Er hatte seinem V-Mann-Führer 1998 gemeldet, dass die Chemnitzer Neonazi-Szene um die Organisation "Blood & Honour" Geld für das abgetauchte NSU-Trio sammle. Außerdem versuche die Gruppe, Waffen für die drei zu beschaffen.
"Piatto" hieß früher mit bürgerlichem Namen Carsten Szczepanski. Er war vor 14 Jahren als V-Mann enttarnt worden und lebt seitdem aus Angst vor Rache an einem geheimen Ort. Um seine Aussage im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht in München hatte es vorübergehend Streit gegeben. Das brandenburgische Innenministerium, das ihn bis heute im Zeugenschutz betreut, verlangte zunächst eine Video-Vernehmung und den Ausschluss der Öffentlichkeit.
Die Angeklagten im NSU-Prozess
Das sind die Beschuldigten im Münchner NSU-Prozess:
Beate Zschäpe: Sie tauchte 1998 gemeinsam mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt unter, um einer drohenden Festnahme zu entgehen. Die drei Neonazis aus dem thüringischen Jena gründeten eine Terrorgruppe und nannten sich spätestens ab 2001 Nationalsozialistischer Untergrund (NSU).
Ralf Wohlleben: Der ehemalige Thüringer NPD-Funktionär mit Kontakten zur militanten Kameradschaftsszene soll Waffen für das Trio organisiert haben. Der 40-Jährige wurde am 29. November 2011 verhaftet. Nach Ansicht der Ermittler wusste er von den Verbrechen - er ist wegen Beihilfe zum Mord angeklagt.
Carsten S.: Der 35-Jährige hat gestanden, den Untergetauchten eine Pistole mit Schalldämpfer geliefert zu haben. Er ist wie Wohlleben wegen Beihilfe zum Mord angeklagt.
Andre E.: Der gelernte Maurer (35) war seit dem Untertauchen 1998 einer der wichtigsten Vertrauten des Trios und soll die mutmaßlichen Rechtsterroristen zusammen mit seiner Frau regelmäßig besucht haben. E. ist als mutmaßlicher Unterstützer der Gruppe angeklagt.
Holger G.: Der 40-Jährige gehörte wie Wohlleben und die drei Untergetauchten zur Jenaer Kameradschaft. Er zog 1997 nach Niedersachsen um. G. spendete Geld, transportierte einmal eine Waffe nach Zwickau und traf sich mehrfach mit dem Trio. Auch G. ist als mutmaßlicher Unterstützer der Gruppe angeklagt.
Nach Verhandlungen mit dem Gericht darf "Piatto" jetzt aber persönlich im Gerichtssaal befragt werden. Offen ist, ob er sich maskiert zeigen wird. dpa