lässt sich auch ganz ausschalten, allerdings nicht über die Internetseite von Facebook selbst. Das Unternehmen verweist unter anderem auf die Plattformen www.aboutads.info/choices und www.youronlinechoices.com/de/praferenzmanagement. Sie umfassen mehrere Anbieter, die wie Facebook Werbung auf Grundlage der Internetnutzung erstellen - darunter auch Amazon, Google und Yahoo. Hier sehen Nutzer, welches Unternehmen bereits nutzungsbasierte Online-Werbung anbietet. Bei einer Deaktivierung bekommt man zwar weiter Werbung angezeigt, sie basiert aber nicht mehr auf vermeintlichen Interessen, die aus dem Surfverhalten abgeleitet wurden.

    Auswertung von Apps und Internetseiten: Facebook erstellt die Werbeprofile seiner Nutzer bislang auf Grundlage der Aktivitäten auf dem Netzwerk selbst. Nun werden dazu auch genutzte Apps und Internetseiten miteinbezogen. In den USA ist dies bereits seit einigen Monaten der Fall. Wer beispielsweise im Internet nach Angeboten für seinen nächsten Urlaub sucht, könnte bei seinem nächsten Besuch auf seinem Profil Werbung für Reisen angezeigt bekommen. Kauft jemand über das Internet eine Stereoanlage, werden auf seiner Facebook-Seite höchstwahrscheinlich Anzeigen für Lautsprecher oder anderes Zubehör eingeblendet.

    "Kaufen"-Button: Facebook arbeitet nach eigenen Angaben an einer Schaltfläche, über die Nutzer Waren kaufen können, ohne das Netzwerk verlassen zu müssen. In einigen Regionen ist die Funktion bereits testweise verfügbar, allerdings nicht in Deutschland. Auch eine Bezahlfunktion befindet sich in der Entwicklung. Facebook käme so erstmals wohl auch an Zahlungsdaten, seine Nutzer bräuchten zum Online-Einkauf nicht mehr zu Amazon, Ebay und Co. wechseln.

    Facebook: Auf diese Dateneinstellungen sollten Nutzer achten

    Wer Mitglied bei Facebook ist, sollte seine Datenschutz-Einstellungen genau im Griff haben. Das müssen Sie wissen:

    PUBLIKUM: Teilt man im sozialen Netzwerk einen Beitrag, ohne die Datenschutzeinstellungen anzupassen, so ist er in der Regel für jeden sichtbar. Wer das nicht möchte, kann mit einem Klick auf das kleine Schloss-Symbol in der Menüleiste den Menüpunkt "Wer kann meine Inhalte sehen" aufrufen. Hier lässt sich einstellen, ob alle, Freunde oder nur in bestimmten Listen geführte Freunde die Mitteilung sehen soll.

    LISTEN:Mit wenigen Klicks lassen sich Freunde in bestimmte Listen sortieren. So lässt sich beim Veröffentlichen eines Beitrags festlegen, ob ihn nur die engen Freunde, Bekannte oder Arbeitskollegen sehen sollen. Kontakte lassen sich auch mehreren Listen zuordnen.

    FOTOS: Wer nicht auf Fotos erkennbar markiert werden möchte, kann dies bei "Chronik und Markierungseinstellungen" festlegen. Ganz verhindern kann man es nicht, es lässt sich aber einstellen, dass man über Markierungen informiert wird und sie genehmigen muss - bevor sie für andere sichtbar werden.

    WERBUNG: Facebook finanziert sich über Werbung. Je genauer sie an die Vorlieben eines Nutzers angepasst ist, desto wertvoller. Liked man etwa eine Marke oder ein Produkt, kann es vorkommen, dass Freunde Empfehlungen für dieses Produkt sehen - verziert mit dem Profilfoto des Empfehlenden. Wer das nicht möchte, sollte das in den Einstellungen unter "Werbeanzeigen/Werbeanzeigen und Freunde" anpassen.

    APPS: Facebook bietet über sein App-Center zahlreiche Programme und Spiele von Drittanbietern an. Diese erhalten weitreichenden Zugriff auf persönliche Daten und das eigene Profil. Daher sollten in den Einstellungen unter "Apps" die aktuellen Einstellungen geprüft werden. Ratsam ist auch, nicht mehr verwendete Apps zu löschen, damit diese nicht weiter Daten sammeln. (drs/dpa)

    Datenschutz: Um Datenschutzbedenken entgegenzutreten, veröffentlichte Facebook eine interaktive Anleitung zu "Grundlagen zum Datenschutz". Sie soll Nutzern dabei helfen, ihre Informationen zu kontrollieren. Auch betont Facebook, könne jeder Nutzer einstellen, welche Informationen über besuchte Seiten und genutzte Apps ausgewertet werden. Allerdings liegt es nach wie vor am User, aktiv zu werden.

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