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Oberallgäu: Tödliche Verwechslung: Bauer stirbt an Giftpflanze

Oberallgäu

Tödliche Verwechslung: Bauer stirbt an Giftpflanze

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    Ein Landwirt aus dem Oberallgäu ist offenbar nach dem versehentlichen Verzehr des giftigen Jakobskreuzkrautes gestorben.

    Der Mann war in bereits kritischem Zustand in das Klinikum Kempten-Oberallgäu eingeliefert worden, wo er an Multi-Organversagen starb. Nach Angaben der Toxikologischen Abteilung am Münchener Klinikum Rechts der Isar (MRI Tox) ist in Deutschland kein Todesfall eines Menschen mit einer derartigen Pflanzen-Vergiftung bekannt.

    "Wir gehen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Mann durch den Konsum des Jakobskreuzkrautes ums Leben gekommen ist", sagt der Gastroentorologe Dr. Wolfgang Angeli vom Klinikum Kempten-Oberallgäu. Die Leiche des Mannes wurde bereits obduziert.

    Nach Schilderungen der Angehörigen hatte der Mann das giftige Unkraut offenbar mit einer anderen Pflanze verwechselt und gegessen. Nach gut zehn Tagen traten die Symptome auf: Krampfanfälle, Unterzucker verbunden mit einer starken Leberschädigung.

    "Nach dem Konsum wirkt das Gift absolut tödlich. Da gibt es keine Rettung", sagt Chefarzt Angeli. Die Giftstoffe führen zu einem Verschluss der Blutgefäße in der Leber. Der Patient stirbt schließlich an Leberversagen.

    "Eine Vergiftung mit Jakobskreuzkraut ist beim Menschen eine absolute Rarität", sagt Oberarzt Dr. Norbert Felgenhauer vom MRI Tox, das in den Kemptener Fall mit eingebunden war. "Eine derartige Vergiftung ist mir in Deutschland nicht bekannt", sagt Felgenhauer. Belegt sind Todesfälle aus Afrika und Indien. Da der Giftnachweis mehrere Tage nach der Aufnahme "fast nicht möglich ist", behandeln die Münchener Mediziner den Allgäuer Sachverhalt allerdings als "ungesicherten Verdachtsfall".

    Bauern kennen die Gefahr, die von dem giftigen Unkraut ausgeht seit Jahrhunderten. Immer wieder sterben Pferde und Rinder, weil sie Jakobskreuzkraut mit Heu oder Silage vermengt fressen.

    Warum die Tiere auch an den abgemähten Pflanzen verenden können, hängt mit einer besonderen Eigenschaft des Krautes zusammen: "Die Giftstoffe bleiben im Heu und in der Silage genauso wirksam wie in der Frischpflanze", sagt Thomas Wanninger, Pflanzenbau- und Alpfachberater vom Amt für Landwirtschaft in Kaufbeuren. Neuerdings breite sich das Kraut rasant aus. Entlang von Straßen und Bahngeleisen und auf Ackerbrachen wuchert es allenthalben.

    "Fatalerweise ist Jakobskrautsamen wegen des hübschen Aussehens der Pflanze jahrelang in Saatgut zur Begrünung von Straßenrändern, Bahngleisen und Brachflächen eingebracht worden", sagt Andrea Kahl vom Arbeitskreis Kreuzkraut. Der deutschlandweit tätige Verein will über die Gefahren des Unkrautes aufklären. Die liegen zum einen in der Vergiftung von Pferden und Rindern. Zum anderen können die Giftstoffe der Pflanzen in die Nahrungskette gelangen und schließlich auch Menschen gefährden.

    Bereits in den 1970er Jahren wurde das Gift der Pflanze in Kuhmilch nachgewiesen. "Man muss diese Problematik ernst nehmen", sagt Kahl und fordert eine stärkere Bekämpfung des giftigen Unkrauts. Von Dirk Ambrosch

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