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Nördlingen: Stinkende Dampfloks: Kleines Mädchen schreibt der Kanzlerin

Nördlingen

Stinkende Dampfloks: Kleines Mädchen schreibt der Kanzlerin

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    So sieht das Bild der neunjährigen Anna aus, das das Mädchen an Kanzlerin Angela Merkel schickte.
    So sieht das Bild der neunjährigen Anna aus, das das Mädchen an Kanzlerin Angela Merkel schickte. Foto: Familie Bauer

    Die neunjährige Anna ist wütend. Richtig wütend. Und zwar auf die Dampfloks, die regelmäßig vor ihrer Haustüre fahren. Vor Kurzem hat sie sogar einen Brief an Kanzlerin Angela Merkel geschrieben. Anna wohnt mit ihrer Familie schräg gegenüber des Bayerischen Eisenbahnmuseums in Nördlingen. „Die Dampflokomotiven vom Eisenbahnmuseum heizen mit sehr viel Kohle und das stinkt wie Hölle und verpestet unsere Luft, sodass wir nicht mehr draußen spielen können“, schreibt Anna an die Kanzlerin. Sie hat auch ein Bild gemalt. Es zeigt zwei Häuser, Kinder, eine Lok – und viel Ruß.

    Ihre Mutter Katharina beschreibt die Lage so: „Je nachdem, wie der Wind steht, drückt es den Ruß direkt wieder runter“. Und Vater Thomas schildert, wie die weißen Leggings der Tochter nach dem Rutschen schwarz wurden, weil sich der Ruß auf die Spielsachen im Garten der Familie gelegt habe. Thomas Bauer fordert daher gesetzliche Beschränkungen für den Lokbetrieb. Die gebe es schließlich auch in anderen Bereichen, in denen großen Maschinen Schadstoffe ausstoßen. Annas Eltern betonen, dass sie nichts gegen das Museum grundsätzlich einzuwenden haben. Es sei „eine tolle Leistung“, die die Ehrenamtlichen dort erbrächten. Doch sie stören sich am Gestank und am Lärm.

    Das Ehepaar Bauer beschreibt, dass die Signale teilweise sogar in den frühen Morgenstunden zu hören seien. Und wenn am Wochenende Loks unterwegs sind, würden diese teilweise schon unter der Woche angeschürt. Im Sommer wolle man sich an manchen Tagen nicht mehr im Freien aufhalten.

    Andreas Braun ist Betriebsleiter der Bayern Bahn GmbH, die den Verkehr mit Museumsloks und Güterzügen betreibt. Er sagt: „Die Tröterei, die da morgens zu hören ist, kommt nicht von uns, sondern von der DB Regio.“ Überhaupt sieht sich Braun falschen Verdächtigungen ausgesetzt: „Wenn irgendwer in Nördlingen seinen Kohleofen anschürt, ist es immer das Eisenbahnmuseum.“ Der Betrieb unter der Woche sei unvermeidlich, weil Wartung und Prüfarbeiten nur werktags möglich seien. Insgesamt laufe der Betrieb ohnehin lediglich an zehn bis 15 Tagen im Jahr. Die Genehmigung dafür liege vor und Grenzwerte gebe es beim Eisenbahnverkehr in Deutschland grundsätzlich nicht.

    Post aus Berlin

    Für die Eisenbahnaufsicht ist die Regierung von Oberbayern zuständig. Deren Sprecher Martin Nell bestätigt, dass die Bayern Bahn die Dampfloks eisenbahnrechtlich zeitlich uneingeschränkt einsetzen dürfe. Betriebsleiter Braun betont, dass die Besucher gerade deshalb ins Museum kämen, weil dort echte Eisenbahnen unter Dampf stehen. Er sagt: „Wir machen nichts, um die Anwohner zu ärgern. Aber wir erwarten, dass wir auch tun können, was wir tun dürfen.“

    Die neunjährige Anna hat vergangene Woche Post aus Berlin bekommen. Nicht persönlich von der Kanzlerin, aber zumindest aus ihrem Hause. „Die Bundesregierung hat an die Zuständigkeit des Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz verwiesen“, erklärt Thomas Bauer. Seine Tochter Anna ist immer noch wütend.

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