Die umstrittene Scientology-Organisation hat in Bayern nach Angaben des Verfassungsschutzes rund 1200 Mitglieder. Zwischen 2009 und den Jahren 2012/2013 sei die Zahl um etwa 30 Prozent geschrumpft, sagte gestern ein Sprecher der Behörde. Seither sei sie weitgehend stabil. Derzeit diskutiert die Politik über die Scientology-Mitgliedschaft eines Mitarbeiters im Münchner Haus der Kunst. Die SPD will unter anderem, dass Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) diesbezüglich im Landtag Stellung nimmt.
Scientology bezeichnet sich selbst als Kirche und steht seit Jahren in Deutschland unter staatlicher Beobachtung. Experten werfen Scientology vor, Anhänger psychisch und finanziell abhängig zu machen. „Die Organisation hat nicht damit aufgehört, Mitglieder zu werben“, betonte der Verfassungsschutzsprecher. Dabei arbeite sie meist mit Tarnorganisationen, die den Namen Scientology nicht tragen. So werbe etwa die Organisation „Der Weg zum Glücklichsein“ mit Infoständen um Passanten in der Münchner Innenstadt. Die „Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschen“ habe den Amoklauf im vergangenen Sommer für ihre Zwecke instrumentalisiert und sogar am Tatort am Olympia-Einkaufszentrum auf sich aufmerksam gemacht.
Der Verfassungsschutz geht davon aus, dass die Organisation Finanzierungsprobleme hat. Dafür spreche, dass ein neues sogenanntes E-Meter – eine Art Lügendetektor – eingeführt worden sei. Mit dem neuen Gerät hätten auch Altmitglieder das Kurssystem als Voraussetzung für die Mitgliedschaft erneut durchlaufen und dafür zahlen müssen. Das koste je nach Fall mehrere Hunderttausend Euro, sagte der Sprecher und machte deutlich: „Der Mitgliederbestand wurde nochmal neu geschröpft.“ (dpa)