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Überwachung: FDP und Piraten zweifeln an Einsatz von "Staatstrojanern"

Überwachung

FDP und Piraten zweifeln an Einsatz von "Staatstrojanern"

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    In der Politik wächst der Widerstand gegen den Einsatz von Spionagesoftware bei der Strafverfolgung.
    In der Politik wächst der Widerstand gegen den Einsatz von Spionagesoftware bei der Strafverfolgung. Foto: dpa

    Mit dem sogenannten Staatstrojaner kann nach Angaben des Chaos Computer Clubs nicht nur die Kommunikation überwacht, sondern der

    "Es gibt keinerlei Möglichkeit, einen Trojaner zu installieren, der den rechtlichen Erfordernissen entspricht", sagte der Piratenpartei-Vorsitzende Sebastian Nerz:  Ein Richter könne nie nachweisen, ob Beweismittel auf Computern eines Überwachten nachträglich verändert wurden. Der Skandal um den Staatstrojaner habe zudem gezeigt, dass es in den betroffenen Behörden "entweder eine gewisse Blauäugigkeit oder einen Vorsatz zum Bruch der Verfassung gibt."

    "Der nun enthüllte Staatstrojaner nährt erhebliche Zweifel, dass ein Einsatz von Spionagesoftware im Rahmen der deutschen Verfassung überhaupt möglich ist", meinte auch der Rechtsexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann. Bisher deute vieles darauf hin, dass die Risiken eines eingeschleusten Trojaners für die Privatsphäre technisch nicht beherrschbar seien.

    Der Abteilungsleiter im Kanzleramt, Heiß, sagte den "Stuttgarter Nachrichten": "Jene Behörden, die die Programme nutzen, müssen die Software für jeden einzelnen Zugriff zuschneiden, dass es im Rahmen der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zulässig ist." Die Landeskriminalämter entwickelten keine eigene Software zur Telekommunikationsüberwachung, sondern kauften "multifunktionale Rohlinge" bei einschlägigen Anbietern. Diese Rohlinge hätten weit mehr Fähigkeiten als rechtlich zugelassen. "Jedes Spähprogramm wird dem System angepasst, welches die Behörden penetrieren wollen", sagte Heiß. "Es gibt also nicht diesen einen Trojaner, der immer zum Einsatz kommt, alles kann und deshalb rechtswidrig ist."

    Polizei: Justizministerin muss gesetzliche Lücken schließen

    Der GdP-Vorsitzende Bernhard Witthaut sagte, wenn von staatlichen Ermittlungsbehörden Überwachungssoftware eingesetzt worden sei, die mehr leiste als durch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gedeckt sei, wäre dies ein schwerwiegender Vorgang. Während die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts missachtet würden, betrieben Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und Innenminister Friedrich ein Schwarzer-Peter-Spiel auf Kosten der Inneren Sicherheit. "Der eine schiebt es dem anderen zu", sagte Witthaut der "Passauer Neuen Presse". Die bisherigen gesetzlichen Grundlagen reichten nicht aus. "Es muss endlich für den Bereich der Onlineüberwachung klare verbindliche Regelungen geben", sagte er. "Die Bundesjustizministerin muss die gesetzlichen Lücken schließen."

    Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte einen klaren Rechtsrahmen für den Einsatz von Späh-Programmen. Der zuständige Abteilungsleiter im Bundeskanzleramt, Günter Heiß, wies den jeweiligen Behörden die Verantwortung für mögliche Rechtsverstöße beim Einsatz staatlicher Spähsoftware zu.

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