Wie der finanziell angeschlagene AOL-Konzern am Montag mitteilte, sollen 800 Patente sowie Lizenzen für 300 weitere Patente im Wert von 1,065 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 813 Millionen Euro) an Microsoft verkauft werden. Damit wolle AOL Werte für seine Anteilseigner erzeugen und langfristig erhalten.
Früherer Internetpionier AOL seit Jahren mit Problemen
Auch nach dem Verkauf werde AOL noch immer über einen "bedeutenden Bestand von 300 Patenten und Patentanträgen" in verschiedenen Sparten verfügen, teilte das Unternehmen mit. Der Patenteverkauf beinhaltet den Angaben zufolge auch Bestände einer AOL-Tochterfirma, wobei AOL aus steuerlichen Gründen mit einem Verlust rechnet. Der größte Anteil der Steuern soll in dem Deal deshalb verrechnet werden.
Anfang des Jahres hatte ein US-Hedgefonds mit großen AOL-Anteilen fünf Sitze im Aufsichtsrat übernommen und den Umgang der Geschäftsführung mit den Erwartungen der Aktionäre kritisiert. AOL galt lange als Internetpionier, machte in den vergangenen Jahren aber zunehmend Verluste.
2001 fusionierte AOL auf dem Höhepunkt des Internetbooms mit dem US-Unterhaltungskonzern Time Warner, 2009 trennten sich beide Konzerne wieder. Unter Firmenchef Tim Armstrong investierte AOL zuletzt vor allem in Webinhalte und übernahm unter anderem die Online-Zeitung "Huffington Post".
Microsoft zeigt sich erfreut über Patentkauf
"Das ist ein wertvolles Portfolio, das wir schon seit Jahren im Blick haben", sagte Microsoft-Chefjustiziar Brad Smith am Montag. Derzeit bekriegen sich die Technologieschwergewichte vor allem im boomenden mobilen Internetgeschäft. Unzählige Gerichte auch in Deutschland müssen sich mit gegenseitigen Vorwürfen des Ideenklaus befassen. Beste Abwehrwaffe ist ein umfangreicher Katalog an Patenten. Deshalb kauft der Internetkonzern Google auch den verlustreichen Handyhersteller Motorola Mobility für 12,5 Milliarden Dollar. Motorola und AOL sind Vorreiter in ihren Branchen und besitzen entsprechend viele grundlegende Patente. afp/dpa/AZ