Das Angebot der US-Konzerne Facebook und Apple, ihren Mitarbeiterinnen auf Wunsch das Einfrieren ihrer Eizellen zu finanzieren, stößt in Deutschland auf breite Ablehnung. Hierzulande mischten sich die Arbeitgeber "nicht in die Familienplanung von Arbeitnehmern ein", sagte ein Sprecher der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) der Süddeutschen Zeitung. Auch DGB-Vize Elke Hannack sowie Vertreter mehrerer Parteien äußerten sich ablehnend.
Der Sender NBC hatte am Dienstag berichtet, Facebook und Apple übernähmen bis zu 20.000 Dollar, umgerechnet 15.800 Euro, der Kosten für die Entnahme der Eizellen und deren Aufbewahrung. So könnten Mitarbeiterinnen die Familiengründung hinauszögern und zunächst ungehindert Karriere machen.
"Familienpolitik sieht für uns anders aus", sagte Hannack der Süddeutschen Zeitung . Ein Angebot wie das der beiden US-Konzerne könne Arbeitnehmerinnen die Entscheidung für oder gegen Kinder schwer machen und ihnen "vorgaukeln, sie könne auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben werden".
"Social Freezing" als "Horrorvorstellung"
Notwendig sei stattdessen, dass Arbeitgeber flexible Arbeitszeitmodelle anböten. Auch der BDA-Sprecher erklärte, es sei Ziel der Unternehmen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch familienfreundliche Angebote zu verbessern.
Für Heinrich Alt, Arbeitsmarkt-Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, ist "Social Freezing" eine Horrorvorstellung. "Kinderkriegen den Konjunkturzyklen zu unterwerfen, halte ich für abenteuerlich", sagte Alt der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag. "Wir sollten nicht alle Lebensbereiche durchplanen, sondern manches auch Gott und dem Zufall überlassen", so Alt.
Der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marcus Weinberg, sprach von einem "unmoralischen Angebot" der US-Konzerne. Die sei ein gesellschaftspolitisch "fatales Zeichen". Die Bedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie positiv zu verändern sei wichtiger als die künstliche Aufschiebung des Kinderwunschs.
"Social Freezing" vertagt das Problem bloß
Die frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Cornelia Möhring, bezeichnete das Vorgehen der US-Konzerne in der taz als "völlig irre und abwegig". Ulle Schauws von der Grünen-Fraktion verwies zudem auf die Risiken. Die Methode sei "noch lange nicht ausgereift", sagte sie der Zeitung. Nur im Einzelfall könne sie mehr Handlungsfreiheit für Frauen bedeuten. Dies könne aber nicht die Antwort auf Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sein.
Nicht nur die Politik, sondern auch die Wirtschaft scheint "Social Freezing" abzulehnen. Der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) kritisierte, das Thema "Kind und Karriere" werde lediglich vertagt.
"Wenn Frauen dann später mit Anfang 40 Kinder bekommen, dann machen sie immer noch Karriere und müssen den Beruf mit der Familie unter einen Hut bekommen", sagte Geschäftsführerin Claudia Große-Leege. "Man kann auch als Teilzeitkraft eine Führungsperson sein", betonte Große-Leege. Kinder dürften nicht als Karrierekiller verstanden werden - weder für Frauen noch für Männer.
"Social Freezing" soll für mehr Flexibilität bei der Familienplanung sorgen
Mit dem sogenannten "Social Freezing"-Verfahren können jüngere Frauen ihre Eizellen für eine spätere Schwangerschaft einfrieren lassen. Das soll Paaren mehr Flexibilität bei der Familienplanung geben. Ursprünglich wurde das Einfrieren von Eizellen erdacht, um jungen krebskranken Frauen nach die Chance auf späteres Kinderglück zu erhalten. AFP/dpa/AZ