Was ihm nicht bewusst war: Das Gerät verbrauchte im Dauerbetrieb satte 1000 Kilowattstunden im Jahr - bei heutigen Preisen sind das mehr als 150 Euro Stromkosten. Dem Vielfraß kam Weißkirch auf die Spur, als er einen digitalen Stromzähler installierte, der den Verbrauch genau aufschlüsselt. "Den Kühlschrank habe ich sofort rausgeschmissen", sagt der Polizist.
Weißkirchs Fall ist ein Beispiel dafür, wie digitale Zähler beim Stromsparen helfen können, aber gleichzeitig eine Ausnahme. Denn in den meisten Haushalten in Deutschland drehen die Rädchen analoger Messgeräte ihre Runden. Das will die IT-Branche ändern. Auf der Cebit (2. bis 6. März) in Hannover wirbt sie mit smarten Sparmöglichkeiten und mit der Vision vom intelligenten Stromnetz der Zukunft, das für die saubere, aber unstete Energie aus Sonne und Wind gerüstet ist.
Für die Intelligenz in Roland Weißkirchs Keller sorgt ein kleiner gelber Kasten des Anbieters Yello Strom. Er meldet übers Internet an den Versorger, wie viel Elektrizität durch die Leitungen fließt - präzise, schnell und automatisch. Diese Zahlen kann der Wuppertaler am PC oder auf dem iPhone einsehen. Mehr Transparenz führt zu mehr Kostenbewusstsein: Der IT-Branchenverband Bitkom schätzt, dass sich der Stromverbrauch allein durch intelligente Zähler - Fachbegriff "smart meter" - um rund 10 Prozent drücken ließe. Stimmt die Annahme, könnte man in Deutschland vier mittlere Kohlekraftwerke abschalten.
Bis dahin ist der Weg aber noch weit. Während Länder wie Schweden das Mess-System bereits weitgehend umgestellt haben, ist der Einbau schlauer Zähler hier erst seit Jahresanfang und nur in Neubauten und nach Sanierungen Pflicht. Bis zum Jahr 2020 sollen sie nach Plänen der Bundesregierung immerhin in 80 Prozent aller Haushalte laufen.
Die großen Versorger experimentieren mit den neuen Geräten. Derzeit bietet aber lediglich EnBW in Baden-Württemberg allen Kunden Digitalzähler an. Außerdem baut die Tochterfirma Yello Strom gegen Gebühr Geräte im ganzen Bundesgebiet ein. Vattenfall beschränkt sich derzeit auf Hamburg und Berlin, E.ON auf eine Testregion in Bayern, RWE auf ein Pilotprojekt im Ruhrgebiet.
Die Verbraucher finden die cleveren Messgeräte interessant, aber nicht um jeden Preis: Laut einer Umfrage des Bitkom halten es zwar 61 Prozent der Deutschen für sinnvoll, ältere Wohnungen nachzurüsten, der Großteil (42 Prozent) aber nur, wenn Staat oder Stromanbieter die Kosten übernehmen. "Es fehlt noch an attraktiven Preismodellen der Anbieter", sagt Bitkom-Präsidiumsmitglieder und IBM-Deutschlandchef Martin Jetter. Anders gesagt: So lange die Digitalzähler keine echte Ersparnis bringen, will kaum jemand dafür Geld ausgeben.
Yello-Kunde Roland Weißkirch bekommt in der "Sparstromzeit" einen Cent Rabatt. "Für mich ist das kein Anreiz, nachts die Spülmaschine abzufahren", sagt er. Das Unternehmen gibt sich problembewusst - einen größeren Preisunterschied erlaube die Bundesnetzagentur als Regulierungsbehörde derzeit aber nicht. Bis Jahresende sind alle Stromerzeuger verpflichtet, flexible Tarife einzuführen, die Angebot und Nachfrage berücksichtigen. Ob diese so attraktiv sein werden, dass viele Hausbesitzer künftig nachts Wäsche waschen, ist unklar.
Obwohl sich die Zähler noch nicht durchgesetzt haben, malt die IT- Branche auf der Cebit bunte Zukunftsszenarien. Die Telekom-Tochter T- Systems Multimedia Solutions etwa präsentiert ein Internet-Portal, das Verbrauchern in einem "Energie-Cockpit" genau zeigt, wie viel Strom und Heizenergie sie verbrauchen - samt Prognose und Alarm beim Erreichen von Grenzwerten. In Friedrichshafen gibt es dazu ein Pilotprojekt.
Das Fraunhofer-Institut demonstriert eine Software fürs Handy, mit der Nutzer festlegen können, wann und vor allem zu welchem Strompreis die Waschmaschine starten soll - etwa in der Nacht oder bei viel Wind, wenn dank differenzierter Tarife der Strom billig ist. Die mögliche Ersparnis wird gleich aufs Jahr hochgerechnet.
Damit diese Szenarien Wirklichkeit werden, ruft die IT-Branche nach dem Staat. Mehr Forschung und Modellprojekte fordert der Bitkom und verweist auf die USA, die im vergangenen Jahr 3,4 Milliarden Dollar für intelligente Netze (smart grids) freigab. Außerdem müsse die Bundesregierung die Kräfte aus Politik, Wirtschaft und Forschung bündeln. "Wir müssen eine gemeinsame Vision formulieren, die von allen Akteuren getragen wird", sagt Jetter.