Am Ende stellen sich für einige Preisträger ein paar Fragen: Was darf man mit dem Bayerischen Verdienstorden machen und was nicht? Kratzt es etwa schon an der Würde dieser höchsten Auszeichnung, die der Freistaat Bayern zu vergeben hat, wenn man den Orden in seiner schmucken Schachtel auf den Boden legt?
Prominente und "einfache Menschen" ausgezeichnet
Bevor diese Fragen aufgekommen sind, hatte Ministerpräsident Horst Seehofer in der Münchner Residenz 74 Personen für ihre Verdienste geehrt. Unter den Ausgezeichneten Prominente wie der Musiker Max Greger oder die Schauspielerin Ulrike Kriener, Leute also, denen durchaus schon mal eine Ehrennadel angesteckt wurde. Aber eben auch unbekannte Gesichter wie das von Marianne Wenninger, einer Friseurmeisterin aus Königsbrunn. Und so wissen einige eben nicht so recht, wie sie sich mit einem Orden um den Hals verhalten sollen.
Seehofer kommt mit der Zeit in Übung
In den anderthalb Stunden zuvor war Seehofer einer der wohl angenehmsten Aufgaben nachgegangen, die das Amt des Ministerpräsidenten so mit sich bringt. Auf der Bühne hatten sich Vertreter von Regierung, Landtag und dem Diplomatischen Korps versammelt, die Residenz-Solisten hatten Stücke von Mozart und Haydn gespielt und unter Aufsicht der vielen Steinstatuen an den Wänden hatte Seehofer im Antiquarium – dem schönsten Renaissancesaal nördlich der Alpen, wie er betonte – Dienstorden um Dienstorden verliehen.
Am Anfang hackelte der Verschluss des Bandes noch manchmal. Bis Marianne Wenninger, die Friseurmeisterin aus Königsbrunn, an der Reihe war, hatte Seehofer seinen Rhythmus jedoch gefunden. Leute wie beispielsweise Wenninger, die sich über drei Jahrzehnte vehement für das bayerische Handwerk eingesetzt hat, seien es, hatte Seehofer in seiner Ansprache gesagt, die mit ihrem Engagement in Sport, Kunst, Medien, Kirche und Wirtschaft die bayerische Kulturlandschaft bereichert hätten. „Sie alle sind Persönlichkeiten, die für unseren Freistaat Herausragendes geleistet haben“, so Seehofer.
Begegnung zwischen Staat und Bürger
Seit der gestrigen Ehrung gibt es nun 1846 lebende Träger des Verdienstordens. Mehr als 2000 dürfen es nicht werden, das ist so im 1957 erlassenen Gesetz über den Bayerischen Verdienstorden geregelt. Seit seiner Einführung wurde der Orden an 5302 Persönlichkeiten verliehen. Darunter auch an Paul Kirchhof, einen früheren Bundesverfassungsrichter, der bei der Preisverleihung gestern eine Rede halten durfte. Eine Veranstaltung wie die in der Residenz, sagte Kirchhof, sei eine außergewöhnliche Form der Begegnung zwischen Staat und Bürger. „Normalerweise spricht der Staat“, hier aber bedanke er sich.