Die einen suchten Abkühlung im Wasser, andere dösten lieber regungslos unter schattigen Bäumen: Die tropische Hitze mit Temperaturen von bis zu 36 Grad hat am Sonntag in Bayern für einen Ansturm auf Frei- und Strandbäder gesorgt.
Temperaturen bis zu 36 Grad
Bis zum späten Nachmittag rechnete der Deutsche Wetterdienst in Unterfranken und der Region Nürnberg mit Höchsttemperaturen von bis zu 36 Grad. Sie lägen damit nur noch knapp unter den Rekordmarken des Jahrhundertsommers 2003, berichtete der Meteorologe vom Dienst, Jens Winninghoff, am Sonntag. Damals war in Würzburg ein Spitzenwert von 37,7 gemessen worden. In Nürnberg war die Quecksilbersäule damals auf 37,6 geklettert. Auch wenn der Rekord wohl nicht geknackt werde - ungewöhnlich sei die derzeitige Wetterlage dennoch: "So eine August-Hitze hatten wir in den letzten 20 Jahren nur zwei- oder dreimal", berichtet der Meteorologe.
Stabiles Hochdruckgebiet über Osteuropa
Die Strände am Brombachsee in Franken waren nach Angaben eines örtlichen Bootsverleihers am Samstag und Sonntag so gut gefüllt wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. "Einen solchen Andrang sieht man hier selten", berichtete er. Auch in den Freibädern und an den Baggerseen im Freistaat herrschte vielerorts drangvolle Enge.
Tipps bei Hitze von Meteorologe Dominik Jung
Den Tag im Einkaufszentrum verbringen, denn die haben meist eine Klimaanlage!
Leichte Kost zu sich nehmen und keine fettigen Sachen.
In der Sonne eine Kopfbedeckung tragen!
Wer nicht auf seinen Outdoor- Sport verzichten möchte, der sollte seine Aktivitäten in die frühen Morgenstunden legen, dann ist es am kühlsten! Bitte nicht am Abend joggen gehen, denn dann ist es noch sehr heiß. Die Höchstwerte werden derzeit erst zwischen 17 und 18 Uhr erreicht!
Wohnungen morgens ganz früh durchlüften, dann die Rollläden runter- sofern man welche hat!
Viel trinken ist bei hohen Temperaturen wichtig.
Im Freibad oder am Badesee Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor benutzen.
Wenn man im Freibad oder am Badesee ist, nicht aus der prallen Sonne heraus mit heißem Körper ins Wasser springen. Den Körper langsam an das kühle Nass gewöhnen!
Die pralle Mittagssonne meiden. Gerade in mitten in der Sonne ist es oftmals noch sehr viel heißer!
Darauf achten, dass auch alte Menschen und Kinder viel trinken!
Verantwortlich für die Hundstage in Bayern ist nach Winninghoffs Angaben ein stabiles Hochdruckgebiet über Osteuropa. Auf der Vorderseite gelange über Spanien und Frankreich tropische Luft nach Deutschland. Dadurch erlebe derzeit vor allem der Westen Bayerns eine richtiges Afrika-Klima. Das werde dann am Montag weiterziehen und auch Süd- und Ostbayern Spitzentemperaturen von 36 Grad bescheren. Am Sonntag war es in Oberbayern aber auch schon 33 Grad heiß gewesen.
Mit den Hundstagen herrscht auch bei der Wasserwacht Hochkonjunktur. Dabei waren es bei der Wasserwacht in Berchtesgaden kurioserweise Bergwanderer, die die Wasseretter auf Trab hielten. Innerhalb einer Woche hatten die Retter am Königsee sechsmal ausrücken müssen, um Bergwanderer mit ihren Booten zu bergen, informiert die Wasserwacht auf ihrer Internetseite. Einige hatten sich verstiegen und warteten an unzugänglichen Uferbereichen auf Hilfe.
Jede Hilfe zu spät kam hingegen am Samstag für einen 86 Jahre alten Mann, der beim Baden im Tegernsee ertrunken war. Passanten hatten den leblosen Körper des Rentners in Höhe von Rottach-Egern im See treiben sehen. Wiederbelebungsversuche der alarmierten Hilfskräfte blieben erfolglos.
Binnenschiffer sehen Hitze mit Sorge
Während sich Urlauber und Wasserratten über das Badewetter freuen, trüben sich die Minen vieler Binnenschiffer ein. Die längere Trockenperiode hat vor allem auf der Donau für Niedrigwasser gesorgt. Auf dem Nadelöhr zwischen Straubing und Vilshofen zwingt der extrem niedrige Wasserstand Binnenschiffer zu Zwangspausen. Auch einige der immer beliebteren Kreuzfahrtschiffe sind nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes Regensburg an der Weiterfahrt gehindert.
Bauernweisheiten zum Sommer
Der Sommer ernährt, der Winter verzehrt.
Treibt die Esche vor der Eiche ist der Sommer eine Bleiche.
Früher Sommer, schlechte Ernte.
Der Sommer ist ein derber Bauer, er macht den Weibern die Milch gern sauer.
Gibt's im Juni Donnerwetter, wird auch das Getreide fetter.
Wenn kalt und nass der Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr.
Menschensinn und Juniwind ändern sich oft sehr geschwind.
Fällt Juniregen in den Roggen, so bleibt der Weizen auch nicht trocken.
Im Juli muss vor Hitze braten, was im September soll geraten.
Ist der August sehr heiß, bringt der Winter viel Schnee und Eis.
Im August, beim ersten Regen, pflegt die Hitze sich zu legen.
Weht im August der Wind aus Nord, ziehen die Störche noch lange nicht fort.
Wenn St. Barnabas bringt Regen, dann gibt's reichen Traubensegen.
Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag.
Bringt der Juli heiße Glut, gerät auch der September gut.
Stellt im August sich Regen ein, so regnet's Honig und guten Wein.
Auch Wasserkraftwerke bringen wegen der niedrigeren Wasserstände inzwischen nicht mehr die volle Leistung. Wegen der erhöhten Waldbrandgefahr haben die Behörden teilweise zudem Beobachtungsflüge angeordnet, damit aus der Luft Wald- und Flächenbrände frühzeitig entdeckt werden.
Winzer in Sorge um ihre Trauben
Bei unterfränkischen Winzern wächst unterdessen die Sorge, die bereits weit entwickelten Trauben könnten bei der Hitze einen Sonnenbrand bekommen. Bei Temperaturen von bis zu 60 Grad auf steilen Südhängen dellten die Trauben zunächst ein; zugleich werde die Gerbstoffbildung angeregt, die Trauben würden bitter, berichtete ein Weinexperte der Regierung von Unterfranken. Die Folge: Die Trauben müssten entweder von Hand gelesen oder der Traubenmost extra behandelt werden. Wenn Rebpflanzen zu wenig Wasser bekämen, stellten sie zugleich ihr Wachstum ein. Betroffen von diesen Problemen seien besonders die Sorten Bacchus und Riesling. dpa/lby