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Ammergauer Alpen: So entkamen die Tourengeher aus dem Kreis Augsburg der Lawine

Ammergauer Alpen

So entkamen die Tourengeher aus dem Kreis Augsburg der Lawine

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    Die Bergrettung suchte mit einem Hubschrauber nach den beiden Tourengehern aus dem Landkreis Augsburg.
    Die Bergrettung suchte mit einem Hubschrauber nach den beiden Tourengehern aus dem Landkreis Augsburg. Foto: Symbolbild, Zeitungsfoto.at (dpa)

    Ohne ernsthafte Verletzungen haben zwei Männer aus Wehringen (Landkreis Augsburg) laut Polizei einen Lawinenabgang in den Ammergauer Alpen überstanden. Sie mussten allerdings von der Bergwacht mit einem Helikopter gerettet werden. Wie der Münchner Merkur gestern in seiner Online-Ausgabe berichtete, waren dafür Hilfskräfte aus Ober- und Unterammergau und aus Bad Kohlgrub alarmiert, zudem eine Hundestaffel.

    Wie gestern gemeldet wurde, waren die beiden 51 und 54 Jahre alten Skitourengeher am Mittwochnachmittag auf dem Scheinberg (1926 Meter) unterwegs. Dieser gilt als anspruchsvoller, aber ziemlich sicherer Skitourenberg. „Da gibt es keine Lawine, wenn man auf der normalen Aufstiegs- und Abstiegsspur bleibt“, stellt der Bobinger Andreas Reichinger, ein beim Deutschen Skiverband ausgebildeter Skitourenführer, fest.

    Reichinger kennt die Identität der beiden verunglückten Tourengeher nicht, auch die Polizei macht sie nicht öffentlich. Er kennt aber den Scheinberg, hat ihn bereits mehrmals mit Skiern bestiegen – und er hat sich im Internet über Details des Unglücks kundig gemacht.

    Sicherheit: Tourengeher waren gut ausgerüstet

    Laut Online-Berichten stiegen die beiden Wehringer auf der Normalroute auf den Gipfel und wollten von dort auf der Nordseite ins Lösertal abfahren. Diese Entscheidung hält Reichinger für sehr leichtsinnig. „Die sind vom Gipfel in Steilhänge mit über 35 Grad Gefälle – und das bei Lawinen-Warnstufe 4!“ Diese zweithöchste Warnstufe bestand, weil dort in der Nacht auf Mittwoch teilweise über 40 Zentimeter Schnee gefallen waren, der örtlich auch durch starke Winde verweht war.

    Wie berichtet wird, löste sich gegen 14.30 Uhr knapp 200 Meter unter dem Gipfel ein Schneebrett in einer Breite von 30 und einer Länge von etwa 100 Metern. Die beiden Wehringer wurden von den Schneemassen mitgerissen, aber nicht gänzlich verschüttet. Sie hatten unter anderem mehrere Hundert Euro teure ABS-Lawinen-Rucksäcke dabei, bei denen im Ernstfall über Kartuschen zu beiden Seiten des Rucksacks blitzschnell große Luftsäcke aufgeblasen werden können. Die sollen den Verschütteten dann an der Oberseite der Lawine halten. Dies funktionierte in diesem Fall, die beiden Männer konnten sich in relativ kurzer Zeit selbst befreien.

    Keine ernsthaften Verletzungen

    Andere Skitourengeher sahen den Abgang des Schneebrettes und gaben über Handy Alarm. Um 14.45 Uhr ging auch ein Notruf der Verschütteten ein. Daraufhin wurde die umfangreiche Suchaktion abgeblasen. Zwei Mitglieder der Bergwacht Oberammergau sowie ein Hundeführer wurden mit zwei Helikoptern zum Unglücksort geflogen.

    Laut dem Einsatzleiter der Bergwacht Oberammergau, Stephan Wagner, waren die Männer ansprechbar, „sie standen jedoch deutlich unter Schock“. Sie wurden ins Kreisklinikum Garmisch-Partenkirchen geflogen, sollen sich aber keine ersthaften Verletzungen zugezogen haben.

    Für Andreas Reichinger hatten die beiden „richtig Glück“. Sie hätten Vorsichtsmaßnahmen und Zurückhaltung vermissen lassen, die unter den kritischen Rahmenbedingungen angezeigt gewesen wären. ABS-Lawinen-Rucksäcke, so urteilt der erfahrene Skitourengeher, vermitteln ein trügerisches Sicherheitsgefühl.

    Bergwacht-Einsatzleiter Wagner will die Entscheidung der beiden Wehringer Tourengeher gegenüber unserer Zeitung nicht kommentieren: „Ich kann nicht einschätzen, wie sich die beiden mit der Situation vertraut gemacht haben.“

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