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CSU: Söder wird Ministerpräsident, Seehofer könnte nach Berlin gehen

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Söder wird Ministerpräsident, Seehofer könnte nach Berlin gehen

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    Hand drauf: Horst Seehofer (links) und Markus Söder teilen sich künftig die Macht in der CSU.
    Hand drauf: Horst Seehofer (links) und Markus Söder teilen sich künftig die Macht in der CSU. Foto: Amelie Geiger, dpa

    Der erbitterte Kampf um die Macht in der CSU ist beendet. Horst Seehofer gibt sein Amt als Ministerpräsident auf und macht den Weg für jenen Mann frei, den er unbedingt als Nachfolger hatte verhindern wollen. Markus Söder soll ihn schon im Frühjahr ablösen und dann im Herbst als CSU-Spitzenkandidat die absolute Mehrheit im Bayerischen Landtag verteidigen. Seehofer selbst, der nach dem desaströsen Ergebnis bei der Bundestagswahl unter Druck geraten war, wird Parteichef bleiben. Ob das auf Dauer gut geht? Die neue Doppelspitze gibt sich betont versöhnlich.

    „Es ist jetzt wichtig, dass die Stärksten zusammenarbeiten“, sagt der designierte Ministerpräsident Söder am Tag der Entscheidung. Er meint damit nicht nur seinen Vorgänger, sondern auch Joachim Herrmann, dem bis zuletzt eigene Ambitionen nachgesagt wurden. Wie ernsthaft der Innenminister darüber nachgedacht hatte, gegen Söder anzutreten, bleibt wohl sein Geheimnis. Als die Landtagsfraktion sich zur Abstimmung trifft, gibt es jedenfalls nur einen, der Spitzenkandidat für die Landtagswahl werden will: Markus Söder. Der 50-Jährige wird einstimmig gewählt.

    Kein Kandidat stellt sich gegen Markus Söder

    Endlich am Ziel schlüpft er sofort in die Rolle des Staatsmannes. Er spricht von Demut und Dankbarkeit und stellt dann klar: „Politik ist immer eine Mannschaftsleistung.“ Über seinen Rivalen Seehofer sagt Söder: „Wir haben in den vergangenen Jahren gute Zeiten gehabt und fast gute Zeiten. Aber eines hat uns immer geeint: die Verantwortung für Bayern und die CSU.“

    Ziemlich beste Feinde - Seehofer und Söder in Zitaten

    Horst Seehofer über Markus Söder:

    "Manche Minister muss ich schon am Montagmorgen anrufen und sagen, es reicht jetzt für diese Woche. Und bei anderen muss ich am Wochenende anrufen und nachfragen, ob sie noch am Leben sind." (Spott über den Ehrgeiz Söders, 2009)

    "Von Ehrgeiz zerfressen (...) charakterliche Schwächen (...) zu viele Schmutzeleien." (auf einer Journalisten-Weihnachtsfeier, Dezember 2012)

    "Ich mache Fehler, Markus Söder macht Fehler. Ich geb' sie zu - manchmal. Markus Söder gibt sie zu - neuerdings." (beim CSU-Parteitag über den Streit mit Söder, November 2015)

    Markus Söder über Horst Seehofer

    "Der Horst hat ja mal gesagt, er hört 2018 auf, dann hat er gesagt, er traut sich auch mehr zu, und jetzt ist eine geheime SMS veröffentlicht worden, (...) da steht drin: Ich bleibe solange im Amt, bis der Berliner Flughafen eröffnet wird (...) Unsere Sorge ist nicht, wann er aufhört. Unsere Sorge ist, ob er überhaupt irgendwann aufhören sollte." (Kabarett-Auftritt beim Maibock-Anstich in München, April 2014)

    "Ich habe immer die Wahl zwischen einer halben Stunde Spaß und einem halben Jahr Ärger." (mit Blick auf seine Rede zum Orden wider den tierischen Ernst und Seehofer, Juli 2015)

    "Ich war schon vor der Wahl gegen Personaldebatten. Wir schaffen es nur gemeinsam, nicht einsam." (vor der CSU-Landtagsfraktion in Anwesenheit Seehofers, September 2017).

    "Jetzt ist eine existenzielle Herausforderung, die kann man nur gemeinsam meistern." (im ZDF-Morgenmagazin zur Hoffnung auf einen gemeinsamen Weg mit Seehofer, November 2017) Quelle: dpa

    Der Ältere überlässt dem Jüngeren die Bühne. Erst später wird Seehofer erzählen, man habe sich gegenseitig „eine gute Zusammenarbeit“ versprochen. Wochenlang war es zwischen den beiden Lagern hin und her gegangen. Vor, aber vor allem hinter den Kulissen wurden Pläne geschmiedet. Am Ende hat es die Partei zumindest geschafft, dass es keinen offensichtlichen Verlierer gibt. Der Parteitag wird Seehofer Mitte Dezember noch einmal zum CSU-Chef wählen – ohne Gegenkandidaten. Und schon in der kommenden Woche könnte der 68-Jährige erste Gespräche mit CDU und SPD über eine Neuauflage der Großen Koalition führen. Anders als noch bei den Jamaika-Sondierungen wird auch Söder diesmal mit von der Partie sein. Vieles deutet darauf hin, dass Seehofer bei erfolgreichen Koalitionsverhandlungen als Minister nach Berlin wechselt, um den bundespolitischen Anspruch der Partei zu demonstrieren. Söder soll dann das Ruder in München übernehmen.

    Söder wird spätestens im Februar Ministerpräsident

    Die Wachablösung beginnt spätestens im Februar: Am Politischen Aschermittwoch wird schon der künftige Ministerpräsident die große Bierzeltrede halten. So viel Harmonie wie am Montag war lange nicht in der CSU: Landtagspräsidentin Barbara Stamm umarmt Seehofer zur Begrüßung derart herzlich, dass gleich ihre Brille zu Bruch geht. Großes Gelächter in der Runde. Auch Ilse Aigner zeigt sich tiefenentspannt. Mit ihrer Idee, die Mitglieder abstimmen zu lassen, wer Spitzenkandidat bei der Landtagswahl werden soll, hatte sie sich zuletzt den Zorn der „Söderianer“ zugezogen. Mit der nun gefundenen Lösung kann sie offenbar ganz gut leben. „Grundsätzlich habe ich mich immer auch für eine Doppelspitze ausgesprochen“, sagt Aigner, die selbst einmal als aussichtsreiche Kandidatin für eines der Spitzenämter gehandelt worden war.

    Lesen Sie dazu auch einen Kommentar unseres Chefredakteurs Walter Roller: Für die CSU ist das die beste Lösung

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