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"Avalanche": Internationales Netzwerk für Phishing und Betrug aufgedeckt

"Avalanche"

Internationales Netzwerk für Phishing und Betrug aufgedeckt

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    Wöchentlich seien seit mindestens 2009 mehr als eine Million Spam- oder Phishing-Mails mit schädigendem Anhang oder Link verschickt worden.
    Wöchentlich seien seit mindestens 2009 mehr als eine Million Spam- oder Phishing-Mails mit schädigendem Anhang oder Link verschickt worden. Foto: Annette Zoepf (Symbol)

    Ermittlern aus 39 Staaten ist ein internationaler Schlag gegen Datendiebstahl und Internet-Betrug gelungen. Mit "Avalanche" sei die wohl weltweit größte Infrastruktur zum Betrieb sogenannter Botnetze aufgedeckt worden, teilten die Staatsanwaltschaft Verden und die Zentrale Kriminalinspektion der Polizeidirektion Lüneburg in der Hansestadt mit. Bundesinnenminister Thomas de Maizière bezeichnete den Erfolg am Donnerstag in Berlin als "Kampfansage an die internationale Kriminalität im Cyber-Raum". Eine solche Aktion in dieser Größenordnung sei "einmalig". 

    "Seit gestern Abend 20 Uhr ist die Infrastruktur Avalanche nicht mehr existent", sagte Stefan Mayer, Leiter der Zentralen Kriminalinspektion Lüneburg. Die entstandenen Schäden würden auf mehrere hundert Millionen Euro weltweit geschätzt, es gebe Geschädigte in rund 180 Ländern. Auch das FBI und andere US-Behörden seien daran beteiligt gewesen. Zuletzt habe der Schwerpunkt der Kriminellen darin gelegen, Online-Banking-Kunden zu schädigen, hieß es. 

    Allein aus der Führungsebene des kriminellen Netzwerks haben die Ermittler in einer international koordinierten Aktion demnach 16 Beschuldigte identifiziert. Gegen sieben Tatverdächtige wurde Haftbefehl erlassen. Drei Männer aus der Ukraine, einer aus Aserbaidschan sowie ein

    Avalanche zerschlagen - Festnahmen in mehreren Ländern

    In zehn Ländern gab es zeitgleich Durchsuchungen, Festnehmen, Beschlagnahmungen von Servern und Domains. Die Tatverdächtigen sollen aus zehn verschiedenen Ländern kommen. "Das war ein wichtiger und erfolgreicher Schlag gegen die internationale Cybermafia", sagte der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius. Die Aktion sei unter niedersächsischer Federführung gemeinsam mit zahlreichen Sicherheitsbehörden, darunter dem FBI und Europol koordiniert worden.

    Wöchentlich seien seit mindestens 2009 mehr als eine Million Spam- oder Phishing-Mails mit schädigendem Anhang oder Link verschickt worden. Durch Anklicken wurde der Computer infiziert und Teil von "Avalanche". So konnten die Angreifer zeitgleich mehr als 50 000 Rechner kontrollieren und ausspionieren sowie für Attacken nutzen. 

    Allein das Abschalten eines einzelnen Botnetzes reiche nicht aus, um die kriminellen Angriffe zu unterbinden, sagte Oberstaatsanwalt Frank Lange. "Die Aufgaben der entdeckten und unschädlich gemachten Server werden schlagartig von Servern der anderen Botnetze übernommen, bis ein neues, weiteres Botnetz aufgebaut wird." 

    Rund zwanzig verschiedene Typen schädlicher Software wurden verwendet, sagte Lutz Gaebel, Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden. Es sei wie der Kampf gegen eine elektronische Hydra gewesen. Die meisten infizierten Rechner stünden in Russland und den USA, am drittstärksten sei Deutschland betroffen. "Allein bei der

    Um so wichtiger war eine konzertierte Aktion, um das Netz auszuheben. Die Ermittler haben demnach die Strukturen analysiert und einzelne Server auf Führungsebene ermittelt. Damit sei der Grundstein für die gestrige Zerschlagung der Infrastruktur gelegt gewesen, hieß es. Die Zerschlagung der Infrastruktur wird aktuell vom BSI mit dem nationalen Cyber-Abwehrzentrum koordiniert.

    Damit sei aber erst ein erster Schritt getan. Denn die Schadprogramme können nicht von den infizierten Rechnern gelöscht werden. Mehr als vier Millionen Betroffene seien vom BSI in den vergangenen Jahren bereits informiert worden, sagte BSI-Präsident Arne Schönbohm. Weitere würden nun von ihren Internet-Anbietern kontaktiert. Auf einer Bürger-Seite des BSI (www.bsi-fuer-buerger.de/botnetz) können Nutzer prüfen, ob ihr Rechner bereits Teil eines Botnetzes war. dpa

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