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Region Augsburg: Vorschuss und Dienstwagen: So kämpfen Firmen um Auszubildende

Region Augsburg

Vorschuss und Dienstwagen: So kämpfen Firmen um Auszubildende

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    Auszubildende sind für Unternehmen wichtig - doch allein in Schwaben sind über hundert Lehrstellen unbesetzt.
    Auszubildende sind für Unternehmen wichtig - doch allein in Schwaben sind über hundert Lehrstellen unbesetzt. Foto: Bernhard Weizenegger

    Gut für Auszubildende, schlecht für Unternehmen: Deutschlandweit gibt es mehr Lehrstellen als Bewerber. In Schwaben sind nach dem Beginn des Lehrjahres am 1. September noch über hundert Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Firmen kämpfen daher mittlerweile ganz anders um Nachwuchs als noch vor einigen Jahren.

    "Als Anreiz gibt es in manchen Firmen nun beispielsweise einen Dienstwagen für die Auszubildenden", sagt Josefine Steiger, Leiterin des Bereichs Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben. Außerdem seien in manchen Branchen die Löhne gestiegen, damit eine Lehre attraktiver wird. Es gebe mittlerweile sogar Unternehmen, die künftigen Lehrlingen vor dem Start der Ausbildung schon einen Vorschuss überweisen.

    Immer häufiger bezuschussen Firmen auch den Führerschein - oder zahlen ihn sogar komplett. Und auch die Erstattung von Zug- oder Bus-Fahrkarten nimmt zu.

    Auslandsaufenthalte als Anreiz

    Doch Geld ist nicht die einzige Motivation. Die Firmen setzen auch auf mehr Möglichkeiten bei der Ausbildung. Dazu gehören Auslandsaufenthalte - beispielsweise im Hotel-Gewerbe.

    "Ein beliebtes Angebot ist außerdem die Kombination von Aus- und Weiterbildung", sagt Steiger. Wer früher Handelsfachwirt werden wollte, musste sich zuerst drei Jahre zum Einzelhandelskaufmann ausbilden und dann noch zusätzlich zwei Jahre weiterbilden lassen. Heute ist dieser Weg in einer Gesamtzeit von drei Jahren möglich.

    Auch das Marketing hat sich verändert

    "Die Unternehmen bieten den Lehrlingen nicht nur mehr, sondern betreiben auch anderes Marketing", sagt Steiger von der IHK Schwaben. Eine  Anzeige in der Schülerzeitung reicht heute nicht mehr. Mittlerweile setzen die Firmen immer mehr auf Online-Jobbörsen und auf moderne Auftritte in den sozialen Netzwerken. Auf der Facebook-Seite des Logistikunternehmens Dachser mit Sitz in Kempten finden Interessenten beispielsweise Steckbriefe der bereits angestellten Lehrlinge.

    Außerdem zieht es immer mehr Unternehmen auf Messen wie die "Fit for Job" in Augsburg. "Früher mussten wir die Firmen überreden, auf diese Messen zu kommen", sagt Steiger. Mittlerweile sei die Nachfrage der Betriebe nach Ständen riesig.

    Ein weiterer Trend sind Schnupperlehren in Form von einwöchigen Betriebspraktika. Schüler können dabei vor der Bewerbung schon einmal die Firma und den Beruf kennenlernen. "Das ist viel Aufwand für die Unternehmen - aber der ist mittlerweile nötig", sagt Steiger.

    Was sind die Gründe für den Wandel?

    Früher sah der Ausbildungsmarkt anders aus: Es gab nicht genug Lehrstellen für alle Bewerber, sodass die Unternehmen oft sogar zwischen mehreren Interessenten wählen konnten. Im vergangenen Jahr hat sich das zum ersten Mal umgedreht. "Diese Entwicklung wird sich fortsetzen", sagt Steiger. Vor allem das Gastronomie- und Hotel-Gewerbe sei davon betroffen.

    Der demografische Wandel ist ein Grund für diesen Trend. Außerdem entscheiden sich immer mehr junge Menschen für weiterführende Schulen und die Universität. Das liegt auch daran, dass ein Studium in der Gesellschaft einen deutlich besseren Ruf als eine Lehre hat. Steiger sagt: "Wir müssen uns deswegen darum bemühen, den Wert der Ausbildung wieder zu erhöhen."

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