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"Coffee to go again": Studentin aus München kämpft mit Stickern gegen Kaffeebecher-Müll

"Coffee to go again"

Studentin aus München kämpft mit Stickern gegen Kaffeebecher-Müll

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    Julia Post im "Mutter Erde" in München.
    Julia Post im "Mutter Erde" in München. Foto: Andreas Gebert, dpa

    In der Mittagspause holt sich Julia Post gern einen Coffee to go. Wie 70 Prozent aller Deutschen. Aber sie trinkt ihn nicht aus dem Pappbecher, auch die Deckel aus Plastik lässt sie liegen. Stattdessen hat die Studentin aus München stets ihren Porzellanbecher mit Silikondeckel in der Handtasche. "Den spüle ich im Büro wieder aus", sagt sie.

    Julia Post hat im vergangenen Jahr das Projekt "Coffee to go again" auf die Beine gestellt. Das Konzept ist simpel: Cafés und Bäckereien kleben einen Sticker mit der Aufschrift "Coffee to go again" an die Tür. Für die Kunden das Zeichen, dass sie sich hier ihren Kaffee in den eigenen mitgebrachten Mehrwegbecher - aus Edelstahl oder Porzellan zum Beispiel - einschenken lassen können. Mitmachen kann jeder Betrieb, der Kaffee zum mitnehmen ausschenkt - vom Bio-Fairtrade-Hipster-Café bis zum Bahnhofskiosk.

    Kampf gegen Müll: Verbraucher sollen eigenen Kaffee-Behälter mitbringen

    Aus Neugier hatte Post im vergangenen Jahr gegoogelt, wie viel Müll die Kaffeebecher verursachen, die sie sich jeden Tag holt. Sie hat festgestellt: "Das ist jenseits von Gut und Böse." Tatsächlich: 2,8 Milliarden Einwegbecher werden nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe bundesweit jährlich verbraucht. Nach 15 Minuten ist der Kaffee ausgetrunken, dann landen die Becher im Müll: In nur einer Stunde werfen die Deutschen im Durchschnitt 320.000 Kaffeebecher weg. Noch einmal: 320.000 Becher - Stunde um Stunde. 

    Julia Post beschloss, in Zukunft auf den Pappbecher zu verzichten. "Man muss bei sich selbst anfangen", sagt sie. Im vergangenen Jahr hat sie 500 Sticker mit dem Logo von "Coffee to go again" drucken lassen. Fast 70 Läden machen inzwischen mit: in München und Berlin, Garmisch-Partenkirchen, Augsburg und Frankfurt zum Beispiel.

    An der Tür des Cafés "Mutter Erde" im Münchner Univiertel klebt der Sticker seit zwei Monaten. Etwa ein Drittel der Kunden, die sich einen Kaffee zum Mitnehmen holen, bringen den eigenen Becher mit, schätzt Geschäftsführerin Julia Schäfer. "Die freuen sich sehr, dass das bei uns geht", sagt sie.

    Doch viele Kaffeetrinker denken einfach nicht daran, dass die Becher eine Belastung für die Umwelt seien, sagt Post: "Die Becher sind aus Pappe, da denken viele, das wäre ökologisch." Tatsächlich bestehen die Becher aber nur selten aus Recyclingmaterial. Außerdem sind sie mit Kunststoff beschichtet. Für die Herstellung eines einzigen Bechers wird ein halber Liter Wasser verbraucht, wie die Deutsche Umwelthilfe ermittelte. Außerdem landen die Becher fast immer in öffentlichen Mülleimern - es ist deswegen fast unmöglich, die Materialien wiederzuverwerten. "Die meisten Becher werden einfach verbrannt", sagt Felix Poetschke, Sprecher des Umweltbundesamts. 

    Studentin aus München startet "Coffee to go again"-Projekt

    Der Trend, im Alltag auf möglichst viel Müll zu verzichten, verbreitet sich deutschlandweit. In München und Passau haben im Februar verpackungsfreie Supermärkte eröffnet, in Städten wie Berlin und Hamburg gibt es das Konzept schon länger. Das Projekt "Umtüten" aus Kiel will die Kunden dazu bringen, beim Bäcker auf die Papiertüten zu verzichten. Mit der Aktion "Becherhelden" verfolgt auch die Deutsche Umwelthilfe das gleiche Ziel wie Julia Post.

    Bei "Coffee to go again" geht es als nächstes mit einer App weiter. Jeder Kaffeetrinker soll ausrechnen können, wie viel Müll er gespart hat, weil er seinen eigenen Becher mitgebracht hat. Eine Suchfunktion wird die Cafés und Bäckereien anzeigen, die beim Projekt mitmachen.

    Und wenn Julia Post einmal den Becher vergessen hat oder die Handtasche zu klein ist? Dann trinkt sie ihren Kaffee einfach im Café - "to sit". dpa

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