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Oktoberfest 2012: Die Wiesn: Was sie über das Volksfest wissen sollten

Oktoberfest 2012

Die Wiesn: Was sie über das Volksfest wissen sollten

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    Im Dirndl präsentiert eine Frau die offiziellen Wiesn-Bierkrüge 2012 . Der Preis für die Maß am Oktoberfest 2012 bewegt sich in diesem Jahr zwischen 9,10 und 9,50 Euro.
    Im Dirndl präsentiert eine Frau die offiziellen Wiesn-Bierkrüge 2012 . Der Preis für die Maß am Oktoberfest 2012 bewegt sich in diesem Jahr zwischen 9,10 und 9,50 Euro. Foto: dpa

    Zum Oktoberfest wandeln sich in München Mode und Stadtbild. Man trägt Tracht: Frauen präsentieren sich in feschen Dirndl, Männer schlüpfen in Lederhose und Haferlschuh'. Sechs Millionen Besucher werden bis zum 7. Oktober erwartet. Dabei ist es dieses Jahr nur eine kleine Wiesn.

    Was ist eine kleine Wiesn?  Alle vier Jahre ist der Südteil der Theresienwiese für die Bauern reserviert: Sie präsentieren sich dort in der ersten Wiesnwoche mit dem Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF). Deshalb gibt es nur eine sogenannte kleine Wiesn auf 26 anstatt 34 Hektar. Das ZLF ist eine der größten Agrarschauen Europas mit Landmaschinen, Tieren und Vorführungen. Dieses Jahr wird das 125. ZLF gefeiert - es besteht praktisch ebenso lange wie das Oktoberfest selbst. Sein Ursprung ist eng mit dem des Oktoberfests verbunden: Schon im zweiten Jahr organisierte der Landwirtschaftliche Verein das Nationalfest. 1812 trug es erstmals den Namen "Central-Landwirthschaftsfest" - König Max I. hatte die Bauern als wichtige Berufsgruppe erkannt.

    Wie ist das Oktoberfest entstanden? Die Ur-Wiesn war eine königliche Hochzeit: Ganz München feierte mit, als sich Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen am 12. Oktober 1810 das Jawort gaben. Das Fest sollte vier Jahre nach der Proklamation des Königreichs, dem nun große Teile Frankens und Schwabens angehörten, das Wir-Gefühl fördern und die Ausrichtung auf die Residenzstadt München unterstreichen. Ein Pferderennen war am 17. Oktober Höhepunkt und Abschluss der fünftägigen Feiern. Das Rennen wurde jedes Jahr wiederholt, weitere Belustigungen kamen hinzu: Erst Bierburgen, dann Karusselle, Schaukeln, Schaubuden und Varieté.

    Die Fahrgeschäfte auf der Wiesn

    Was gibt es heuer Neues?  Die Geisterbahn "Shocker" setzt erstmals auf Live-Übertragungen aus der stockfinsteren Gruselstrecke. Dafür spielt im Osten des Festgeländes ein restauriertes Orchestrion aus den 1950er Jahren auf. Es vereint zehn Instrumente von Akkordeon über Posaune und Xylofon bis zu Schlagzeug und Hammondorgel und kann 500 Lieder spielen. Auch an neuen Devotionalien fehlt es nicht: Strumpfbänder mit bunten Herzen sollen Damenfesseln zieren - analog zur Schleife der Dirndlschürze bedeutet links getragen "noch zu haben" und rechts getragen "vergeben". Kleine Besucher sollen bei Wiesn-Forscherexpeditionen und Schulklassen-Führungen hinter die Kulissen des weltgrößten Volksfestes blicken - und für die Allerkleinsten gibt es Schnuller im weiß-blauen Design. Überblick über die Fahrgeschäfte: Es geht hoch hinaus

    Was kostet die Maß Bier ?

    Eine Maß Bier auf dem Münchner Oktoberfest wird immer teurer

    Ein Oktoberfestbesuch wird meist teuer, kein Wunder wenn man sich die Preise für eine Maß Bier im Laufe der letzten 40 Jahre anschaut:

    1970 zahlte man wirklich nur 2,65 DM für eine Maß auf der Wiesn.

    Zehn Jahre später hat sich der Preis pro Maß fast verdoppelte: 4,80 DM bis 4,90 DM zahlte man 1980.

    1990 zahlte der Wiesn-Besucher je nach Zelt zwischen 6,95 DM und 7,55 DM.

    Bis zu 3,45 DM zahlte der Wiesnbesucher 1995 mehr: Der Bierpreis lag zwischen 9,50 DM und 10,40 DM.

    Im Jahr 2000 war es gut die Preise in den Bierzelten zu vergleichen, die teuerste Maß kostete gleich 1,40 DM mehr als im billigsten Zelt. Insgesamt zahlte man 11,20 DM bis 12,60 DM.

    Die Einführung des Euros änderte den Bierpreis nicht, er stieg einfach weiter an. So zahlte man 2005 zwischen 6,80 Euro bis 7,25 Euro für eine Maß Bier.

    Und der Bierpreis steigt und steigt: Zwischen 7,80 Euro und 8,30 Euro zahlte der Oktoberfestbesucher 2008.

    Im Jahr darauf gab es die Maß für 8,10 Euro bis 8,60 Euro.

    2010 kostet das Bier 8,30 Euro bis 8,90 Euro.

    Mit einer Preissteigerung um 3,6 Prozent gegenüber Vorjahr muss der Oktoberfestbesucher 2011 rechnen: Von 8,70 Euro bis 9,20 Euro zahlt man dieses Jahr auf der Wiesn.

    2012 liegt der Preis für eine Mass bei teuren 9,50 Euro.

    Der Bierpreis für die Wiesn-Maß ist ein Politikum - und die Bekanntgabe ein wichtiger Termin. Die Maß kostet heuer mehr als 9 Euro, die Spanne reicht von 9,10 Euro bis 9,50 Euro. Das Bier ist damit durchschnittlich 3,86 Prozent teurer als im Vorjahr. Die Stadt prüft als Fest-Veranstalterin, ob die Bierpreise angemessen sind und vergleicht sie dazu mit den Preisen im Stadtgebiet. Der umtriebige "Verein gegen betrügerisches Einschenken" forderte eine Höchstgrenze von 7,10 Euro für die Wiesn-Maß und will ein Bürgerbegehren gegen teures Wiesn-Bier starten. Allerdings gibt es erhebliche Zweifel, ob das rechtlich zulässig ist, denn der Bierpreis wird nicht von der Stadt, sondern vom jeweiligen Wiesnwirt festgelegt.

    Heiß begehrt: Ein Platz im Bierzelt

    Wie bekommt man einen der begehrten Plätze im Bierzelt?

    Da gibt es viele Möglichkeiten. Wer keine Reservierung hat, kann versuchen, im Mittelschiff ein Plätzchen zu finden. Dort darf ein Großteil nicht reserviert werden, und unter der Woche tagsüber gibt es meist einen Platz. Für eine Reservierung beim Wirt müssen Gäste Verzehr-Gutscheine kaufen. Die Preise reichen in den großen Zelten von rund 20 bis 80 Euro. Diese Reservierungen sind schwierig zu ergattern, denn die Anfragen stapeln sich schon, bevor die Wirte überhaupt ihre Zulassung haben. Deshalb hat sich ein spezieller Markt entwickelt - teils mit Preisen von mehreren hundert Euro pro Platz. Den Wirten ist das ein Dorn im Auge, aber rechtlich ist es schwer zu unterbinden. Verpönt: Bestechungsversuche von Bedienungen. Überblick: Für jeden das passende Zelt

    Wie groß ist die Wiesn in Zahlen?

    Im vergangenen Jahr besuchten 6,9 Millionen Menschen die Wiesn. Rund 12.000 Beschäftigte sorgen für den reibungslosen Ablauf. Die größte Festhalle ist das Hofbräu-Zelt mit 10.000 Sitzplätzen inklusive Garten. Für die Stadt lohnt sich das Event: Die Ausgaben auf der Wiesn betragen nach Berechnungen des Wirtschaftsreferats rund 435 Millionen Euro. Übernachtungen bringen danach 403 Millionen Euro ein, Verpflegung, Einkäufe, Taxifahrten und Verkehrsmittel etwa 276 Millionen Euro. 

    Kann so ein Riesen-Event ökologisch sein?

    Fast sieben Millionen Besucher, die nahezu acht Millionen Maß Bier trinken und gut eine halbe Million Hendl verzehren, plus 70 000 Schweinshaxen und 200 Ochsen und Kälber - das kann nicht wirklich ökologisch sein. Doch deftiges Essen gehört einfach zur Wiesn. Drei Millionen Kilowattstunden Strom verschlingt das Fest - der Jahresverbrauch von 1200 Haushalten. Aber: Alle Schausteller und Wirte beziehen Ökostrom, seit 2011 rüsten die Zelte auf LED-Lampen um. In den Toiletten wird Spülwasser für Bierkrüge verwendet. Seit den 1980er Jahren ist der Restmüll von mehr als 8000 Tonnen auf 900 Tonnen reduziert worden - pro Besucher sind das statt 1,26 Kilogramm Müll 130 Gramm. 1997 erhielt die Wiesn für ihr Umweltkonzept den Bundesprojektpreis.

    Wer ist der Chef des größten Volksfestes der Welt?

    Erstmals ist der Münchner Wirtschaftsreferent Dieter Reiter Wiesnchef. Er übernimmt das Amt von Ex-Tourismuschefin Gabriele Weishäupl,  die in den Ruhestand gegangen ist. Der SPD-Politiker war zwar genau genommen als Vorgesetzter von Weishäupl schon vorher oberster Dienstherr des Volksfestes, aber nun steht er als offizieller Festleiter zwei Wochen im Licht der Öffentlichkeit. Er will 2014 die Kommunalwahl gewinnen und als Nachfolger von Christian Ude (SPD) Oberbürgermeister werden. Dann würde er das Oktoberfest nicht mehr leiten - aber mit dem Anzapfen des ersten Fasses eröffnen.

    "O'zapft is" von Peking bis Kabul - überall in der Welt wird das Oktoberfest kopiert - wie viele Plagiate gibt?

    Wer es nicht nach München schafft, hat vielerorts eine Alternative - nach Angaben der Festleitung gibt es weltweit mehr als 2000 Kopien. Eines der größten Oktoberfeste mit 1,5 Millionen Besuchern hat Blumenau in Brasilien. Seit fast 30 Jahren feiern die Menschen dort mit Blasmusik und Bier - mancher hat gar eine Lederhose. Am politischsten dürfte das Oktoberfest in der bayerischen Landesvertretung in Berlin sein - obwohl die Wiesn an sich politikfrei sein soll. Selbst wenn Wahlen sind, werden keine Ergebnisse in die Zelte übertragen: Wahlkampfreden sind auf dem größten Volksfest der Welt tabu.

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