Viele Eltern kennen sich mit sozialen Netzwerken im Internet nicht aus. Ihre Kinder dafür umso mehr. Für sie gehören WhatsApp, Facebook, Youtube und Co. zum Alltag. Sie knüpfen dort Freundschaften, planen Verabredungen, teilen Fotos und Videos in Sekundenschnelle. Nur die Gefahren, die dort lauern, kennen sie oft nicht.
Der Augsburger Medienpädagoge Björn Friedrich weiß, wie wichtig es ist, dass Eltern ihre Kinder durchs Netz begleiten. Anlässlich des "Safer Internet Day" am Dienstag, eine Initiative der Europäischen Kommission, die einmal im Jahr das Augenmerk auf die Sicherheit im Netz lenken soll, gibt er praktische Tipps.
Wie gut sollten sich Eltern mit Medien auskennen, die ihre Kinder nutzen?
Björn Friedrich: Eltern sollten auf dem Laufenden sein. Man muss nicht alle Dienste selbst nutzen, man sollte sich aber schon informieren. Idealerweise sollte man mit seinem Kind darüber sprechen und sich auch einmal etwas zeigen lassen.
Sie schreiben in Ihrem Buch, Internet und Smartphone seien die wichtigsten Medien deutscher Jugendlicher. Wie viel Zeit sollten sie damit täglich verbringen? Wann wird es zu viel?
Friedrich: Eine konkrete Stundenzahl zu nennen ist schwierig, auch weil das Smartphone „so nebenbei“ genutzt wird. Eltern sollten weniger auf die Zeit achten, sondern vielmehr darauf, ob ihr Kind gut integriert ist, Freunde hat und in der Schule erfolgreich ist. Wer das im Auge behält, merkt in der Regel auch, wann die Mediennutzung überhandnimmt.
Fast jeder Jugendliche kommuniziert heute über WhatsApp. Was viele nicht wissen: In den AGB steht, die Nutzung sei erst ab 16 Jahren erlaubt. Halten Sie dieses Alter für angemessen? Oder darf ein Zwölfjähriger auch schon WhatsApp-Nachrichten verschicken?
Friedrich: Die Realität sieht so aus: Schon Grundschüler schicken sich Nachrichten via WhatsApp. Beim Messenger wird zu keiner Zeit abgefragt, wie alt der Nutzer tatsächlich ist. Weil Kinder sich so unterschiedlich entwickeln, gibt es auch keine Pauschalempfehlung, was das Alter betrifft. Generell kann man sagen: Eltern sollten ihre eigenen Regeln finden und diese durchhalten.
Wie sollten Eltern reagieren, wenn ihr Kind Fotos ins Internet stellt, die zu persönlich sind?
Friedrich: Sie sollten das Gespräch suchen. Eltern muss klar sein: Dass ihre Kinder Fotos von sich ins Internet stellen, lässt sich nicht verbieten. Der Sohn oder die Tochter könnte im schlimmsten Fall heimlich Bilder einstellen, etwa unter einem Pseudonym. Man sollte seinen Kindern erklären, welche Gefahren dahinter lauern und Themen wie Stalking oder Pädophilie offen ansprechen.
Trotz offener Gespräche bleiben bei vielen Eltern vielleicht Zweifel. Sollten sie sich ab und zu in Accounts ihres Kindes einloggen? Oder ist das ein Tabu?
Das ist Facebook
Facebook ist nach wie vor das wichtigste soziale Netzwerk der Welt. Zahlen und Fakten:
Facebook gibt es seit Februar 2004.
Das weltweit beliebteste soziale Netzwerk zählt mehr als 2 Milliarden Mitglieder (Stand Ende 2017).
Gegründet wurde das Unternehmen vom Amerikaner Mark Zuckerberg. Über ihn und seine Idee erschien 2010 der Film "The Social Network".
Auf ihren persönlichen Profilseiten können die Facebook-Nutzer Nachrichten, Bilder oder Links verbreiten.
Die Nutzung ist kostenlos. Einnahmen werden nur über das (personalisierte) Werbegeschäft erwirtschaftet.
Seit Februar 2014 gehört auch der beliebte Messenger Whatsapp zu Facebook.
Datenschützer sehen Facebook wegen seiner gewaltigen Datensammlung kritisch.
Friedrich: Wenn ein Kind erst zehn oder zwölf Jahre alt ist, man ihm aber trotzdem erlaubt, etwa ein Facebook- oder Instagram-Profil anzulegen, ist das Einloggen absolut legitim. Schließlich darf man dort offiziell erst ab 13 Jahren sein. Die Eltern können also gut begründen, warum sie ein Auge darauf haben wollen. Doch die Kinder sollten natürlich nicht heimlich ausspioniert werden, sondern Bescheid wissen. Jugendliche haben aber ab einem gewissen Alter auch ein Recht auf ihre Privatsphäre. Bis dahin sollten sie soweit sein, dass sie Online-Angebote eigenverantwortlich nutzen. Eltern lesen schließlich auch nicht mal eben in das persönliche Tagebuch hinein.
Björn Friedrich ist Medienpädagoge aus Augsburg und Autor von "Das Elternbuch zu WhatsApp, Facebook, YouTube & Co.", erschienen im Verlag O`Reilly.
Weiterführende Informationen zum Thema bietet auch "Klicksafe", eine EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz.