Beim traditionellen Pfingsttreffen der Sudetendeutschen geht es in diesem Jahr um "Menschenrechte ohne Grenzen". 70 Jahre nach der Vertreibung von mehr als drei Millionen Deutschen aus der Tschechoslowakei sind die aktuellen Flüchtlingsströme Thema bei den Nachfahren der Vertriebenen.
Seit Jahren wechselt die Sudetendeutsche Landsmannschaft zwischen Augsburg und Nürnberg als Austragungsort für ihre Treffen.
Am Samstag (10.30 Uhr) verleiht die Landsmannschaft ihren Europäischen Karlspreis an den österreichischen UN-Diplomaten Valentin Inzko. Der 66-Jährige ist seit 2009 Hoher Repräsentant für Bosnien-Herzegowina. Am Pfingstsonntag will Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bei der Hauptkundgebung des Sudetendeutschen Tages sprechen.
Das ist beim Pfingsttreffen der Sudetendeutschen geboten
Vorträge: Viele Vorträge beschäftigen sich mit dem Thema Vertreibung. So zum Beispiel ein Referent des Arbeitskreises Sudetendeutscher Akademiker, Dr. Hans-Joachim Maaz. Der Träger des Sudetendeutschen Kulturpreises beschäftigt sich mit psychosomatischen Folgen der Vertreibung. Darüber referiert er am Samstag, 23. Mai, um 14 Uhr im Raum 2.24 B im Messezentrum.
Geschichten: Der Jüdisch Historische Verein Augsburg (JHVA) erzählt am Samstag um 15.30 Uhr deutsch-jüdische Familiengeschichten aus Schwaben und Böhmen im Restaurant der Halle 3 im Messezentrum. Historische Rückblicke und Erzählungen finden das ganze Wochenende über in Erzählform, mit Bildern oder Filmen statt. Um 17 Uhr beispielsweise wird hier auch gesungen: "Auf Wanderschafft mit Eichendorff", offenes Singen mit Herbert Preisenhammer. Das komplette Programm finden Besucher hier.
Feste/Kulinarisches: Es wird nicht nur diskutiert und gelernt, auch gefeiert und gegessen wird am Sudetendeutschen Tag. Am böhmischen Dorffest bietet die Sudetendeutsche Jugend zahlreiche böhmische Spezialitäten aus Pfanne und Backrohr: Vor allem Liwanzen, Mohn-Gebäck und Kolatschen sind der Renner beim zweitägigen Dorffest, Pfingstsamstag ab 11 Uhr und Pfingstsonntag ab 9 Uhr in Halle 5. Um 19 Uhr beginnt am Samstag in der Schwabenhalle der große Volkstumsabend unter dem Motto "Allerhand für Stadt und Land". Im Anschluss um 21 Uhr startet das Sudetendeutsche Volkstanzfest: Tanz und Geselligkeit mit Musik aus Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien in Halle 5.
Das bedeutet "sudetendeutsch"
Als Sudetendeutsche werden die ehemaligen deutschsprachigen Einwohner des Sudetenlandes bezeichnet. Die Bezeichnung leitet sich von dem rund 330 Kilometer langen Gebirgszug der Sudeten ab, der sich durch Böhmen, Mähren und Schlesien zieht.
Der Name "Sudetendeutsch" setzte sich im 20. Jahrhundert als Sammelbegriff für die rund drei Millionen Deutschen in der früheren Tschechoslowakei durch. Ihre Vorfahren waren im 12. und 13. Jahrhundert aus dem heutigen Bayern, aus Sachsen, Schlesien und Österreich in die Grenzgebiete Böhmens und Mährens eingewandert.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Sudetendeutschen aus ihrer Heimat vertrieben, viele fanden in Bayern ein neues Zuhause. Der Freistaat hatte dann offiziell die Schirmherrschaft für die Volksgruppe übernommen. Seitdem gelten die Sudetendeutschen als vierter Stamm Bayerns nach den Altbayern, Franken und Schwaben. (dpa)
Mundart: Auch die Liste an Mundartlesungen, die an diesem Wochenende im Messezentrum stattfinden, sind lang. Los geht es beispielsweise am Sonntag im Raum 2.11 A.
Malen: Die Vorfahren des Malers und Comiczeichners Gerhard Schlegel stammen aus dem Sudetenland – eine kulturelle Prägung, die seine Arbeit bis heute stark beeinflusst. Am Stand von „Laska Comix“ in Halle 5 können Besucher dabei zusehen, wie pro Tag ein Großbild mit sudetendeutschen Motiven entsteht. Am Pfingstsonntag, 24. Mai, findet ab 14 Uhr ein kostenloser Malkurs für Kinder und alle weiteren kreativen Besucher statt. Dabei können die Teilnehmer ihre eigene Vorstellung vom Berggeist Rübezahl zu Papier bringen. (kfi, AZ)