Verbraucherschützer werfen Paketzustellern der DHL laut Medienberichten vor, sich bei den Kunden den Gang bis zur Haustür zu sparen - vor allem dann, wenn diese im dritten oder vierten Stock wohnten. Anstatt den Karton an der Haustür abzugeben, lande nur ein Benachrichtigungsschein "Nicht angetroffen" im Briefkasten, so der Vorwurf. Tatjana Halm, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern, bestätigte gegenüber augsburger-allgemeine.de: "Wir haben vereinzelt Beschwerden dazu vorliegen."
Im vierten Stock ohne Aufzug
Für die Betroffenen ist es besonders ärgerlich. Tatjana Halm hat es bei der DHL selbst erfahren müssen: "Ich war den ganzen Tag zuhause und wartete auf ein Paket." Es klingelte jedoch kein Zusteller bei Frau Halm. Stattdessen lag in ihrem Briefkasten eine Benachrichtigung. "Das war sehr ärgerlich. Zumal ich im vierten Stock ohne Aufzug wohne." Tatjana Halm hat sich bei der DHL beschwert. "Das hat aber nichts gebracht." Sie musste das Paket bei der Post abholen. Trotzdem rät sie Betroffenen, sich bei der DHL direkt zu beschweren, "um zu zeigen, dass etwas nicht funktioniert hat".
Ein Massenphänomen seien die Beschwerden nicht, schränkt Halm ein - nun wieder in ihrer Funktion als Verbraucherschützerin. "Beschwerden sind nicht der Regelfall", betont auch Dieter Nawrath, Sprecher der Münchner Post. Die DHL gehört zur Deutschen Post. "Auch bei uns passieren Fehler", räumt Nawrath aber ein. "Bei Problemen sollen Kunden reklamieren." Wenn ein Kunde zum Beispiel zuhause sei, jedoch nur eine Benachrichtigung im Briefkosten vorfinde.
"Zusteller müssen klingeln"
"Unsere Zusteller müssen klingeln und dann eine angemessene Zeit warten", erklärt Nawrath den vorgesehenen Ablauf. Eine Zeitersparnis sei es nicht, das Paket absichtlich nicht abzugeben. "Der Zusteller muss ja die Benachrichtigung ausfüllen und das Paket bei der Post abgeben."
Auch unberechtigte Beschwerden
Es gebe auch unberechtigte Beschwerden, erzählt Post-Sprecher Nawrath. "Wenn der Zusteller nicht an den Briefkosten kommt, wird die Benachrichtigung am nächsten Tag per Post zugestellt. Ist da nun der Kunde zuhause, wundert er sich, warum das Paket nicht an die Haustür gebracht wurde. Das ist dann aber nicht unser Fehler."
Tatjana Halm lässt sich ihre Sendungen inzwischen an die Packstation liefern. Sie arbeitet in München und wohnt in Nürnberg. "Die Abholung ist bei den begrenzten Öffnungszeiten der Post schwierig", sagt sie. An die Packstation kommt sie immer hin. Sie hat nun aber ein anderes Problem: "Ich bekomme Phishing-Mails." Mails, mit denen Betrüger im Internet die Daten von Kunden herauszufinden versuchen. "Darauf darf man auf keinen Fall reagieren. Einfach löschen", rät Rechtsexpertin Halm.
Auch andere Paketdienste bekommen Kritik
Mängel bei der Paketzustellung werden indes auch anderen Anbietern als der DHL vorgeworfen. In Internetforen lassen sich Nutzer über ihre vielfältigen Erfahrungen aus. Allgemein gilt der Rat von Verbraucherschützerin Halm: "Direkt beim Anbieter beschweren."