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Skigebiete: Streit über Schneekanonen spitzt sich zu

Skigebiete

Streit über Schneekanonen spitzt sich zu

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    Der Bau von Schneekanonen kann der Natur schaden. Zu dieser Einschätzung kommt das bayerische Umweltministerium.
    Der Bau von Schneekanonen kann der Natur schaden. Zu dieser Einschätzung kommt das bayerische Umweltministerium. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolbild)

    Die Modernisierung von Skigebieten durch den Bau von Schneekanonen kann die Natur in den Alpen über Jahrzehnte hinweg schädigen. Zu dieser Einschätzung kommt das bayerische Umweltministerium in einer Antwort auf eine Anfrage der Landtags-SPD. Die Opposition sieht sich dadurch in der Kritik an der staatlichen Förderung von Schneekanonen bestätigt und fordert eine Verschärfung der Vorschriften.

    Im Papier des Umweltministeriums heißt es, dass weniger die Beschneiungsanlagen selbst als vielmehr die dafür nötigen Baumaßnahmen Ursache für die Schäden seien. „Bei der Verlegung von Wasser-, Druckluft- und Stromleitungen werden schwere Maschinen eingesetzt, und gerade in höheren Lagen kann es viele Jahrzehnte dauern, bis sich Humusschicht, Bodenleben sowie Pflanzen- und Tierwelt von den Eingriffen erholen können“, so das Ministerium.

    Außerdem könne die künstliche Beschneiung ab einer Meereshöhe von 1400 Metern gravierenden Einfluss auf die örtliche Pflanzenwelt haben. Umweltschäden würden zudem bei der Planierung von Pisten auftreten, das Risiko von Erdrutschen und Hangabbrüchen werde dadurch erhöht.

    Schneekanonen: Opposition fordert Umdenken

    „Der hemmungslose Ausbau der bayerischen Skigebiete mit umweltschädlicher Beschneiungstechnik ist verantwortungslos“, kritisierte Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann. Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn forderte im Gespräch mit unserer Zeitung ein grundsätzliches Umdenken bei der Genehmigungspraxis von Schneekanonen und Bergbahn-Projekten. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung müsse bereits ab 1400 Metern verpflichtend sein – bisher liegt die Grenze bei 1800 Metern.

    Hartmann wiederum hielt Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) vor, den Umweltfrevel zu verharmlosen. Dies sei der eigentliche Skandal. Das Ministerium wies die Vorwürfe zurück. „Die bayerischen Bergregionen sind ein einmaliger Schatz, den es zu erhalten gilt“, sagte ein Sprecher gegenüber unserer Zeitung. Eingriffe in Natur und Landschaft müssten aufgrund des Bundes-Naturschutzgesetzes minimiert oder durch Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden.

    VDS-Präsident: "Seilbahnen arbeiten umweltverträglich"

    Heute werde auf Baustellen am Berg ganz anders verfahren als noch vor 20 Jahren, sagte Peter Schöttl von der Nebelhornbahn in Oberstdorf, zugleich Präsident des Verbandes Deutscher Seilbahnen (VDS). So werde nicht mehr mit schweren Baggern ins Gelände gefahren, sondern leichtere Maschinen kämen zum Einsatz. Aushubmaterial werde beim Bau von Leitungen getrennt gelagert und später sorgsam wieder Schicht für Schicht eingebracht. Schöttl: „Die Seilbahnen arbeiten im eigensten Interesse extrem umweltverträglich.“

    Der Geograf Thomas Dietmann aus Immenstadt ist auf die ökologische Baubegleitung von Bergbahn-Projekten spezialisiert. Er verweist auf eine Analyse und eine Bewertung von Bauprojekten im alpinen Bereich durch das Landesamt für Umwelt (LFU). Daraus habe man bereits vor zehn Jahren konkrete Empfehlungen für die Rekultivierung, die Pistenpflege und die Sanierung von Schäden abgeleitet.

    In Bayern ist Kunstschnee derzeit auf einer Pistenfläche von 946 Hektar möglich. Das entspricht einer Größe von mehr als 1300 Fußballfeldern. Im Allgäu können 340 Hektar, in Oberbayern 438 Hektar Piste beschneit werden. Der Deutsche Alpenverein (DAV) lehnt dies nicht generell ab. „Wir plädieren jedoch für eine Abwägung jedes Einzelfalls“, sagte Umweltschutz-Ressortleiter Jörg Ruckriegel. Der mit dpa

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