Die Smartphone-App "Pokémon Go" macht gesund, stärkt Freundschaften und bildet. Glauben Sie nicht? Keine Sorge, hat auch niemand behauptet. Allerdings: Einem gewieften Marketing-Experten wäre diese Aussage zuzutrauen. Immerhin durchstreifen "Pokémon"-Spieler auf ihren Entdeckungsreisen ganze Städte - oft zu Fuß oder auf dem Rad. Denn die App schickt Spieler mit ihrem Smartphone an reale Orte in ihrer Umgebung. Und sie organisieren sich in Teams, in denen sie sich bei virtuellen Kämpfen gegenseitig beistehen. Aber einen Beitrag zur Volksbildung leisten - geht das zu weit?
Am besten testen Sie es selbst: Wissen Sie, wo in Augsburg die Regierung von Schwaben ihren Sitz hat? "Pokémon Go" weiß es und verrät den Standort des "Pokéstops". Ebenso macht die App Spieler darauf aufmerksam, wo das alte Brauhaus in Neusäß-Steppach steht oder sogar Kunstwerke in nicht-öffentlichen Gebäuden anzuschauen sind. Überall dort und an vielen weiteren Orten können sich die Spieler dann Belohnungen abholen, die dabei helfen, das jeweils nächste Level zu erreichen (hier klicken, falls Sie es genauer wissen wollen). Aber wie kann es sein, dass "Pokémon Go" so viele - oft unbekannte - Plätze und Sehenswürdigkeiten kennt: Oft handelt es sich dabei schließlich nur um ein einfaches Wegkreuz oder ein Graffiti an der Wand?
Pokémon Go: Nicht jeder Ort ist als Pokéstop geeignet
Der Herausgeber selbst hat sich dazu noch nicht öffentlich geäußert. Eine Agentur in München, die mit "Pokémon" zusammenarbeitet, weiß aber die Antwort. Von dort hört man: Die App "Pokémon Go" basiert in Teilen auf der App "Ingress" des gleichen Herstellers Niantic. Spieler schlugen für das Spiel "Ingress" 15 Millionen Orte vor, die sie für interessant hielten. Fünf Millionen davon wurden laut Niantic-Chef John Hanke weltweit übernommen. Diese Orte finden sich nun in "Pokémon Go" wieder. Spieler, die diese "Pokéstops" ansteuern, können sich dort mithilfe ihres Smartphones zum Beispiel Hilfsmittel für virtuelle Kämpfe holen.
Für Augsburg bedeutet das beispielsweise: Das Rathaus, die Kirche St. Thaddäus oder das Landesamt für Umwelt sind Spielplätze für die "Pokémon"-Spieler mit ihren Smartphones. Und damit können sie zum Problem werden: In Amsterdam liefen junge Leute auf der Jagd nach "Pokémon" mit ihren Smartphones durch ein Krankenhaus. Sie gingen in Bereiche, "in denen sie nicht sein sollten", wird eine Sprecherin zitiert. Der Grund: Es gibt dort ein krankes "Pokémon" im Krankenhaus, das sie sich auf ihr Smartphone holen wollten (noch mehr skurrile Beispiele gibt es hier).
Ein Online-Formular soll solche Vorfälle in Zukunft verhindern. Nutzer können unangemessene "Pokéstops" melden oder Vorschläge für neue "Pokéstops" machen. Auch die "Pokémon"-Spieler selbst sollen geschützt werden. So sollen sich wichtige Orte nicht auf Straßen oder anderen gefährlichen Orten befinden.
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