Hinter 9 bis 15 Prozent der Accounts bei dem Kurznachrichtendienst stecken sogenannte Social Bots, also Computer-Software, wie aus einer Studie von Forschern der Indiana University und der University of Southern California hervorgeht.
Wie Social Bots erkennen?
Um zu diesen Ergebnissen zu gelangen, haben die Wissenschaftler ein Modell zum Erkennen von Bot-Accounts geschaffen, das öffentliche Daten und Metadaten von Twitter-Konten auf mehr als Tausend Merkmale hin analysiert - darunter Freunde, Inhalt und Stimmung von Tweets oder auch Netzwerk- und Aktivitätsmuster.
Twitter Nachrichten, die Geschichte schrieben
21. März 2006: Twitter-Gründer Jack Dorsey (Twitter-Username: @jack) schickt den ersten Tweet der Geschichte: »just setting up my twttr» (»richte gerade mein twttr ein»). Dabei handelt es sich um eine automatisierte Botschaft. Den ersten Live-Tweet sendet er noch am selben Tag hinterher: »lade Mitarbeiter ein».
10. April 2008: Der US-Student James Buck (@jamesbuck) setzt aus Ägypten einen Tweet aus nur einem Wort ab: »Arrested» (»Festgenommen»). Weil er während einer Demonstration fotografiert hat, ist er in Gewahrsam. Der Tweet löst große Empörung über die Festnahme aus - was als früher Beweis für die Macht der sozialen Netzwerke gilt. Seine Freilassung nach nur einem Tag verkündet Buck ebenfalls in nur einem Wort: »Free» (»Frei»).
15. Januar 2009: »Da ist ein Flugzeug im Hudson. Ich bin auf der Fähre, um Leute aufzusammeln. Verrückt.» So lautet der Tweet des US-Bürgers Janis Krums (@jkrums). Ein mit seinem Smartphone aufgenommenes Foto des Flugzeugs im Fluss in New York hat er angehängt. Er ist einer der ersten, der die Nachricht von der sensationell gelungenen Notlandung des US-Airways-Flugs im Fluss vor Manhattan verbreitet - alle großen Medien sind später dran.
12. Mai 2009: Der US-Astronaut Mike Massimo (@astro_mike) schickt den ersten Tweet aus dem All: »Aus der Umlaufbahn: Der Start war toll!! Ich fühle mich großartig, arbeite hart und genieße den großartigen Blick, das Abenteuer meines Lebens hat begonnen!»
1. Mai 2011: »Hubschrauber hängt um 01.00 Uhr in der Luft über Abbottabad (das ist ein seltenes Ereignis).» Ohne es zu wissen, twittert der IT-Experte Sohaib Athar (@ReallyVirtual) über den Einsatz der US-Spezialkräfte in der pakistanischen Stadt, bei der Al-Kaida-Chef Osama bin Laden erschossen wird.
7. November 2012: Nach seiner Wiederwahl twittert US-Präsident Barack Obama (@BarackObama): »Vier weitere Jahre». Beigefügt ist ein Foto, auf dem er seine Frau Michelle innig umschlingt. Die Nachricht wird rasant weiterverbreitet und zum meistgeteilten Tweet jener Zeit.
12. Dezember 2012: Jetzt twittert auch der Papst. Der erste Botschaft von Benedikt XVI. auf dem frisch eingerichteten persönlichen Account des Kirchenoberhaupts (@pontifex) lautet: »Liebe Freunde, es freut mich, mit Euch über Twitter in Kontakt zu treten. Danke für Eure großzügige Reaktion. Ich segne Euch alle von Herzen.» Nachfolger Franziskus setzt später das Twittern fort - eine neue Kirchentradition ist begründet.
2. März 2014: Ein von der Oscar-Gala über Twitter verbreitetes Foto erreicht Rekordwerte. Moderatorin Ellen DeGeneres (@TheEllenShow) hat ein Selfie zusammen mit mehreren Stars, darunter Meryl Streep, Jennifer Lawrence, Brad Pitt und Bradley Cooper geschossen und geschrieben: »Wenn Bradleys Arm nur länger wäre. Bestes Foto aller Zeiten.#oscars.» Das Foto wird mehr als drei Millionen Mal von anderen Usern »retweetet».
6. Juni 2014: Der US-Geheimdienst CIA (@cia) beweist Sinn für Humor: »Wir können weder bestätigen noch dementieren, dass dies unser erster Tweet ist.»
1. Juni 2015: Via Twitter macht Caitlyn Jenner (@Caitlyn_Jenner) ihre neue Identität als Transgender publik: »Ich bin so glücklich, dass ich nach einem so langen Kampf mein wahres Selbst lebe. Willkommen in der Welt Caitlyn. Kann kaum erwarten, dass Du sie/mich kennenlernst.» In ihrer früheren Identität als Bruce Jenner war die heutige Caitlyn Olympiasieger im Zehnkampf und Stiefvater von TV-Starlet Kim Kardashian.
Wer einen bestimmten Twitter-Account auf Bot-Aktivität hin überprüfen möchte, kann die Erkennungs-Infrastruktur unter http://truthy.indiana.edu/botornot ausprobieren. Diese muss allerdings Zugriff auf die Programmierschnittstelle (API) von Twitter haben, weshalb der Nutzer aufgefordert wird, sich anzumelden. Den Wissenschaftlern zufolge werden dabei aber keinerlei Informationen des eigenen Accounts ausgelesen.
Die Erkennung funktioniert laut den Angaben am besten mit englischsprachigen Konten und liefert bei Accounts in anderen Sprachen weniger verlässliche Ergebnisse. dpa/tmn
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