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Orkan in Bayern: Wetter in der Region: Es bleibt stürmisch und wird kalt

Nach "Elon" kommt schon Tief "Felix" herangerauscht. In Schwaben und Oberbayern werden schwere Sturmböen erwartet. Im Flachland gibt es am Samstag tagsüber Windgeschwindigkeiten zwischen 65 und 85 Stundenkilometern, berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD). In den Hochlagen der Alpen werden Orkanböen um 120 Stundenkilometer erwartet.

Temperatursturz bringt Schnee am Alpenrand

Mit über 20 Grad haben die Temperaturen im Berchtesgadener Land am Samstag einen Rekordwert erreicht. Noch nie war es in Deutschland im Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor mehr als 100 Jahren wärmer. "Wir haben einen Allzeitrekord", sagte Christian Herold vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Bereits am Nachmittag knackten die Temperaturen den bestehenden Rekord von 19,5 Grad.

Am Sonntag ist es mit der Wärme aber vorbei. Eine Kaltfront lässt die Temperaturen purzeln, am Alpenrand können bis zu 20 Zentimeter Neuschnee fallen. In der Nacht zum Sonntag ziehen Herold zufolge weitere Sturmböen über Bayern - Sturmtief "Felix" folgt auf "Elon". Auch in den nächsten Tagen bleibe es windig.

Für das Alpengebiet gibt es weiterhin eine Warnung vor Unwettern - unter anderem für die Landkreise Oberallgäu, Ostallgäu, Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und Rosenheim. Die Unwetterwarnungen für die Landkreise unserer Region wurden inzwischen aufgehoben.

Auto fliegt durch die Luft

Seit Freitagmorgen fegen schwere Sturmböen über unsere Region und das Alpenland hinweg. Zahlreiche Einsätze gab es vor allem im Landkreis Landsberg. Am schlimmsten traf es einen 19-jährigen Autofahrer, der auf der Kreisstraße LL 13 von Entraching in Richtung Dießen unterwegs war. Laut Polizeibericht hatte der Wind in einem Waldstück einen Baum umgerissen, der dann auf der Fahrbahn lag. Der junge Mann prallte mit seinem Wagen in die Baumteile auf der Straße.

Nach Angaben von unbeteiligten Zeugen hob der Pkw beim Überfahren der Baumteile von der Straße ab, flog einige Meter durch die Luft und kam wieder mit den Rädern auf der Fahrbahn auf. Anschließend konnte der Fahrer sein Auto zum Stehen bringen. Der Pkw war mit fünf Personen besetzt, es erlitt aber nur eine Mitfahrerin eine leichte Verletzung. Am Fahrzeug entstand wirtschaftlicher Totalschaden in Höhe von 3000 Euro. Die Baumteile und eine Ölspur wurden durch die Feuerwehr Dettenhofen beseitigt.

Ebenfalls eine Sache der Feuerwehr war die Beseitigung eines Baumes, der zwischen Dienhausen und Osterzell auf die Fahrbahn gestürzt war. Kreisbrandrat Johann Koller berichtet noch von weiteren Einsätzen. Die Beuerbacher Wehr musste ausrücken, da in Höhe Adelshausen ein Baum auf der Staatsstraße zwischen Kaltenberg und Klosterlechfeld lag, und Schöffeldinger Feuerwehrleute waren im Einsatz, um einen Baum von der Kreisstraße zwischen Schöffelding und Unterfinning zu räumen. In Dießen stürzte am Abend in der Rotter Straße ein Baum auf ein Auto. Personen kamen aber nicht zu Schaden.

Viehanhänger stürzt um

Gegen 13 Uhr wurde dann ein Autofahrer aus Rottenbuch Opfer dieser Windböen. Er konnte auf Höhe Denklingen auf der B 17 nicht verhindern, dass sein leerer Viehanhänger umstürzte und dessen Dach zerstört wurde. Personen kamen auch dieses Mal nicht zu Schaden. In ihrem Zuständigkeitsgebiet hatten die Beamten der Polizeiinspektion Landsberg zudem Meldungen über sich lösende und herabfallende Dachziegel zu bearbeiten. Auf dem Landsberger Hellmairplatz wurde eine Holzbude umgeworfen und ging dabei zu Bruch.

Schäden im Allgäu

Auch aus dem Allgäu wurden zahlreiche Sturmschäden gemeldet. Im Ost- und Unterallgäu wurden drei Ortsverbindungsstraßen sowie die B472 zwischen Selbensberg und Ob wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Im Kreis Oberallgäu fuhr ein Pkw in einen quer über die Fahrbahn liegenden Baum. Hier blieb es bei einem Blechschaden. Bei Buchloe hat es eine Blechhütte auf die Straße geweht.

In zwei Fällen wurden geparkte Pkw durch herabfallende Äste und Dachziegel beschädigt. Bauzäune und Verkehrszeichen wurden von den kräftigen Böen umgeblasen. Meldungen über Verletzte liegen aber nicht vor. 

Zwischen Lauterbrunn und Welden musste die Feuerwehr am Freitagnachmittag zwei umgestürzte Baum von der Straße räumen. In Neu-Ulm löste sich ein Blechdach an einem Recyclinghof. Ansonsten wurden keine größeren Schäden in der Region Augsburg gemeldet. "Uns liegen keine Meldungen über größere Schäden vor", sagte ein Polizeisprechen am Samstag gegenüber AZ-Online.

In Ellzee löste sich laut Bericht der Polizei ein Blechdach von einem Fabrikgebäude. Zwischen Maria Vesperbild und Langenneufnach stürzte ein Baum auf die Fahrbahn, ebenso auf den Radweg zwischen Thannhausen und Ziemetshausen.

Sturmschäden  der etwas anderen Art gibt es zurzeit in Klosterlechfeld (Landkreis Augsburg). Hier sollten laut Abfallkalender des Abfallwirtschaftsbetriebs die gelben Säcke für Plastikmüll und leere Verpackungen bereits am Montag, 5. Januar, abgeholt werden. Die zuständige Firma ist jedoch nicht gekommen. Nun fegt der Sturm die liegen gebliebenen Säcke  durch die Straßen. Einige Säcke sind aufgrund der unfreiwilligen Luftfahrt aufgeplatzt und der Wind hat ein leichtes Spiel mit dem Plastikmüll.

Zahlreiche Einsätze in München

Anders die Lage in München, wo der Sturm die Feuerwehr in Atem hielt. Bis zum frühen Abend mussten die Helfer zum über 200 Einsätzen ausrücken. Eine zehn Meter hohe Fichte krachte auf ein fahrendes Auto, in dem zwei Frauen saßen. Die beiden kamen mit dem Schrecken davon. Ein Baugerüst stürzte in der Ismaninger Straße auf eine Oberleitung und legte den Tramverkehr in diesem Abschnitt vorübergehend lahm. An der Straßenkreuzung Radolfzeller Straße und Mainaustraße drohte am Samstagmorgen ein Maibaum umzustürzen. Ein Feuerwehrkranwagen legte den Maibaum sicherheitshalber um. Bei den restlichen Einsätzen handelte es sich nach Angaben eines Feuerwehrsprechers überwiegend um heruntergefallene Äste, herumfliegende Mülltonnen und abgerissene Markisen. Verletzt wurde auch hier niemand.

Aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Erding vermeldet die Polizei rund 30 umgeknickte Bäume und mehrere umgewehte Verkehrszeichen.

Bahnreisende müssen mit Verspätungen rechnen

So gefährlich sind Bäume an Bahngleisen

STURM: Dabei ist die Belastung eines Baumes abhängig von seiner Größe, also der vom Wind angeblasenen Kronen- und Stammfläche. Sind die Kronen durchlässig, verringert sich der sogenannte Staudruck um bis zu zwei Drittel. Bei schweren Stürmen im Herbst und Winter werden die dann kahlen Laubbäume weniger belastet als grüne Nadelbäume.

REGEN: Sind Böden aufgeweicht, können Bäume wesentlich schneller umgeworfen werden als in trockener Erde. Bisweilen reicht dann die Verankerung im Boden nicht aus, um die Windbelastung abzufangen.

SCHNEE: Das Gewicht von Schnee kann ganze Bäume fällen. Auf Zweigen liegen gebliebener feuchter Altschnee ist mit bis zu 500 Kilogramm pro Kubikmeter so schwer, dass oft Zweige oder Kronen abbrechen. Schwache Bäume können ganz umknicken.

FOLGEN: Im August 2013 verspäteten sich bundesweit rund 2400 Züge oder kamen gar nicht ans Ziel, weil im Sturm umgestürzte Bäume viele Strecken blockierten. Im Juni 2014 krachten im Pfingstunwetter «Ela» allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 1000 Bäume auf Gleise. Rund 2200 Kilometer Oberleitungen waren in der Rhein-Ruhr-Region beschädigt, auch wichtige Hauptstrecken tagelang blockiert.

Südlich von München beschädigte der Sturm eine Oberleitung, die S-Bahn-Strecke zwischen Wolfratshausen und Schäftlarn war am Samstagvormittag gesperrt. Nördlich von Bamberg und bei Garmisch-Partenkirchen behinderten umgestürzte Bäume den Zugverkehr. Auf der Strecke zwischen Garmisch und Reutte in Tirol sollten nach Angaben der Bahn am Samstag voraussichtlich keine Züge mehr fahren. Weil Züge wegen des Sturms und möglicher Hindernisse teilweise langsamer fahren müssen, kam es hie und da zu Verspätungen - unter anderem beim Fugger-Express, wo laut Bahn mit Verspätungen von bis zu 15 Minuten zu rechnen ist.

Skigebiete geschlossen

Wegen des Sturms bleiben die Skigebiete Zugspitze und Garmisch-Classic am Samstag geschlossen. Der Betrieb von Bergbahnen und Skiliften sei zu gefährlich, teilte eine Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn mit. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes erreichten die Böen auf der Zugspitze in der Nacht zum Samstag in der Spitze fast 160 km/h - schon bei 120 km/h sprechen Meteorologen von Orkanböen.  

Die Züge zwischen den Zugspitzbahnhöfen Garmisch und Eibsee fahren trotz des Sturms weiter. Welche Lifte am Sonntag wieder Wintersportler auf die Zugspitze bringen, entscheidet sich nach Angaben der Sprecherin erst am Sonntag früh.

Am Flughafen München kam es durch das Orkantief bislang zu keinen Einschränkungen. Die Flüge seien etwas unruhiger, aber "der Flugbetrieb kann auch bei Wind durchgeführt werden", sagte ein Sprecher am Samstag. Die Abfertigungsunternehmen seien allerdings angewiesen worden, darauf zu achten, dass keine Koffer, Treppen und sonstigen Gegenstände weggeweht würden. AZ/dpa

Aktuelle Wetter-Entwicklungen in unserer Region finden Sie hier in unserer Wetter-Übersicht.

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