Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer ist mächtig genervt von seinen eigenen Leuten. Wenn es nach ihm geht, dann sollte der neu entflammte Streit in der CSU um den Bau einer dritten Start-und-Lande-Bahn am Münchner Flughafen möglichst schnell wieder beendet werden. Es gebe keinen neuen Sachstand, es werde nur gequatscht, schimpfte Seehofer gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Besonders im Visier hat er dabei nicht nur seinen altbekannten Rivalen, Ex-CSU-Chef Erwin Huber, der ein glühender Verfechter des Startbahnprojekts ist.
Ziemlich verärgert äußerte sich Seehofer auch über den Vorsitzenden der CSU-Fraktion im Landtag, Thomas Kreuzer (Kempten). Und er betonte, „dass ständig neue und unbedachte öffentliche Äußerungen dazu führen könnten, dass ich erkläre, dass in meiner Amtszeit am Flughafen gar nix mehr erfolgt – wobei ich offen lasse, wie lange meine Amtszeit geht.“
Kreuzer ist für die dritte Startbahn
Kreuzer hatte sich, wie berichtet, dafür ausgesprochen, noch in diesem Jahr eine Entscheidung für den Bau der heftig umstrittenen dritten Startbahn in München herbeizuführen. Zumindest über den Weg dorthin sollte möglichst im Einvernehmen mit der Stadt München entschieden werden. Im Grundsatz habe die Stadt, die neben Bund und Freistaat Miteigentümerin der Flughafen München GmbH ist, ohnehin längst zugestimmt. Und das Baurecht sei unanfechtbar. Bedenken, dass eine solche Entscheidung, die dem Münchner Bürgerentscheid aus dem Jahr 2012 widerspräche, politische Turbulenzen auslösen könnten, wies Kreuzer zurück: „In dem Moment, wo der erste Bagger rollt, ist die Diskussion beendet. Dann wird das akzeptiert.“
Seehofer will, wie er gestern deutlich machte, so etwas nicht hören. „So eine Äußerung ist schädlich für die CSU. Das passt nicht zur CSU in Bayern. Die Bevölkerung fühlt sich dadurch provoziert“, sagte der CSU-Chef. Außerdem gebe es in der Frage nach der dritten Startbahn keinerlei Neuigkeiten. Er sei sich mit dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und dessen Vize Josef Schmid (CSU) einig, dass, wenn es so weit ist, die Bevölkerung entscheiden soll. Ein neuer Bürgerentscheid sei aber erst dann nötig, wenn die Zahl der Flugbewegungen wieder klar nach oben gehe. Mit der momentanen Entwicklung, so Seehofer, „können wir gegenüber den Bürgern die dritte Startbahn nicht begründen“.