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Donau-Ries: "Zwölf Stämme": Sektenmitglieder weigerten sich bei Polizei-Razzia

Donau-Ries

"Zwölf Stämme": Sektenmitglieder weigerten sich bei Polizei-Razzia

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    Polizeiaktion in Klosterzimmern bei den 12 Stämmen: Eine Hundertschaft der Polizei  durchkämmte das Gut.
    Polizeiaktion in Klosterzimmern bei den 12 Stämmen: Eine Hundertschaft der Polizei durchkämmte das Gut. Foto: Dieter Mack

    Die umstrittene Glaubensgemeinschaft „Zwölf Stämme“ hat einmal mehr Ärger mit den Behörden. Heute Früh gegen 6.15 Uhr rückten rund 100 Polizeibeamte und Mitarbeiter des Jugendamts auf dem Hof der Sekte in Klosterzimmern (Kreis Donau-Ries) an - auf der Suche nach zwei Mädchen.

    "Das Familiengericht hat zwischenzeitlich ein fachpsychologisches Gutachten eingeholt, das im Ergebnis einen Verbleib der Kinder bei seinen Eltern in Klosterzimmern ablehnt", heißt es in der Presseerklärung des Landratsamtes Donau-Ries.

    Suche nach Mädchen bleibt vorerst erfolglos

    Die beiden elf und 13 Jahre alten Kinder waren auf Beschluss des Jugendamtes in einem Heim unterbracht, und aus diesem weggelaufen. Es habe "belastbare Hinweise" gegeben, dass die Mädchen zu ihren echten Eltern in Klosterzimmern zurückgekehrt seien, berichtete Mario Lauser, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Nord. Das Familiengericht Nördlingen habe daraufhin angeordnet, die Kinder zurückzubringen.

    Am Dienstag gegen 6.15 Uhr fuhren am Sitz der "Zwölf Stämme" Busse mit Bereitschaftspolizisten und Beamten des Polizeipräsidiums Schwaben Nord vor. Sie betraten die Gebäude und suchten nach den Mädchen - jedoch erfolglos, wie Lauser sagt: "Wir haben sie nicht gefunden."

    Passiver Widerstand bei der Durchsuchung

    Glaubensgemeinschaft "Zwölf Stämme"

    Die "Zwölf Stämme" (The Twelve Tribes) sind eine urchristliche Glaubensgemeinschaft, die in den 70er Jahren in den USA gegründet wurde.

    Die Anhänger der "Zwölf Stämme" leben streng nach der Bibel, die sie wortwörtlich auslegen. Sie sind fest davon überzeugt, dass ihr Glaube der einzig Richtige ist.

    "Grundlage unseres Lebens ist der Gehorsam zu den Worten Jahschuas , des Messias, so wie sie in der Bibel, dem Wort Gottes, niedergeschrieben sind", schreiben die "Zwölf Stämme" über sich selbst.

    Die Zwölf Stämme haben weltweit etwa 2000 Mitglieder, davon etwa 100 in Deutschland.

    Mitglieder der Zwölf Stämme leben und arbeiten in streng hierarchisch aufgebauten Kommunen zusammen.

    Eine dieser Kommunen wohnt seit 2000 im Gut Klosterzimmern im Kreis Donau-Ries.

    Die Mitglieder der „Zwölf Stämme“ weigern sich, ihre Kinder in staatliche Schulen zu schicken. Die Gemeinschaft begründet dies mit ihrer Religion, macht „Gewissensgründe“ geltend. Ein Grund ist der Sexualkundeunterricht.

    "Unsere Religion hat sich nicht in den Staat einzumischen und umgekehrt sollte sich der Staat nicht in unsere Religion einmischen", ist eine weitere Aussage der "Zwölf Stämme" .

    Ab 2006 unterrichteten die Zwölf Stämme in Klosterzimmern ihre Kinder in einer Privatschule.

    Wegen des Verdachts, sie würden ihre Kinder züchtigen, haben die "Zwölf Stämme" immer wieder Ärger mit Polizei und Justiz. Die Mitglieder bestreiten die Vorwürfe.

    Als 2013 ein Video auftaucht, auf dem festgehalten ist, wie Mitglieder ihre Kinder mit Ruten schlagen, holen Polizisten alle 40 Kinder der Sekte ab und bringen sie in Pflegefamilien unter.

    Im September 2015 kündigen die "Zwölf Stämme" an Deutschland zu verlassen und nach Tschechien zu ziehen. Die Sekte hofft, dort ihren Glauben frei ausleben zu können.

    Die Sektenmitglieder hätten bei der Aktion passiven Widerstand geleistet, so der Polizeisprecher weiter. Sie hätten sich unter anderem geweigert, verschlossene Türen zu öffnen. "Wir mussten diese aufbrechen." Zudem hätten Bewohner drei Mal den Feueralarm ausgelöst.  Gegen 8.30 Uhr war die Suchaktion beendet, die Beamten und die Mitarbeiter des Jugendamtes zogen wieder ab.

    Im September vergangenen Jahres hatten Jugendamt und Polizei in einem Großeinsatz 40 Kinder vom Gelände der Glaubensgemeinschaft aus Klosterzimmern bei Nördlingen geholt. Zuvor war bekannt geworden, dass die Sekte körperliche Züchtigung, also Schläge, als legitimes Erziehungsmittel ansieht. Ein RTL-Reporter hatte mit versteckter Kamera dokumentiert, wie Mitglieder der „Zwölf Stämme“ Kinder mit einer Rute schlagen.

    Seitdem gab es zahlreiche Gerichtsverfahren, viele Eltern wehrten sich gegen die Polizeiaktion und die Unterbringung ihrer Kinder in Pflegefamilien und Heimen. bo

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